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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady
Autoren: GEORGINA DEVON
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amüsierte. Mit der freien Hand zog er an dem kirschroten Satinband ihres breitkrempigen Huts, das Annabell unter dem Kinn zu einer Schleife gebunden hatte. Der Hut rutschte ihr bis auf den Rücken hinunter.
    „Wie können Sie es wagen?“
    Er lächelte. „Das war erst der Anfang.“
    Und schon spürte sie seine Lippen auf den ihren. Sie hatte einen harten, grausamen Kuss erwartet … stattdessen war er unwiderstehlich.
    Mit sinnlicher Zärtlichkeit eroberte er ihren Mund, umfasste ihren Hinterkopf und verflocht die Finger mit dem seidigen Haar. Dabei zog er sie noch fester an die Brust, sodass sie kaum atmen konnte.
    Als sein Kuss sich vertiefte, schloss sie die Augen und gab sich ganz seinen Zärtlichkeiten hin. Heiß und kalt schien es ihr über den Rücken zu laufen. Ohne auch nur nachzudenken, wurde sie das willfährige Opfer seiner Verführung und des eigenen Verlangens. Ihr Verstand war dagegen machtlos.
    „Ah …“, hauchte er endlich leise und gab ihren Mund frei. „Sie haben mich wirklich annehmbar entschädigt.“
    Entsetzt öffnete Annabell die Augen und erwachte aus ihrem Tagtraum. Was hatte sie nur getan? Sich wie eine Kokotte benommen! Und dabei erfüllten die fleischlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau sie doch eher mit Ekel! Das hatte ihr der Gemahl früher oft genug zum Vorwurf gemacht – und sie konnte ihm nicht widersprechen.
    Mit aller Kraft versuchte sie, den Fremden von sich zu stoßen.
    „Lassen Sie mich gehen!“ Die Schamesröte ließ ihre Wangen förmlich lodern.
    Amüsiert lachte er auf, hielt sie aber weiter fest. „Und was bekomme ich dafür?“
    Funken der Wut schienen in ihren Augen zu tanzen. „Die Frage ist wohl eher, was ich mit Ihnen mache, falls Sie sich weigern, Sir!“
    Der Wind spielte in seinem Haar. „Ist das eine Drohung oder eher ein Versprechen?“ Wohlgefällig ließ er den Blick über sie gleiten. „Eher Letzteres, darf ich doch wohl hoffen?“
    „Sie sind kein Gentleman und besitzen offenbar auch nicht eben einen scharfen Verstand.“ Annabell war meistens sehr ehrlich mit sich selbst. Und so konnte sie leider nicht abstreiten, dass er allen Grund zu dieser Selbstgefälligkeit besaß. Schließlich hatte sie sich ihm haltlos hingegeben. Die Erkenntnis stachelte ihre Wut allerdings nur noch mehr an.
    „Ach nein?“, fragte er drohend, und jeder Anflug eines Lächelns war aus seinem Gesicht verschwunden. „Dabei durchschaue ich Sie vollkommen. Soll ich es Ihnen noch einmal beweisen, indem ich unser beider Verlangen erhitze?“
    „Sie sind bereits einmal zu weit gegangen“, entgegnete sie aufgebracht. „Ich habe Ihnen vielleicht gestattet, mich zu küssen …“
    „Gestattet? Sie haben meinen Kuss leidenschaftlich erwidert!“
    „Ganz im Gegenteil.“
    Offensichtlich hatte er seinen Humor wiedergefunden, denn er lachte nun herzlich. Wieder schien es ihr heiß und kalt über den Rücken zu laufen. Jetzt war es aber genug! Sie schob ihn fort und hakte dabei ein Bein hinter sein Knie, sodass er zu Boden stürzte.
    Dort blieb er sitzen und betrachtete sie erstaunt. „Sie wissen sich zu verteidigen, Teuerste.“
    „Ich habe zwei Brüder. Da lernt man schnell.“ Während Sir Hugo aufstand und sich die Kleidung richtete, fügte sie hinzu: „Falls niemand Sie über meine Anwesenheit hier unterrichtet hat, ist dies die Schuld Ihres Verwalters, der mir die Erlaubnis zu den Ausgrabungen hier erteilte. Vielleicht konnte er Sie nicht erreichen. Wenn Sie wünschen, zeige ich Ihnen gerne seinen Brief an mich …“
    „Nein, nein, ich glaube Ihnen, Miss …“
    Stolz hob sie das Kinn. „ Lady Fenwick-Clyde.“
    Er verneigte sich spöttisch vor ihr. „Sehr angenehm. Bitte fangen Sie ruhig mit meinem Land an, was immer Ihnen beliebt, bis ich mit meinem Verwalter gesprochen habe.“
    Mit einem letzten genießerischen Blick auf sie wandte er sich um und ging hinüber zu der kastanienbraunen Stute, die ein Stück entfernt graste. Erst jetzt bemerkte Annabell, dass er leicht hinkte, obwohl es tatsächlich kaum wahrzunehmen war und ihm nichts von seiner katzenartigen Geschmeidigkeit nahm.
    Was stand sie hier eigentlich noch so herum? Sie hatte so viel zu tun! Jetzt, da Sir Hugo zurückgekehrt war, blieb ihr nur noch wenig Zeit. Nicht einmal eine Witwe konnte es sich leisten, in einem Atemzug mit dem Wolf vom Covent Garden genannt zu werden, ohne dass ihr Ruf auf immer ruiniert war.
    Ein versonnenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Diesen Spitznamen hatte ihr Bruder
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