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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut
Autoren: Christina Dodd
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unsicher gemacht und wiederholt seine Ehefrau geschwängert hatte.
    Sie reichte Clarinda ihren Schlüssel. »Was ist der Colonel für ein Mann?«
    »Ah, Miss, er ist ein guter Mann.« Clarinda kniete sich vor den Schrankkoffer und kämpfte mit dem Schloss, das sie aber letztlich öffnen konnte.
    Samantha wartete, aber es folgte keine weitere Erklärung.
    »Ist er sehr alt?«
    »Nicht sehr alt. Nicht so alt wie mein Großvater.«
    »Oh.« Samantha hielt ihn jetzt doch wieder für alt und grauhaarig.
    »Aber er sieht gut aus, sagt meine Mama.«
    Sehr alt und grauhaarig. Wahrscheinlich war er nicht nur grauhaarig, sondern hatte auch noch einen stahlharten Blick.
    »Und viel zu streng mit’n Kindern, aber verraten Sie bloß nicht, dass ich das gesagt hab.« Clarinda packte eins der Kleider aus, eine luftige Wolke aus blassrosa Chintz, und legte es über einen Stuhl. Als Nächstes kam das geblümte Grüne und dann das aus saphirblauem Popelin. Schließlich kam sie zu dem dunkelgrünen Kleid aus Serge. »Miss, soll ich Ihnen dies hier aufbügeln?«
    Samantha hatte das Bild des uniformierten Soldaten vor Augen, der sie erwartete, und überlegte. Barsche ältere Männer hatten in der Regel nichts gegen eine jugendliche und charmante Erscheinung einzuwenden, im Gegenteil. »Nein, ich denke nicht. Eine bessere Wahl ist möglicherweise das rosa Kleid.«
    Clarinda betrachtete das Kleid, dann wieder Samantha. »Wir werd’n ja seh’n.« Sie nahm das Kleid und verschwand damit.
    Als sie zurückkam, hatte Samantha ihren Tee ausgetrunken, sich im Waschbecken im Ankleidezimmer gewaschen und ihre Unterwäsche angelegt. Als Clarinda ihr das Kleid überstreifte, fragte Samantha sie: »Warum ist der Colonel so streng mit den Kindern?«
    »Es ist sein militärisches Training. Er wünscht, dass sie seinen Befehlen gehorchen. Dass sie im Gleichschritt marschieren. Sich nie schmutzig machen, und wenn sie’s doch tun, müssen sie ihre Stiefel putzen, bis sie glänzen.«
    Samantha hob die Augenbrauen. »Diese Kinder müssen ja Heilige sein. Na, dann habe ich ja überhaupt nichts zu tun!«
    Clarinda brach in schallendes Gelächter aus. »Sie werd’n ja sehen, Miss.«
    »Psst!«, ertönte ein Laut, der auf dem Korridor des zweiten Stockwerks widerhallte.
    Samantha unterbrach ihren Weg zu Colonel Gregory und blickte sich um. Eine Tür war einen Spalt breit geöffnet. Drei junge Gesichter zwängten sich in die Öffnung, und drei Hände winkten sie zu sich.
    »Meint ihr mich?«, fragte Samantha und wies auf sich selbst.
    Als ob sie das nicht wüsste.
    »Schhh!« Die Kinder legten ihre Finger auf ihre Lippen und winkten nach Leibeskräften, dass sie hereinkommen sollte.
    Amüsiert und neugierig betrat Samantha ein recht kahles Schlafzimmer. Drei schmale Eisenbetten, bedeckt mit Quilts, standen an der Wand. Eine streng geordnete Reihe Puppen saß auf der Fensterbank. Auf dem Holzfußboden lag nur ein Teppich und kein Durcheinander von irgendwelchen Spielsachen.
    Schlichte Vorhänge »schmückten« die Fenster. Das musste das Zimmer der Mädchen sein, realisierte Samantha, obgleich es mehr Ähnlichkeit mit einem Zimmer in einem Waisenhaus hatte als mit dem Schlafzimmer geliebter Kinder.
    Sechs dunkelhaarige Kinder stellten sich vor ihr auf, sowohl diejenigen, die an der Tür gewesen waren, als auch die, die drinnen gewartet hatten und offensichtlich ins benachbarte Schlafzimmer gehörten. Entzückt stellte Samantha fest, dass alle Kinder Mädchen waren. Der Colonel hatte nur Mädchen!
    Sie hätte beinahe gelacht. Seit ihrer Unterhaltung mit Adorna hatte sie sich Sorgen um die dann auf ihr liegende Verantwortung gemacht. Hatte sich gesorgt, dass sie möglicherweise zum ersten Mal mehr übernommen hatte, als sie bewerkstelligen konnte.
    Aber aristokratische Mädchen waren süß, bescheiden und leicht zu erziehen, und nur ein militärischer Mann, der versuchte, sie einem militärischen Vorbild anzupassen, konnte dies für eine schwierige Aufgabe halten.
    »Ich grüße euch, Mädels! Seid ihr meine neuen Schützlinge?«, fragte Samantha heiter.
    Das größte Mädchen, eine Schönheit mit knospenden Brüsten und einem übereifrigen Ausdruck im Gesicht, zog eine Reitgerte hinter ihrem Rücken hervor und schlug sich damit auf ihre knöchelhohen schwarzen Stiefel. »Sind Sie die neue Gouvernante?«
    Verblüfft betrachtete Samantha das Mädchen und die aufgereihten Geschwister, alle in würdevolle, einfarbig dunkelblaue Hemdkleider gesteckt, alle auf
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