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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition)
Autoren: Philip Lux
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Gelegenheiten zusammenschließen. Ich werde mich jetzt zurückziehen. Es gibt noch einiges zu regeln.“ Er gab Laima die Hand.
     
    Sie gingen mit Dr. Wu die breite Treppe hinunter. Während er das Museum verließ, stiegen sie in den Keller hinab. Unter der Treppe befand sich eine Holztür. Professor Bersinsch schloss sie auf und griff nach einem Lichtschalter, worauf eine Reihe Glühbirnen angingen. Der modrige Geruch aus Kirchen, von Erde und Weihrauch, schlug ihnen entgegen.
    Der Keller diente als Lager für Ausstellungsstücke, die gerade nicht gebraucht wurden. Es schien, als würde nur ein Bruchteil gezeigt, denn hier unten war alles bis zur Decke vollgestopft. Alte Fahnen, Schiffsmodelle, Anker, Ritterrüstungen.
    „Jetzt befinden wir uns unter dem Klosterhof“, sagte Professor Bersinsch, nachdem sie sich bereits einige Zeit durch das undefinierbare Labyrinth von Artefakten gewunden hatten. Es erschien ihr wie eine Zeitreise zurück durch die Jahrhunderte, in einem stickigen Tunnel, der kein Ende zu nehmen schien.
    „Hier ist es“, sagte er und blieb vor einer freigeräumten Öffnung in der Wand stehen. Einige Exponate waren beiseitegestellt. Neben einem kleinen Rundbogen in der Mauer lag ein Haufen feinsäuberlich gestapelter Backsteine.
    „Sehen sie“, er deutete auf den Boden, „ein Granitblock, der den Anfang einer Treppe markiert. Vermauerte Rundbögen sind nichts Besonderes, aber er fiel mir auf, weil der Stein unter der Mauer hervorragte. Wir befinden uns hier bereits unterhalb des Doms. Präzise liegt das, was wir jetzt sehen werden, genau unter dem Altar.“
    Er bückte sich und hob eine Schachtel Streichhölzer auf, um eine Kerze anzuzünden.
    „Die Kreuzritter bauten ihre Kirchen auf den Kraftorten, die bereits seit Jahrtausenden genutzt wurden. Sie wussten um die Macht dieser Plätze, verleibten sie sich ein und versuchten so, sie auszulöschen.“
    Langsam stieg er in die Tiefe. Laima folgte ihm. Der Gang war eng und niedrig.
    „Früher waren die Menschen von kleinerem Wuchs“, sagte er, während sie gebückt, Stufe um Stufe, hinunterstiegen. „In den letzten siebenhundert Jahren haben die Menschen einen halben Meter an Körpergröße zugelegt. Ist das nicht erstaunlich? So können wir die Entstehung dieser Stätte auf das Mittelalter datieren.“
    Sie kamen jetzt in einen niedrigen Raum, der vollständig aus gestampfter Erde bestand. Kein einziger Ziegelstein stützte die Wände.
    „Was wollten sie mir zeigen?“, fragte Laima.
    „Dort!“ Er hob die flackernde Kerze und zeigte auf ein Loch im Boden. „Sie ist weg“, rief er entsetzt. „Jemand hat sie gestohlen.“
    „Was gestohlen?“
    „Die Mulde. Sehen sie! Eine Steinscheibe, dort drin. Sie können sich ihre Bedeutung gar nicht vorstellen. Hier wurde sie aus der Erde gehebelt.“ Er deutete auf den abgebrochenen Rand des etwa fünfzig Zentimeter breiten Abdrucks.
    „Wer sollte sie denn stehlen?“
    „Dieselben, vor denen diese Scheibe vor siebenhundert Jahren hier versteckt wurde. Diejenigen, die ihre Macht auf etwas errichteten, von dem sie nicht mal ahnten, was es bedeutet. Dieser Fund ist einmalig. Er stellt eine Verbindung zwischen allen Kulturen, allen Religionen her. Er gibt uns die Möglichkeit, das Rätsel unserer ganzen Existenz zu lösen.“
    Er kniete sich neben das Loch.
    „Das Erstaunlichste ist die Mulde. Es bestätigt, was ich schon ahnte. Hätte nicht jemand mit Kraft die Scheibe aus dem Boden gehebelt, was ich mich nicht getraut habe, hätte ich es wohl nie entdeckt. Sehen sie sich den Abdruck an. Wie ein Schild mit einem Schildbuckel in der Mitte. Kommen sie. Kommen sie schnell! Nach oben.“
    Rasch kletterten sie aus der Kammer. Dann liefen sie durch das Gewirr der Exponate. Seine Schwäche war verflogen. Sie hatte Mühe, ihm durch die Gänge, zurück zum Ausgang des Kellers, zu folgen.
     
    „Wo habe ich es nur?“ Er wühlte in seinem Schreibtisch. „Ich kann es nicht finden. Ich lege den Apparat immer hier hinein. Ah, da ist er ja.“
    Sein Gesicht erstarrte.
    „Was ist los?“, fragte Laima.
    „Die Karte ist nicht in der Kamera.“
    „Haben sie die Karte rausgenommen? In ein Lesegerät gesteckt?“
    Er suchte alles ab.
    „Nein, offensichtlich will jemand diesen Fund ganz für sich. Aber das wird nicht funktionieren.“
    „Wie meinen sie das, Professor? Was war so Wichtiges an dieser Scheibe?“
    „Sie kennen unseren Nationalgürtel, der zur Tracht getragen wird.“
    Er ging zu einem Regal
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