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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Geschäftskorrespondenz kann man im Alten Testament (1. Könige 5, 20ff.) nachlesen. Dort ist auch vermerkt, was Salomo zahlen musste: »Salomo lieferte dem Hiram zwanzigtausend Kor Weizen zum Unterhalt für seinen Hof, ferner zwanzigtausend Bat Öl von zerstoßenen Oliven. So viel lieferte Salomo dem Hiram Jahr für Jahr.« Eine teure Angelegenheit! Aber für den Tempelbau war Salomo nichts zu schade. Jahwe selbst hatte den Bau befohlen und den Bauplan gleich persönlich mitgeliefert. Das Zedern- und Zypressenholz war für die kostbare Innenausstattung des Allerheiligsten bestimmt (1. Könige 6, 15ff.).
    Hiram I . war der mächtigste phönizische Herrscher jener Zeitum 950 v. Chr. im Nahen Osten. Tyros wurde 150 Jahre später zur Mutterstadt von Karthago. Genauso wie Hiram hatten seine südlichen Nachbarn, die Israeliten, von einer Schwächephase der Nahost-Großmacht Assyrien profitiert, und unter Salomos Vater, König David, erstmals ein eigenes Reich begründet. Der prächtige Tempelbau sollte dieses Staatskunstwerk nun auch nach außen repräsentieren. Die jüdische Hauptstadt Jerusalem hatte damals schätzungsweise 1.500 Einwohner.
    Zedernholz war schon in der Altantike eine begehrte Fernhandelsware. Es kam vom Libanon-Gebirge, und die Flagge des modernen Staates Libanon führt daher eine Zeder im Wappen sowie auf der Flagge mit ihrer typischen ausladenden und pyramidenförmigen Gestalt. (Der Libanon steigt bis auf 3000 Meter, seine Höhen sind im Winter schneebedeckt, sogar Skifahren ist möglich. Daher kommt auch der Name: aramäisch laban für »weiß«). Einen mediterranen Winter übersteht dieser Gebirgsbaum daher ohne Weiteres.
    Doch nicht erst seit der Zeit der israelitischen Könige kurz nach 1000 v. Chr. wurde Zedernholz vom Libanon exportiert, sondern bereits viel früher kauften die alten Ägypter und die Mespotamier das wertvolle Holz vor allem für den Schiffsbau, für Möbel und ebenfalls für die Tempelschreinereien. In erster Linie an den Schiffsbau dachten auch die Phönizier, das große semitische Seehandelsvolk der Antike, aus dem die Karthager, die Erzfeinde Roms, hervorgingen. Und noch die Venezianer schätzten das leicht zu bearbeitende, aber sehr haltbare Holz. Für die Phönizier, die sich »so aufs Holzfällen verstehen«, war Zedernholz ein Exportschlager. Die Folge war ein starker Abbau, um nicht zu sagen Raubbau bereits in der Antike.
    Manch einer kennt das rötliche Zedernholz heute von Edel-Schuhspannern und Mottenabwehrscheibchen, die man im Drogeriemarkt kaufen kann.
    Zedern bilden eine eigene Gattung innerhalb der Kieferngewächse. Eigene Arten sind die Atlas-Zeder (im Atlas-Gebirgein Marokko und Algerien), die Himalaja- und die Zypern-Zeder. Als das Erdklima noch feuchter war, gab es möglicherweise eine durchgehende Zedern-Bewaldung vom Atlas bis zum Hindukusch. Heute gedeiht der subtropische Nadelbaum nur noch in kühleren Höhenlagen dieses Gürtels. Die Libanon-Zeder mit ihren ausladenden Ästen ist nicht nur das Nationalsymbol des Landes rings um das Libanon-Gebirge, sondern generell ein landschaftsprägender Baum des Mittelmeers. Aber in der Frühantike wuchs sie nicht im Ägäisraum, die Griechen lernten die Zeder erst in Nahost kennen. Dieses Mal nahmen sie keine fremdländische Bezeichnung als Pflanzennamen in ihr Vokabular auf, sondern übertrugen ihr Wort für »Wacholder« ( kédros ) auf den Nadelbaum.
    Nördlich der Alpen gedeihen Zedern nur dort, wo es nicht zu winterkalt wird, in Deutschland also an einigen Stellen im Rheintal.
    Weil man den – nicht besonders ausgeprägten – Geruch des Zedernholzes in der Antike mit neuen, bis dahin unbekannten Früchten aus China verglich, wurden diese nach dem Baum (lateinisch cedrus ) Zitrusfrüchte genannt. In erster Linie natürlich die Zitrone.
Zypresse
    Ebenfalls sehr landschaftsprägend im Mittelmeerraum und insbesondere in Italien sind die schlank hochaufragenden Zypressen ( Cupressos sempervirens ) mit ihren eng anliegenden Ästen und sehr dunklen Blättern, die man laienhaft fast für Nadeln halten könnte. Die Zypresse war nach dem Ende der Eiszeiten nur noch im Mittelmeerraum östlich der Ägäis bis nach Persien beheimatet. Vor dem Beginn der Eiszeiten kam sie im Tertiär auch in Deutschland vor. Das ist zwar Schnee von vor etlichen Millionen Jahren, aber das einzelne Beispiel zeigt, welchen Artenverlust das nordalpine Europa durch die Eiszeiten erlitten hat. Wegen des Gebirgsriegels, der von den Pyrenäen
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