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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes
Autoren: Ulrich Hefner
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Flughafen fährt man knapp zwanzig Minuten. Es ist kurz vor halb acht. Die beiden müssen noch die Passkontrolle hinter sich bringen. Sagen wir, wenn sich in den nächsten zehn Minuten nichts tut, dann stürmen wir.«
    Über Trevisans Gesicht huschte ein Lächeln. »Eine kluge Entscheidung.«
    Es dauerte acht Minuten, bis sich etwas tat. Über Funk kam die Meldung, dass die beiden Männer den Raum verließen.
    *
    Romanow trat als Erster hinaus in den mit rotem Teppichboden ausgelegten Flur. Er trug in jeder Hand eine schwarze Reisetasche. Valonis folgte in einigem Abstand. Die rechte Hand hatte er unter seinen offenen Mantel geschoben.
    Romanow wandte sich nach links, wo sich die Treppe befand. Offenbar hatte sich Valonis gegen die Benutzung der Fahrstühle am anderen Ende des Flures entschieden.
    Knapp ein Meter Abstand trennte die beiden Männer. Valonis ging direkt hinter dem Russen, fast so, als wolle er ihn als Schutzschild benutzen. Nur der Kopf des Killers überragte sein Opfer. Im Schein der Wandleuchten schritten die beiden gemächlich auf das Treppenhaus am Ende des Flures zu. Valonis wandte sich von Zeit zu Zeit um. Hinterher wusste niemand, was ihn gewarnt hatte, vielleicht hatte er eine verdächtige Bewegung in seinem Rücken erkannt, vielleicht war es aber auch nur sein Instinkt, der ihn zum plötzlichen Ziehen seiner Waffe veranlasste. Es blieb keine Zeit mehr.
    »Halt, Polizei! Hände hoch und keine Bewegung«, schrie einer der Einsatzbeamten hinter den beiden Männern. Doch Valonis dachte gar nicht daran. Blitzschnell wandte er sich um und brachte die Waffe in Anschlag. Der Schuss schlug in einen Erlenholzschrank ein, hinter dem sich ein SEK-Mann gerade noch in Sicherheit bringen konnte. Dann stürmten die Polizisten von beiden Seiten des Flures vor. Romanow ließ sich geistesgegenwärtig zu Boden fallen. Bevor Valonis ein zweites Mal schießen konnte, peitschte die kurze Salve einer Maschinenpistole auf. Ihr Stakkato wurde durch den Schuss eine Faustfeuerwaffe bereichert. Valonis’ Körper zuckte zusammen und wurde von der Wucht der Geschosse gegen die Wand geschleudert. Trotzdem gelang es ihm, noch einen Schuss abzugeben, der eine der Taschen durchschlug und Romanows Wade streifte. Dann brach der Killer aus Sankt Petersburg zusammen. Die Waffe fiel aus seiner Hand und sein Körper rutschte schlaff zu Boden. In sitzender Position, den Rücken an die Wand gelehnt, kam er zur Ruhe. Schon sprangen die SEK-Beamten von beiden Seiten auf die Männer zu. Doch Valonis war tot. Mehrere Schüsse hatten ihn getroffen, ein Projektil war in seinen Kopf eingedrungen.
    Zwei Polizisten drückten Romanow zu Boden und legten ihm Handschellen an, während die anderen Beamten ihre Kollegen sicherten.
    *
    Nachdem über Funk gemeldet worden war, dass die Lage unter Kontrolle sei, begaben sich Kirner und Trevisan zusammen mit den Bremer Kollegen in den dritten Stock. Romanow saß auf einem Sessel neben dem Treppenaufgang. Der Mann war kreidebleich und zitterte am ganzen Körper.
    Trevisan kniete sich nieder und zog mit den Fingerspitzen den Reißverschluss einer der Taschen auf. Als er die Dollarnoten erkannte, pfiff er durch die Zähne.
    Kirner baute sich vor dem Russen auf. »Alexander Romanow, ich verhafte Sie wegen Anstiftung zum Mord und Mordversuches in mehreren Fällen. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Russe nickte. »Ich will einen Anwalt.«

Epilog
    Trevisan saß auf einem gepolsterten Ledersessel und stellte das Glas Orangensaft zurück auf den gläsernen Tisch.
    »Es ist vorbei.« Er schaute Friederike van Deeren in die Augen. »Der Haftbefehl gegen Sie ist aufgehoben. Sie können gehen, wohin Sie wollen.«
    Die Frau saß ihm im Schneidersitz gegenüber. Die letzten Tage hier in Oldenburg hatten ihr gut getan. Sie sah erholt aus und die Blässe war aus ihrem Gesicht gewichen. »Können Sie mir sagen, wie Larsen gestorben ist?«
    Trevisan räusperte sich. »Die haben versucht, das Versteck der CD aus ihm herauszubringen. Er nutzte eine Gelegenheit und ist geflüchtet. Sie haben ihn verfolgt, dabei ist er von der Brücke gesprungen und ertrunken.«
    Rike schlug die Hände vor das Gesicht. »Und sein Mörder?«
    »Der Haupttäter starb auf der Treppe in Onno Behrends Haus«, antwortete Trevisan. »Die Komplizen sind in Haft.«
    »Was wird aus Töngen und den anderen, die von dieser Bande angegriffen wurden?«
    »Töngen wird das Krankenhaus am Ende der Woche verlassen und Onno Behrend ist auch auf dem Weg der
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