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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer
Autoren: Kooky Rooster
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nur … ich hab Angst, dass …“
    „Schatz, Schatz, Schatz“, brabbelte Bernd und drückte seinen Freund noch fester an sich. „Du konntest Benni nicht retten, du konntest Simon nicht retten und alle anderen auch nicht – aber das war auch niemals deine Aufgabe. Alles was dich betrifft, das hat doch funktioniert. Du hast die Druckerei übernommen, du bist mit mir zusammen, du siehst besser aus als je zuvor, du kannst fühlen und gehst durch Höhen und Tiefen. Du bist nicht abgestumpft, wie in deinem alten Leben. Du kannst vielleicht andere nicht retten, aber
dein
Leben hat sich verändert,
deines
konntest du beeinflussen.“
    „Aber heute ist …“
    „Fühlst du dich lebensmüde? Willst du sterben?“, fragte Bernd, legte dabei zärtlich die Hände auf Nikos Wangen und schaute ihm eindringlich in die Augen.
    „Nein, überhaupt nicht. Ich will hundert Jahre werden, dann wiederkehren und nochmal hundert Jahre leben und nochmal und ich will dich dabei an meiner Seite“, erklärte Niko und streichelte Bernds Wange. Dieser strahlte ihn an, aber er konnte seine Angst nicht verbergen.
    „Na, siehst du! Die Voraussetzungen, die vor zehn Jahren zu deinem Tod geführt haben, sind nicht erfüllt. Keine Trennung, keine Kündigung, du hast Freunde – wenn auch nicht dieselben wie noch vor einigen Jahren, und hey, du bist Chef deiner eigenen Firma und du hast einen starken Lebenswillen. Dir wird nichts passieren, glaube mir!“, beruhigte Bernd seinen Freund.
    „Du hast wahrscheinlich recht“, sagte Niko leise.
    „Lass uns frühstücken, das wird ein harter Tag für dich“, meinte Bernd.
    Als das Telefon läutete, glotzten sie beide darauf. Nikos Herz hämmerte wild und Bernd griff nach seiner Hand, drückte sie. Mit zitternden Fingern griff Niko zum Handy.
    „Mama hat Krebs“, schluchzte Nikos Vater ins Telefon. Die Liebenden wechselten einen alarmierten Blick. „Es geht zu Ende“, schluchzte der Vater, „Was soll ich jetzt tun? Ich weiß noch nicht einmal, wie ich den Herd ankriege!“
    „Ich fahre gleich los und komme vorbei“, erklärte Niko knapp und legte auf. In der Firma hatte er schon gestern Bescheid gegeben, dass er den Rest der Woche nicht da sein würde.
    „Ich soll wirklich nicht mitkommen?“, fragte Bernd. Sie hatten über diesen Tag und die Situation schon oft gesprochen. Niko bestand darauf, alleine ins Krankenhaus zu fahren. Die Eltern akzeptierten Bernd nicht, sie akzeptierten auch Niko nicht – aber da Ben tot war, wusste Nikos Vater wohl nicht, wen er sonst anrufen sollte. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Niko wollte vermeiden, dass es am Sterbebett seiner Mutter schließlich um nichts anderes ginge als darum, wer dabei sein dürfe und wer nicht. Nikos Vater würde nicht zulassen, dass Bernd sich zu ihnen gesellte und ihn stundenlang draußen vor der Tür stehen lassen, doch das wollte Niko seinem Freund nicht zumuten. Es war besser, wenn Bernd in den ganzen Dreck nicht hineingezogen wurde und stattdessen hinterher für Niko da war.
    „Es macht mir nichts aus, vor dem Krankenhaus zu warten, das weißt du“, versicherte Bernd.
    „Sei einfach nachher für mich da“, sagte Niko. „Es wird schon stressig genug sein, dass nur
ich
auftauche.“
    „Es macht mir nichts aus, wenn sie blöd …“, begann Bernd.
    „Aber mir!“, fiel Niko ihm ins Wort und damit war die Sache erledigt. Niko ließ sich nicht umstimmen. Das lag auch daran, dass er Angst hatte, Bernd mit ins Unglück zu reißen, falls ihm auf der Fahrt ins Krankenhaus
doch
etwas zustoßen sollte. Er traute dem Glück nicht, egal welche Argumente Bernd brachte. Der Alptraum heute Morgen hatte die Angst, dass etwas passieren könnte, außerdem noch einmal verstärkt.
    Als Niko sich auf den Weg machte, umarmten sie sich lange und innig.
    „Du rufst mich an, wenn du da bist“, bat Bernd und seine Mundwinkel wackelten nervös.
    „Das ist das Erste, was ich tu“, versprach Niko und blickte Bernd mit angsterfüllten Augen an. Auch wenn Bernd es nicht aussprach, aber sein Blick flehte, Niko sollte nicht fahren, und auch wenn dieser es nicht aussprach, er wollte am liebsten bleiben. Nikos Mutter würde ihn ohnedies nicht brauchen, um zu sterben und sein Vater … Scheiß auf ihn!
    „Wenn es sein soll, dann können wir es nicht verhindern, egal was wir tun“, flüsterte Bernd. Darüber hatten sie im Vorfeld auch schon oft gesprochen.
    „Ich weiß“, hauchte Niko. „Aber ich will hundert Jahre alt werden, und
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