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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes
Autoren: Ulrich Hefner
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eines Schusswechsels verletzt werden.«
    »Und wie, ohne dass die etwas merken?«, fragte der Bärtige.
    »Wir brauchen ein paar Uniformen des Hotels«, antwortete Kirner.
    Der Bärtige griff zum Handy. »Wird sofort veranlasst.«
    *
    Das Auftauchen von Algardis Valonis war ein eindeutiges Zeichen. Romanow wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Petrov hatte ihn geschickt. Nur wusste er nicht, ob Valonis gekommen war, um ihn hier zu töten oder ihn mit nach Russland zu nehmen. Er tippte eher auf das Letztere, denn noch lagerten auf Auslandskonten elf Millionen Dollar, an die Petrov und seine Investoren nur über ihn herankamen. Würde Petrov eines Exempels wegen auf das ganze Geld verzichten?
    Er versuchte sein Zittern zu verbergen und Selbstsicherheit auszustrahlen. Valonis stand mitten im Zimmer und richtete den Blick auf die beiden schwarzen Reisetaschen, die neben dem Tisch auf dem Boden standen.
    Romanow dachte an seine Tokarew, die er für alle Fälle ins Außenfach einer der Reisetaschen gesteckt hatte. Er wusste, wie gefährlich dieser Gedanke war. Valonis wurde gerufen, wenn es besonders heikle Aufgaben zu erledigen gab. Und bislang hatte er noch nie versagt. Romanow ging zur Minibar in der Ecke. Der wache Blick von Valonis folgte ihm.
    »Einen Drink für meinen unverhofften Gast?« Romanow öffnete den Kühlschrank und holte eine Flasche Cognac heraus.
    »Ich trinke nicht«, antwortete der Litauer kalt.
    Ob Valonis schon die Neuigkeiten aus Russland gehört hatte, überlegte Romanow. Ob die Gerüchte wahr waren, die er nach einem Anruf in Sankt Petersburg über Petrov und dessen Ölgesellschaft gehört hatte? Wusste Valonis, was in Moskau mit seinen Auftraggebern geschehen war? Wenn die Neuigkeiten der Wahrheit entsprachen und er Valonis davon überzeugen konnte, dann gab es noch eine Chance. Eine winzige Chance. Es kam ganz darauf an, wann Petrovs Gefolgsmann gestartet war und wie eng er Kontakt zu seinem Auftraggeber hielt.
    »Ich bin überrascht über Ihren Besuch, ich dachte nicht, dass ich Sie wiedersehe.« Romanow setzte sich auf das Sofa. Nach einem Schluck aus seinem Cognacschwenker blickte er auf und neigte den Kopf zur Seite. Die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn wischte er mit einer zufällig wirkenden Handbewegung fort. »Ich nehme an, Sie sollen sich über den Fortgang der Dinge informieren. Ich muss zugeben, dass wir in letzter Zeit Schwierigkeiten hatten, aber nun sind wir auf einem guten Weg. Wir werden in der kommenden Woche einen positiven Bescheid erhalten. Mitte März wollen wir mit der ersten Bauphase beginnen.«
    Valonis trat einen Schritt näher. »Es wird keinen Baubeginn geben«, antwortete er. »Sie schulden jemandem sehr viel Geld und der will es zurückhaben.«
    Romanow schluckte. »Das Geld? Und dann?«
    Valonis baute sich vor Romanow auf. »Das ist nicht mehr meine Sache.«
    Romanows Augen flogen nervös zwischen dem Litauer und der Reisetasche hin und her. »Wie viel bekommen Sie für den Auftrag? Zweihundert, dreihunderttausend, eine halbe Million? Dort drüben in den Taschen befinden sich fast sechs Millionen Dollar. Sauberes Geld. Es gehört Ihnen. Sie nehmen die Taschen und verschwinden und wir sehen uns nie mehr wieder.«
    Valonis lachte. »Ich führe meine Aufträge immer zu Ende.«
    »Und wenn ich Ihnen sage, dass Ihr Auftraggeber längst in einem Moskauer Gefängnis sitzt?«
    Valonis schüttelte den Kopf. »Um ein Leben feilscht man nicht mit mir.«
    Romanows Hand schob sich in Richtung seiner Jackentasche. Sofort zuckte die Hand des Litauers unter den Mantel.
    Romanow streckte seine Hände mit den Handflächen nach außen in die Höhe. »Ich … ich habe kein Waffe. Ich möchte nur, dass Sie mir glauben.«
    Valonis beugte sich zu ihm herab und fasste in die Jackentasche. Er zog ein silbernes Handy hervor.
    »Nur einen Anruf«, bat Romanow. »Einen einzigen Anruf.«
    »Das Flugzeug steht bereit«, antwortete Valonis kalt.
    »Sie haben nichts zu verlieren«, bettelte Romanow. »Wenn wir zurückkommen, werden wir beide verhaftet, Sie müssen mir glauben. Nur dieses einzige Mal. Es gibt keinen Auftrag mehr.«
    Valonis musterte Romanow eindringlich. Der Dicke hatte Angst. Schweigen senkte sich über die beiden herab. Minutenlanges Schweigen. Schließlich streckte Valonis dem Russen das Handy unter die Nase. Romanow griff danach wie ein Ertrinkender nach einem Rettungsring.
    Er wählte mit fahrigen Fingern die Nummer seines Kontaktmannes.
    *
    Trevisans Armbanduhr
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