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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes
Autoren: Ulrich Hefner
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zeigte 19.02 Uhr. Eine gute Uhr, Qualitätsarbeit von Anker. Das letzte Geburtstagsgeschenk, das ihm seine Frau gemacht hatte. Pflichterfüllung war es wohl gewesen, was sie dazu veranlasst hatte.
    Mittlerweile waren auch die beiden Zimmer in unmittelbarer Nachbarschaft geräumt worden. Eine Polizistin, verkleidet als Zimmermädchen, hatte die Hotelgäste aufgesucht und über ihre Situation aufgeklärt. Außer den beiden Zielpersonen und der Spezialeinheit war der dritte Stock nun leer.
    »Sie haben recht, draußen im Neulander Feld wartet ein Lear-Jet«, sagte der bärtige Kripochef aus Bremen zu Trevisan. »Der Abflug ist für 20.30 Uhr angemeldet. Zielflughafen ist Sankt Petersburg.«
    »Also, greifen wir jetzt zu?«, fragte der SEK-Einsatzleiter ungeduldig.
    »Wir warten noch!«, antwortete Kirner. »Wir haben die Lage besser im Griff, wenn die beiden aus dem Zimmer kommen.«
    Der Einsatzleiter schaute seinen Vorgesetzten fragend an.
    »Und was tun wir, wenn der Killer seinen Auftrag im Zimmer erfüllt?«, fragte der Bremer Kripochef. »Immerhin müssen wir davon ausgehen, dass er hier ist, um Romanow zu töten.«
    »Das hätte er längst tun können«, mischte sich Trevisan ein. »Er soll Romanow zurückbringen, deshalb ist er gekommen und deshalb wartet auch ein Privatjet der Kallimov-Ölgesellschaft auf dem Flughafen.«
    Der bärtige Kollege überlegte. »Was geht da drinnen jetzt vor?«, fragte er den SEK-Beamten. Der führte ein kurzes Funkgespräch und erklärte dann: »Sie sitzen auf der Couch und reden.«
    Technikern des Einsatzkommandos war es inzwischen gelungen, über die Fassade eine kleine Kamera vor dem Fenster des Zimmers 312 zu platzieren. Sogar ein Mikrophon übertrug inzwischen aus dem Raum. Der Wortlaut war zwar nicht zu enträtseln, doch aus der gleichmäßigen und eher gedämpften Sprache war zu erkennen, dass es sich wohl eher um ein entspanntes Gespräch handelte.
    »Trotzdem, es ist meine Verantwortung«, beschloss der Kripochef. »Wir sind hier in meinem Zuständigkeitsbereich und ich will nichts riskieren.«
    Trevisan schaute Kirner an. Sein Gesicht war angespannt. »Wie hoch ist das Risiko für Ihre Männer bei einem Sturmangriff?«, fragte Trevisan mit einem letzten Versuch, den Bremer Kollegen von einem unkalkulierbaren Überraschungsangriff abzuhalten. Er war überzeugt davon, dass in Kürze beide den Raum verlassen würden. Ein Zugriff auf dem Flur wäre weitaus planbarer und von geringerem Risiko für die Einsatzkräfte.
    Der Einsatzleiter überlegte. »Wir kennen ihre genaue Sitzposition und können ihre Reaktionen von außen überwachen. Aber es gibt tote Winkel und der kleine Flur bis zum Wohnzimmer bleibt das große Problem. Meine Leute müssen die Tür aufbrechen, es scheint, als ob die Kette vorgelegt ist. Angenommen, wir brauchen dafür eine halbe Minute, dann haben beide Zimmergenossen ausreichend Zeit, sich in Deckung zu bringen und eventuelle Waffen einzusetzen.«
    »Kurzum, es können Polizisten verletzt oder gar getötet werden?«, resümierte Trevisan.
    »Ich kann es nicht ausschließen«, bestätigte der SEK-Beamte. »Weder im Zimmer noch auf dem Flur, aber das Risiko ist bei einem Sturm des Raumes ungleich höher.«
    Der bärtige Polizeichef wurde unsicher. »Aber Sie haben selbst gesagt, dass es auch möglich ist, dass der Killer Romanow erschießen wird. Wir können dabei nicht einfach zusehen.«
    »Wenn er Romanow umbringen wollte, dann hätte er es längst getan«, schaltete sich Kirner ein. »Sie tragen auch für Ihre Männer die Verantwortung. Denken Sie daran.«
    »Aber was wird die Presse schreiben, wenn wir tatenlos zusehen, wie jemand in seinem Zimmer getötet wird?! Am Ende fallen alle Fehlschläge auf mich zurück.«
    Kirner schüttelte den Kopf. »Sagen wir es einmal so: Das ist ein Fall des LKA und ich trage hier die Verantwortung. Und ich sage, wir warten, bis die beiden das Zimmer verlassen. Erst dann schlagen wir zu.«
    Der SEK-Mann schaute seinen Chef an, dem deutlich anzumerken war, dass es in seinem Gehirn arbeitete.
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, antwortete der Bärtige. »Ich bin der Ranghöchste hier.«
    »Dann würde ich vorschlagen, Sie rufen Ihren Direktionsleiter an und sprechen mit ihm die Sache ab. Federführend ist hier das Landeskriminalamt. Schließlich werden Romanow und sein Gast wegen eines Anschlages auf den stellvertretenden Bezirksdirektor des Weser-Ems-Kreises gesucht.«
    Der Bärtige schaute auf seine Armbanduhr. »Zum
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