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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Autoren: S. J. Kincaid
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Denn hier musste er noch nicht einmal Eintritt zahlen für die Virtual-Reality-Spielhalle. Tom schlüpfte hinein, ließ sich auf eine Couch in der Ecke fallen und warf einen Blick auf die Gruppe der Gamer, um sich nach und nach ein Bild von jedem Einzelnen zu machen. Sein Blick heftete sich auf die beiden Männer in der Ecke gegenüber und blieb dort hängen.
    Die sind es , dachte Tom.
    Die Männer trugen VR -Helme und pressten ihre Datenhandschuhe in der Luft zusammen. Ihre Rennsimulation wurde auf einem Deckenbildschirm für diejenigen übertragen, die auf den Ausgang wetten wollten. Auf dieses Rennen wollte allerdings kein Mensch wetten. Einer der Männer war ein guter Fahrer und lenkte sein Auto mit dem Geschick eines erfahrenen Gamers über die virtuelle Strecke. Der andere dagegen fuhr grottenschlecht. Der Kotflügel seines Wagens schrammte an der Wand der Rennbahn entlang, und die simulierten Zuschauer sprangen ihm schreiend aus dem Weg.
    Als sein Auto über die Ziellinie raste, stieß der siegreiche Fahrer ein triumphierendes Lachen aus. Mit stolzgeschwellter Brust wandte er sich dem anderen zu und forderte seine Wettschuld ein.
    Tom, der allein auf der Couch saß, lächelte.
    Genieße es, solange du noch kannst, Freundchen.
    Er wählte den Zeitpunkt genau richtig und wartete ab, bis der Gewinner damit begann, seine Geldscheine zu zählen. Dann stand Tom auf und schlenderte auf ihn zu. Er nahm sich geräuschvoll ein VR -Set aus dem Sammelbehälter und zog sich die Datenhandschuhe, Unbeholfenheit vortäuschend, verkehrt herum an. Mühsam streifte er sie dann richtig über, sodass Stoff und Verkabelung seine Arme bis zu den Ellbogen umschlossen. Aus den Augenwinkeln erspähte er, dass ihn der Rennfahrer, der gerade gesiegt hatte, beobachtete.
    »Spielst du gerne, Junge?«, fragte ihn der Mann. »Willst du es auch mal versuchen?«
    Tom bedachte ihn mit jenem unschuldigen Blick, von dem er wusste, dass er ihn viel jünger wirken ließ, als er in Wirklichkeit war. Trotz seiner vierzehn Jahre war er klein und mager und hatte eine solch schlimme Akne, dass die Leute sein tatsächliches Alter für gewöhnlich nicht einschätzen konnten.
    »Ich schaue bloß zu. Mein Dad sagt, ich darf nicht spielen.«
    Der Mann leckte sich die Lippen. »Oh, da mach dir mal keine Sorgen. Dein Dad muss ja nichts davon erfahren. Mach ein paar Dollar locker, und wir gönnen uns ein tolles Rennen. Vielleicht gewinnst du ja. Wie viel Geld hast du denn?«
    »Bloß fünfzig Dollar.«
    Tom hütete sich davor, eine höhere Summe zu nennen. Bei mehr als fünfzig wollten die Leute das Geld sehen, bevor sie sich auf die Wette einließen. Tatsächlich hatte er nur etwa zwei Dollar in der Tasche.
    »Fünfzig Dollar?«, wiederholte der Mann. »Das reicht. Das hier ist bloß ein Autorennen. Du kannst doch Autorennen fahren?« Er bewegte die Hände so, als würde er an einem unsichtbaren Lenkrad drehen. »Ist kein Kunststück. Und wenn du mich schlägst, verdoppele ich diese fünfzig.«
    »Echt?«
    »Echt, Junge. Na los.« Er kicherte herablassend. »Wenn du gewinnst, zahle ich, da kannst du dir sicher sein.«
    »Aber wenn ich verliere …« Tom ließ die Worte in der Luft hängen. »Das ist alles, was ich habe. Ich … Ich kann nicht.« Während er so tat, als würde er gehen, wartete er auf die magischen Worte.
    »Na schön, Junge«, rief der Mann. »Doppelt oder nichts.«
    Ha! , dachte Tom.
    »Wenn ich gewinne, bekomme ich fünfzig«, schlug der Mann nochmals vor, »und wenn du gewinnst, bekommst du hundert. Besser geht’s nicht. Versuch dein Glück.«
    Langsam drehte Tom sich um und kämpfte gegen das aufkommende Lachen an. Dieser Kerl musste glauben, seine fünfzig Dollar praktisch schon in der Tasche zu haben, so bereitwillig war er auf die Nummer hereingefallen. In den meisten Spielkasinos gab es ein oder zwei Gamer, die in den VR -Hallen mehr oder weniger ihr Leben verbrachten und sich für Götter hielten, weil sie jeden Dummkopf besiegen konnten, der das Pech hatte, ihr Revier zu betreten. Tom genoss die Art, wie sie ihn betrachteten, nämlich als einen knochigen, dummen kleinen Jungen, den sie leicht hereinlegen konnten. Noch mehr genoss er es zu sehen, wie ihr Lächeln verblasste, wenn er dann mit ihnen Schlitten fuhr.
    Nur um auf Nummer sicher zu gehen, zog Tom seine Show weiter durch. Ungeschickt setzte er sich den Helm auf. »Okay, ich denke, Sie können dann.«
    In der Stimme des Mannes schwang ein Gefühl des Triumphs mit. » Wir
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