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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady
Autoren: GEORGINA DEVON
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Oberkörper einer eingehenden Musterung.
    Endlich zuckte er die Schultern. „Und seit wann kleiden sich vornehme Damen wie arabische Bauchtänzerinnen?“ Er neigte den Kopf. „Obwohl Ihre weiten Pumphosen einen entzückenden Gegensatz zu dem wirklich sehr englischen Strohhut und gestärkten weißen Hemd bilden. Das dürfte doch wohl eher für einen Herrn geschneidert worden sein, wenn ich nicht irre. Wirklich ganz hinreißend.“
    Ihr wurde heiß und kalt. Zum Teufel mit diesem Kerl! Wieso verunsicherte er sie nur derart? Es war ihr schlicht ein Rätsel! Dabei war sie es wahrlich gewohnt, sich gegen Männer durchzusetzen, ganz gleich, was sie gerade trug. Ihre gegenwärtige Kleidung hatte allerdings schon ihre Brüder Guy, der den Titel Viscount Chillings trug, und Dominic zutiefst schockiert. Obwohl die beiden eine ganze Weile immer wieder wütend verlangt hatten, dass sie sich für eine englische Dame angemessen kleidete, gab sie nicht nach. Inzwischen hatten die zwei sich allerdings beruhigt – nun, zumindest fast … Sie lächelte fein. Wenn sie den Brüdern jetzt in dieser Aufmachung begegnete, sahen sie sie nur noch vorwurfsvoll an, schwiegen aber ansonsten.
    Vorwurfsvoll waren die Blicke des Herrn, der gerade vor ihr stand, jedoch wohl kaum zu nennen. Vielmehr schien er sie sich ganz ohne Kleidung vorzustellen, wenn sie sich nicht schwer irrte, was sie für unwahrscheinlich hielt. Annabell kannte diesen Gesichtsausdruck von ihrem verschiedenen Gemahl. Allerdings empfand sie heute dabei keinen Ekel, sondern fühlte sich plötzlich wie ein blutjunges Schulmädchen!
    „Da hat man mir schon geschliffenere Komplimente gemacht“, erklärte sie spitz.
    Mit wenigen Schritten näherte er sich ihr. „Das glaube ich gern“, flüsterte er.
    Verärgert presste sie die Lippen aufeinander und sah ihm fest in die Augen, während er noch näher kam.
    Die Sonne brach durch die dunkle Wolkendecke und tauchte das Paar in warmes Licht. Annabell betrachtete ihn. Die feinen Linien um die tief liegenden Augen mit den schweren Lidern verrieten einen gewissen Hang zu Ausschweifungen. Er musste ungefähr Mitte dreißig sein und schien ein anstrengendes Leben geführt zu haben. Wenn sie allerdings den Glanz seiner Augen so recht betrachtete, hatte er wohl zumindest die Ausschweifungen sehr genossen. Zweifellos war er ein Verführer und Draufgänger, wie er im Buche stand. Nun, ihr konnte es gleich sein. Außerdem war sie schon früher mit Männern dieses Schlages fertig geworden. Tatsächlich war ihr jüngerer Bruder ebenfalls ein solcher Frauenheld, und es gelang ihr stets, ihn wieder zur Räson zu bringen – selbstverständlich war sie nie selbst das Opfer von Dominics Gelüsten geworden.
    „Nachdem Sie mich nun also hinreichend lange wie einen aufgespießten Schmetterling angestarrt haben, können Sie ja wohl endlich Ihrer Wege gehen.“ Scharf fügte sie hinzu: „Ich bin nämlich beschäftigt.“
    Er schenkte ihr einen verlangenden Blick. „Das will fast so scheinen.“ Wieder machte er einen Schritt auf sie zu. „Allerdings befinden Sie sich dabei auf meinem Besitz.“ Vielsagend erklärte er dann: „Ich bin sehr gespannt, wie Sie mich dafür zu entschädigen gedenken.“
    „Ich schulde Ihnen nicht das Geringste“, widersprach sie verärgert und trat beiseite. „Falls Sie Sir Hugo Fitzsimmon sind, so hat Ihr Verwalter mir die Erlaubnis erteilt, mich hier aufzuhalten.“
    Noch immer erwartungsvoll lächelnd, versperrte er ihr den Weg. „Bedauerlicherweise hat er mich hierzu nicht um meine Zustimmung ersucht.“
    „Darüber müssen Sie sich dann wohl mit ihm unterhalten“, gab sie zurück. „Und nicht mit mir.“
    Himmel, was war nur mit ihr los? Sie kannte den Mann überhaupt nicht, und dennoch spürte sie ein unerklärliches Verlangen …
    In diesem Augenblick packte er sie beim Arm und zog sie dann langsam an sich. Sein sonnengebräuntes Gesicht war dem ihren jetzt ganz nah, und sie fühlte, wie muskulös er war. Zweifellos hatte er sich wie viele elegante Herren der sportlichen Ertüchtigung ebenso verschrieben wie dem Laster.
    Mit diesen Überlegungen versuchte sie sich verzweifelt davon abzulenken, welche Spannung gerade von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff. Dieser Mann besaß etwas, das ganz ungeahnte Empfindungen in ihr zum Leben erweckte. Was immer es auch sein mochte, ihr wollte es ganz und gar nicht gefallen!
    Er sah sie an, als könnte er jeden ihrer Gedanken lesen – was ihn offensichtlich
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