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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Autoren: S. J. Kincaid
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gewonnen.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Tom zu ihr.
    »Es ist mein Job, euch Kids zu schützen. Ich bin froh, dass ich endlich die Gelegenheit hatte, es auch zu tun.«
    Seinen guten Ruf wiederherzustellen war die leichtere Übung. Seinen Dad dazu zu bewegen, einen Rückzieher zu machen, stand auf einem anderen Blatt.
    Die Einzelheiten kannte Neil nicht. Er wusste nur, dass Tom im Turm des Pentagons einer Bedrohung ausgesetzt gewesen war. Und das genügte, um ihn in Wut zu versetzen. Er ließ die Sorgerechtsklage nicht fallen. Tom musste sich mit ihm in VR treffen, um beruhigend auf ihn einzureden. Neil bestand darauf »meinen Jungen so zu sehen, wie er wirklich aussieht« und nicht »so einen künstlichen Avatar«.
    Tom hatte vermutet, sein Vater würde sich als Ort ihres Gesprächs ein Kasino oder vielleicht den Las Vegas Strip aussuchen. Doch als er sich in VR einklinkte, fand er Neil auf dem Gipfel des Mount Everest, von wo er auf die ausgedehnten schneebedeckten Berggipfel um ihn herum hinabschaute.
    In der weißen Landschaft wirkte sein Dad älter, als Tom ihn in Erinnerung hatte, und irgendwie kleiner. Als er Toms knirschende Schritte hörte, drehte er sich um. Er starrte ihn an. »Mein Gott, so siehst du jetzt aus?«
    »Habe mein Aussehen heute aktualisiert.« Unsicher schaute Tom an sich herab. »Bin bloß in einem Wachstumsschub.«
    »Dein Gesicht. Schau sich das einer an.« Neil trat auf ihn zu. »Deine Haut …«
    Die Spannung fiel von Tom ab, denn das hier war sein Vater. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Mit ihm konnte er vernünftig reden. »Regelmäßiges Duschen, Dad. Das hilft. Hast du das Geld bekommen, das ich für dich im Dusty Squanto habe hinterlegen lassen?«
    »Sag mir einfach, dass derjenige, den du abgezockt hast, es auch verdient hat«, erwiderte Neil trocken.
    »Glaub mir, das hat er.«
    Der Blick von Neils Avatar verengte sich. Er musterte Tom eingehend. »Lächeln, Tom.«
    »Lächeln?«, wiederholte Tom.
    »Ja. Lächele.«
    Verwirrt lächelte Tom.
    »Heb die Brauen«, sagte Neil mit nach wie vor verengtem Blick.
    Nun verstand Tom sehr gut, warum ihn Neil dazu aufforderte: Genau wie damals, als er das Interview mit Elliot im Fernsehen gesehen hatte, musste ihm etwas Falsches an Toms Gesicht aufgefallen sein, an der Art, wie er sich bewegte, wie der Neuronalprozessor seine Gesichtsausdrücke regulierte. Der Computer in Toms Gehirn war das Letzte , worüber sein Dad Bescheid wissen musste.
    »Dad«, log Tom, »das ist ein Avatar. Wenn ich anders aussehe, dann liegt das daran, dass es sich um ein projiziertes Bild handelt. So sieht mein Gesicht nicht wirklich aus.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich bin mir sicher. Pixel verzerren die Darstellung. Das ist eine sehr komplexe Technologie, und ich glaube kaum, dass du willst, dass ich näher darauf eingehe.«
    Neil rieb sich am Kinn.
    »Das mit der VR hast du ja sowieso noch nie gemocht«, sagte Tom.
    »Die richtige Welt ist hässlich, Tom. Aber ich verschließe nicht die Augen vor ihr. Dein Großvater hat das getan – er hat World of Warcraft mehr Aufmerksamkeit geschenkt als uns. Also, bist du dir sicher, dass …« Er machte eine unbestimmte Geste, aber Tom wusste, was er fragen wollte. Es ging um die Klage.
    »Ja, ich bin mir sicher, dass du die Klage fallen lassen solltest. Ich steckte in der Klemme, aber jetzt hat sich die Sache wieder bereinigt. Immerhin wohne ich ja noch im Turm.«
    Neil senkte die Stimme und rückte ein wenig näher heran, so als könnte sie in Virtual Reality jemand belauschen. »Tom, bist du dir sicher? Wenn das Militär dir Probleme macht, werde ich eine Lösung finden.«
    »Dad, es ist jetzt echt wieder in Ordnung. Ich brauchte dich in dieser Situation bloß als Trumpfkarte in meinem Blatt. Ich war …« Er suchte nach einem Weg, es so auszudrücken, dass Neil es akzeptieren würde, nach einem Weg, bei dem er nichts Geheimes preisgeben würde. Dann kam er darauf. »Ich habe geblufft.«
    »Geblufft?«
    »Ja. Ich habe um etwas gespielt. Und ich habe gewonnen.«
    Sein Vater musterte ihn eine Weile. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem wissenden Lächeln. »Ich wette, ich weiß, worum du gespielt hast.«
    Tom fragte sich, welche Theorie sein Dad wohl haben würde. »Wirklich?«
    Neil beugte sich zu ihm vor. »Du hattest es darauf abgesehen, bei diesem Gipfel im Kapitol zu fliegen, nicht wahr?«
    Tom zuckte zusammen. »Was?«
    »Es kam überall, Ausschnitte davon, wie wir in diesem Jahr
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