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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer
Autoren: Kooky Rooster
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und versuchte, mit seinem Freund Schritt zu halten. Niko hörte gar nicht recht hin, spürte auch nicht Bernds Hand, als sie sich in seine schmiegte. Er fühlte sich, wie in ein anderes Universum gestoßen. Ein grausames, gemeines Universum, das ihm alles wegnehmen wollte – das ihm
Bernd
wegnehmen wollte.
    „Niko, Schatz, es ist vorbei. Ich glaube, dieser …“, Bernd schnaubte ungläubig, „… 
Raffael Hagen
ist ebenfalls ein Wiederkehrer.“ Doch der Trost nützte nichts, ganz im Gegenteil. Nikos Blick wurde verschwommen, eisige Kälte kletterte seinen Rücken hoch. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, schrille Verzweiflung tobte durch sein ganzes Sein. Wie hatte er nur vergessen können, dass das Wiederkehren einen Preis hatte, den zu zahlen er nicht bereit war?
    „Du bist ja ganz bleich!“, bemerkte Bernd, als sie im Flur standen und sich die Schuhe auszogen. „Lass dich umarmen!“, murmelte er und drückte Niko fest an seine Brust, der dies zunächst lasch und distanziert über sich ergehen ließ. Bernds Duft, sein fester, warmer Körper und seine so typische, souveräne Art, drangen durch den Schleier des Elends hindurch und Niko schlang die Arme fest um seinen Freund. Er krallte sich an ihm richtig fest und begann hemmungslos zu Schluchzen. Oh Mann, so viel wie seit seiner Wiederkehr hatte Niko in seinem ganzen alten Leben nicht geweint. Doch es war ihm auch nie etwas so wichtig gewesen, hatte ihm nichts so viel bedeutet, wie diese Liebe. Er hatte sich nie so gefreut, nie so gelacht wie in diesem neuen Leben, aber eben auch nicht geweint. Mit jeder Träne, die er nun vergoss, beweinte er auch den Kummer seiner Kindheit, schwappte er die Verhärtungen seiner Seele weg und wurde zufriedener. Als wüsste Bernd das, bohrte er weder nach, noch versuchte er, die Tränen möglichst schnell zum Versiegen zu bringen, sondern hielt Niko so lange, wie er es brauchte.
    „Ich erzählte dir davon, dass du nicht der Mann bist, den mein Schutzengel mir aufgetragen hat zu lieben“, erklärte Niko schniefend, als er sich aus der Umarmung löste.
    „Ja, du hast Schiss, weil du nicht weißt, welche Konsequenzen das hat“, wusste Bernd und musterte seinen Freund besorgt, strich ihm mit dem Daumen eine der Tränen von den Wangen.
    „Ich glaube
er
ist es“, gestand Niko leise und senkte den Blick.
    „Wen meinst du? … Scheißkopf? Hast du nicht gesagt, dein Schutzengel hätte nur vage Andeutungen gemacht? Wieso denkst du, dass
er
es ist?“, fragte Bernd irritiert.
    „Harry hat nur einen Namen genannt,
Raffael Hagen!“
, stieß Niko hervor, „Hast du eine Ahnung, wie viele Männer so heißen? Das ist eine
verdammt
vage Angabe! Ich habe die ganze blöde Stadt abgesucht und der einzige Kerl, der in Frage kommen könnte, ist Scheißkopf. Ansonsten gibt es nur noch einen kleinen Jungen, der so heißt, und zweit alte, grantige Männer … Der Vollidiot hat mich zusammengeschlagen, weil ich vor seiner Tür stand und wissen wollte, ob
er
es ist, den Harry meint. In meiner unsäglichen Voraussicht habe ich seiner komischen Schwester erzählt, dass ich schwul bin – deswegen hat er mich verfolgt und zusammengeschlagen. Ich wollte nicht glauben, dass ich wirklich
diesen
Kerl lieben soll – aber nach der Begegnung heute bin ich mir einfach nicht mehr sicher. Ich meine, er ist kein Killer mehr, vermutlich sogar ein Wiederkehrer wie wir … es scheint irgendwie plausibel. Aber ich kann das nicht und ich
will
das auch nicht. Aber wenn ich es nicht tu … was passiert dann mit mir? Was passiert mit
uns
?“, jammerte Niko.
    „Habe ich das richtig verstanden? Die einzige Angabe, die dein Schutzengel gemacht hat, war der
Name
?“, fragte Bernd mit einem ungläubigen Schnauben und sah Niko an, als hätte dieser auf einmal grüne Punkte im Gesicht.
    „Ja … und, dass er auf meiner Party sein würde. Aber da war keiner, der so heißt“, erklärte Niko verzweifelt, „Aber vielleicht war das nur ein sehr weit gefasster Begriff. Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass jemand mit diesem Namen in derselben Wohnanlage wie ich lebt?“
    Bernd stieß ungläubig Luft aus. Er schüttelte den Kopf, kniff die Augen zusammen, fuhr sich durchs Haar, über die Stirn. Er warf Niko einen skeptischen Blick zu, wirkte völlig irritiert, belustigt, überfordert, als könne er diese Information überhaupt nicht fassen.
    „Du sollst also einen Raffael Hagen lieben, der auf deiner Party war?“, fasste er zusammen.
    „Ja“,
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