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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen
Autoren: Wolfgang Seidel
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und wasserdicht, jedoch viel schwerer. Erst Plastik und Leichtmetall marginalisierten die Korbflechterei.
    Die langen, biegsamen und gleichzeitig festen Weidenruten eignen sich besonders gut für das Flechten. Kopfweiden wurden dafür vielerorts eigens angepflanzt. Wenn man den Stamm in etwa zwei Metern Höhe absägt, treiben die Weiden viele neue Triebe aus, die sich als Ruten eignen. In bestimmten Zeitabständen, abhängig von der gewünschten Rutenlänge und -dicke, werden die Bäume regelrecht abgeerntet, die dann erneut austreiben.
    Man kann die Rinde der Ruten für gröbere Arbeiten belassen, bei feinerer Ware wie dem marktgängigen, üblicherweise hellen Brotkorb wird sie abgeschält, getrocknet und vor der Verarbeitung gewässert. Für noch feinere Arbeiten werden die Ruten gespalten.
    Im Prinzip ist das Korbflechten denkbar einfach, es ähnelt den einfachen Formen des Webens. Zuerst wird der Boden gefertigt, daran befestigt man einige vertikale, kräftigere Streben für die Seitenwände, die man dann mit horizontalen Ruten verflicht, wobei das ganze Geflecht von selbst an Stabilität gewinnt. Rechteckige Körbe, wie etwa Wäschetruhen, flechtet man um einen Holzblock der gewünschten Größe.
    Natürlich werden Körbe und Matten nicht nur aus Weiden, sondern weltweit auch aus anderen jeweils verfügbaren und geeigneten Materialien wie Bambus, Rattan (eine Palmenart), Gräsern, Schilf, Palmblattrippen oder gespaltenem Holz geflochten. Die japanische Tatami-Matte wird aus Reisstroh hergestellt.
    Die durch ihre Weidenkätzchen bekannten und oft an Gewässern zu findenden Weiden, auch die Trauerweide ( Salix alba Tristis ), lieferte das Aspirin der vorwissenschaftlichen Zeiten. Man wusste von alters her, dass die Rinde eine fiebersenkende, schmerzlindernde Substanz enthält. Aus Weidenrinde kochte man einen Tee. Der Wirkstoff in dieser Rinde ist das Salicin; es wird im Körper zu Salicinsäure umgewandelt, praktisch das Gleiche wie Acetylsalicinsäure, der Wirkstoff des Aspirin. Salicin wurde 1828 erstmals isoliert und wird heute für die Tabletten des bekanntesten und weitverbreiteten Heilmittels natürlich chemisch synthetisiert.
    Die Bezeichnung für den Wirkstoff Salicin ist vom lateinischen Namen der Silberweide abgeleitet, in der das lateinische Wort sal (»Salz«) steckt.
    Der Aspirin-Name kommt ebenfalls von einer Pflanze, die Salicin enthält: das Mädesüß, das früher »Spire« genannt wurde. Die Pharmafirma Bayer griff bei ihrer Patentanmeldung für Aspirin im Jahr 1899 auf dieses Wort zurück. Mädesüß ( Filipendula ulmaria ) ist eine krautige Wiesenpflanze aus der Familie der Rosengewächse. Deren »Aspirin-Wirkung« war bereits in der Antike bekannt.
    Salicin kommt auch in einigen anderen Pflanzen vor, etwa in Stiefmütterchen und Pappeln.
Pappel
    Auch Pappeln ( Populus ) sind Weidegewächse. Weil das nicht harzhaltige Holz nicht leicht brennt, werden daraus Streichhölzer gemacht. Feine Späne ergeben die Camembert-Verpackungen. Pappelholz eignet sich zur Herstellung von Musikinstrumenten und, wie viele andere Gemälde, ist die Mona Lisa auf einer Pappelholztafel gemalt – selbstverständlich mit Ölfarbe (siehe das Kapitel »Leinen«).
    Der Name des wie die Weiden schnell wachsenden Baumes kommt von lateinisch po-pulus (mit langem o und Genus femininum) , spätlateinisch papulus und hat nichts mit »Volk« zu tun. Da die nähere Wortherkunft unbekannt ist, stammt die Bezeichnung vermutlich aus einer Mittelmeersprache.

Holz für das Allerheiligste
Zeder
    Der Brief war von König Salomo seinem Schreiber diktiert und an einen befreundeten Herrscher gerichtet: Also sprach Salomo: »So gib den Befehl, dass man für mich auf dem Libanon Bäume fälle, und zwar sollen meine Leute mit deinen Leuten zusammen gehen … Du weißt ja, dass unter uns niemand ist, der sich aufs Holzfällen so versteht wie die Sidonier.«
    Hiram, der Herrscher von Tyrus und Sidon, reagierte »sehr erfreut« und antwortete: »Ich habe deine Botschaft zur Kenntnis genommen; ich werde alle deine Wünsche in Betreff der Zedern- und Zypressenstämme erfüllen. Deine Leute sollen sie vom Libanon zum Meer hinabschaffen; dann will ich sie auf dem Meer verflößen und bis an den Ort bringen, den du mir nennst. Dort lasse ich sie auseinandernehmen, und du magst sie dann abholen lassen. Du deinerseits wirst auch meine Wünsche erfüllen, indem du mir Lebensmittel für meinen Hof lieferst.«
    Diese königliche
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