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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition)
Autoren: Philip Lux
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symmetrisch aus. Das bedeutet, niemand hätte das, selbst mit allen denkbaren technischen Hilfsmitteln, vom Boden aus bewerkstelligen können.“
    „Ufos?“ Laima schaute skeptisch.
    Er ließ ihr einen Moment Zeit.
    „Die Scheibe! Sie meinen, sie stellt gar kein Schild dar? Wenn man sie umdreht ...“
    „Ich schätze die Steinscheibe weitaus älter, als jede Art von Schild, die es in der Form bei uns gegeben hat. Außerdem werde ich ihnen noch etwas zeigen.“
    Er rief ein Bild auf seinem Rechner auf. Ein Gemälde, auf dem eine Madonna zwei vor ihr liegende Kinder anbetete.
    „Die ,Madonna con Bambino e San Giovannino’ aus dem Palazzo Vecchio in Florenz stammt aus dem fünfzehnten Jahrhundert, der Zeit der Renaissance. Rechts hinter der Madonna, was sehen sie da?“
    Professor Bersinsch vergrößerte die Darstellung.
    „Es sieht tatsächlich aus wie ...“
    „Sehen sie den Mann im Hintergrund? Er sieht genau zu dem Objekt hinauf. Selbst die Ikonografen haben dafür keine passende Erklärung. Jede andere Darstellung des Heiligen Geistes wird vielleicht als leuchtende und schwebende Wolke dargestellt. Dies ist aber eindeutig eine Maschine.“
    Sie musste ihm recht geben.
    „Die Renaissance, wörtlich Wiedergeburt, war die Zeit, in der sich ein neues, aufgeklärtes Bild des Menschen formte. Leonardo da Vinci entwickelte Maschinen. Der Mensch wurde neu definiert.“
    „Ich wusste nicht, dass sie sich als Ethnologe für Ufos interessieren.“
    „Dabei gibt es in allen Kulturen, nicht nur fünfzehnhundert nach, sondern auch fünfzehnhundert vor Christus, genug Überlieferungen in Form von Artefakten und Höhlenmalereien. Sie wären sehr engstirnig, sich bei der Ethnologie nur auf die menschliche Rasse zu beschränken. Versuchen sie aber nur nicht, dies unter Kollegen laut zu sagen. Vor mehr als vierzig Jahren habe ich einen Vortrag gehalten. Hier an der Universität. Mit Fakten, Bildern und Berichten. Ethnologische Fakten. Kunstgeschichtliche Fakten. Denken sie, einer der Professoren hat mir Glauben geschenkt? Sie haben mich nicht mal ausreden lassen. Jetzt stehe ich kurz davor, den entscheidenden Beweis zu erbringen. Vierzig Jahre habe ich darauf gewartet.“
    „Sagen sie, Professor, die Musik?“
    „Sie glauben, ich bin paranoid. Es geht nicht darum, dass ich Angst habe, lächerlich gemacht zu werden. Ich habe auch keine Angst vor dem Tod. Dieser Fund wird die Welt revolutionieren. Technisch, medizinisch, wirtschaftlich, sozial und spirituell. Dieses Geheimnis ist eins der Bestgehüteten in der Geschichte der Menschheit. Dafür sind bereits zu viele gestorben. Glauben sie, mein Krebs ist Zufall? Ich erzähle ihnen das, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen. Stellen sie sich das Unmögliche vor, dann erhalten sie einen Eindruck, was die Realität wirklich ist. Wenn sie fahren, seien sie auf alles gefasst. Und darüber hinaus. Ich möchte sie, so gut es geht, vorbereiten. Halten sie sich an Professor Carlsen. Wir haben die Expedition zusammen geplant. Wir forschen an der gleichen Sache, auch wenn er es offiziell nie zugeben wird. Zu viele Interessen sind im Spiel, um hier auch nur das Geringste zu riskieren. Reden sie nie in Gegenwart Dritter mit ihm darüber. Sie gefährden nicht nur ihr, sonder vor allem auch sein Leben, die Expedition, mein Lebenswerk und die gesamte Zukunft unseres Planeten. Seien sie sich dessen immer bewusst. Ich weiß, dass ich ihnen viel zumute, aber glauben sie mir, es steht ebenso viel auf dem Spiel.“
    Laima dröhnte Wagners Musik in den Ohren. Der Kopf schwirrte ihr vor Informationen. Wenn es so war, wie Bersinsch sagte, würde nicht nur für sie die Welt aus den Fugen geraten. Er war der Vater, den sie vielleicht immer gerne gehabt hätte. Sie fühlte sich ihm verpflichtet. Alles war so unreal. All diese neuen Fakten. Alles fiel in sich zusammen. Alles in ihrem Leben brach weg. Was würde bleiben, wenn sie einfach losließ? Was hatte sie zu verlieren, um das herauszufinden? Sie wusste, dass er eine Entscheidung von ihr erwartete.
    „Ich werde fahren, Professor“, sagte sie.
    Sie sah, wie sein geschwächter Körper erleichtert aufatmete. Seine Züge erhellten sich unter dem Mundschutz.
    „Ich wünsche dir alles Gute, mein Kind“, sagte er mit tiefem Stolz in der Stimme. „Bring es zu einem guten Ende. Meine Kräfte werden nicht mehr reichen, es mitzuerleben, aber ich werde bei dir sein. Gott schütze dich!“
    Sie wollte sagen, dass alles gut werden würde. Aber sie
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