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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut
Autoren: Christina Dodd
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schmutzigen Fußboden. Mit einem Seufzer rieb sie sich mit den Fingerknöcheln ihre brennenden Augen. Dann straffte sie ihre Schultern und marschierte weiter.
    In London war es nie ruhig. Immer polterten Kutschen vorbei, schrien Kinder oder ertönten Musik und das Geräusch einer Schlägerei aus einer der Kneipen.
    Hier war die Stille drückend, unterbrochen lediglich durch das gelegentliche Flattern von Flügeln über ihr oder einem Rascheln im Gebüsch, und sie hätte alles gegeben für irgendein Geräusch, das diese schreckliche, unnatürliche Stille durchbrochen hätte. Dann, in weiter Entfernung, sah sie das stumme Aufflackern eines Blitzes und konnte das erste Grollen des Donners hören. »Sei bloß vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, Mädchen«, murmelte sie vor sich hin. »Das hast du jetzt davon.«
    Müdigkeit ergriff ihre Glieder und machte jeden Schritt zur Qual. Sie stolperte über Unebenheiten, stieß gegen Steine, aber nicht einmal Erschöpfung konnte sie dazu bringen, auf dem Grasstreifen neben der Straße zu gehen. Schlangen. Sie wusste, dass da Schlangen sein würden. Und das Gewitter kam näher und näher, schockierte ihre Augen mit jedem Blitz und bedrohte sie mit jedem Donnerschlag.
    Zuerst verwechselte sie das Geräusch auf der Straße mit Donner. Dann bemerkte sie … dachte sie … es hörte sich beinahe an wie … Ihre Anspannung nahm zu. Sie blinzelte in die Dunkelheit.
    Zwei Laternen erschienen in einiger Entfernung und schwankten an .. einer Kutsche! Es blitzte – und sie hatte sich nicht getäuscht! Es
war
eine Kutsche. Wenn sie nicht so erschöpft gewesen wäre, hätte sie jetzt vor Freunde laut gejauchzt. Jetzt musste sie nur noch die Aufmerksamkeit des Kutschers erringen.
    Das Gefährt bewegte sich auf sie zu, schaukelnd und schwankend. Als es schon ganz nahe war, trat sie an den Rand der Straße und schrie und wedelte mit den Armen. Und das erste bisschen Glück, das sie seit der entsetzlichen Erfahrung mit Mr.
    Wordlaw hatte, brachte die Kutsche dazu anzuhalten. Ein Diener sprang ab und öffnete die Tür. Sie reichte ihm ihre Hand, und er half ihr in das luxuriöse Innere. »Ich möchte nach .. «
    »Silvermere. Ja, Miss Prendregast, das wissen wir.« Er schloss die Tür.
    Sie blinzelte in der Dunkelheit. Ihre Hand streichelte die Polsterung, und sie überlegte, was … wie …
    Dieser Mann. Er hatte keine Lust gehabt, sie persönlich zu retten, aber er musste diese Männer geschickt haben.
    Die Kutsche wendete und fuhr so schnell an, dass Samantha nach hinten in den Sitz geschleudert wurde. Und sie war zu erschöpft, als etwas anderes zu tun, als einfach liegen zu bleiben.
    Sie überlegte, ob sie sich Sorgen machen müsste, vielleicht gekidnappt zu werden, aber sie entschied, dass Kidnapping ein bescheidener Preis dafür war, endlich sitzen zu können.
    Sie fuhr lange genug, um in Schlaf zu fallen. Dann verlangsamte die Kutsche ihr Tempo, hielt schließlich, und sie fuhr hoch. Die Tür wurde geöffnet, der Diener klappte die Trittstufe herunter, hielt ihr die Hand hin, sie ergriff sie und trat hinaus.
    Und sie blickte hoch, hoch, immer höher hinauf zu dem wunderbaren Herrenhaus, das wie ein gigantischer Monolith vor ihr auftauchte.

Kapitel 3
    Samantha erwachte von dem Geklapper von Geschirr neben ihrem Bett. Sie strich sich ihre Haare aus dem Gesicht und beobachtete, wie das dralle junge Dienstmädchen die olivgoldenen Brokatvorhänge aufzog. Die Morgensonne schien ins Zimmer, und Samantha blinzelte.
    »Guten Morgen, Miss«, sagte das Dienstmädchen in der schwarzweißen Uniform fröhlich, bevor es einen kurzen Knicks machte. Sie konnte nicht älter als fünfzehn sein, ein Naturkind, das nach Gesundheit, frischer Luft und Stärke roch. »Ich bin Clarinda. Ich hab Ihnen Ihr Frühstück gebracht.«
    »Vielen Dank.« Samantha setzte sich aufrecht hin. »Wie spät ist es?«
    »Bereits nach sieben, aber Sie warn müde nach Ihrem Marsch gestern Nacht.«
    Samantha schaute sich um in dem Raum, auf den sie gestern Nacht nur einen kurzen Blick geworfen hatte. Ihr Schlafzimmer im zweiten Stock war groß und geräumig, es war sicher ein Gästezimmer. Wie alles in diesem Haus, strahlte es Wohlstand aus. Die Möblierung aus dunklem Eichenholz war massiv und geschnitzt, und ihr Bett war breit mit einer Daunendecke und einer Federmatratze darunter. Das Wichtigste war, dass sie ein separates Ankleidezimmer mit fließendem Wasser hatte, das von einer Zisterne auf dem Dach kam.
    Dies war die
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