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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik
Autoren: Ian Banks
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letztendlich jedoch nicht wollte. Ich war stolz;
ein Eunuch, aber einzigartig; eine düstere, erhabene Gestalt in
meiner Umgebung, ein verkrüppelter Krieger, ein gefallener
Prinz…
    Jetzt stelle ich fest, daß ich auf der ganzen Linie nichts
als ein Narr war.
    Da ich daran glaubte, zutiefst verletzt worden, buchstäblich
vom Festland der Gesellschaft abgeschnitten zu sein, nahm ich
offenbar mein eigenes Leben in gewisser Weise zu ernst und das Leben
anderer aus dem gleichen Grund zu leicht. Die Morde waren meine
persönliche Verwirklichung, meine Geschlechtlichkeit. Die Fabrik
war mein Versuch, Leben zu beeinflussen, eine Verantwortung, die ich
ansonsten ablehnte.
    Nun ja, es ist immer leichter, im Töten erfolgreich zu
sein.
    Im großen Getriebe sind die Dinge nicht so klar beschnitten
und nüchtern (oder beschnitten und besoffen), wie sie sich nach
meiner Erfahrung darstellten. Jeder von uns glaubt vielleicht,
daß wir in unserer ureigenen Fabrik durch einen bestimmten Gang
getaumelt sind und daß unser Schicksal feststeht und besiegelt
ist (Traum oder Alptraum, langweilig oder bizarr, gut oder schlecht),
doch ein Wort, ein Blick, ein winziges Mißgeschick – alles
kann es ändern, es in vollkommen andere Bahnen lenken, und mit
einem Mal wird unser Marmorsaal zur Gosse oder unser Rattenlabyrinth
zu einem goldenen Pfad. Unser Ziel ist letztendlich dasselbe, doch
unser Weg dorthin – zum Teil frei gewählt, zum Teil
vorbestimmt – ist für jeden von uns unterschiedlich und
ändert sich selbst noch während unseres Lebens und
Wachsens. Ich dachte, in meinem Fall hätte sich bereits vor
Jahren eine Tür hinter mir geschlossen, während ich in
Wirklichkeit noch auf dem Zifferblatt herumkrabbelte. Jetzt schließt sich die Tür, und mein Weg beginnt.
    Ich blicke wieder zu Eric hinab und lächele; in der
kräftigen Brise nicke ich mir selbst zu, während sich die
Wellen brechen und der Wind Gischt und Gras mit sich trägt und
einige wenige Vögel schreien. Ich schätze, ich muß
ihm erzählen, was mit mir passiert ist.
    Der arme Eric kam nach Hause, um seinen Bruder zu besuchen, und
findet statt dessen (Zack! Peng! Brechende Dämme! Explodierende
Bomben! Wespen auf dem Rost: tttssss!) – eine
Schwester.
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