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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Autoren: S. J. Kincaid
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können.«
    Und los ging es. Die Motoren ihrer Autos röhrten auf, und diese rasten wie wild die Strecke entlang. Im Sinn hakte Tom die Runden ab, wobei er die Sache kühl überlegt anging. Hier und da fabrizierte er absichtlich ein paar Fahrfehler, aber nie so viele, dass er ernsthaft zurückgefallen wäre. Voller Zuversicht und siegesgewiss wirbelte der Mann sein Lenkrad mit schwungvollen Bewegungen seiner Datenhandschuhe herum. Als die Ziellinie in Sicht kam und der Wagen des Mannes im richtigen Winkel darauf zuhielt, lächelte Tom kurz auf.
    Eine einzige schnellende Bewegung mit seinem Handschuh erfüllte ihren Zweck. Tom trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und fuhr mit seinem Wagen auf den anderen auf, sodass er dessen Heckkotflügel streifte. Wütend und ungläubig brüllte der Mann auf, als sein Auto Funken sprühend zur Seite ausbrach.
    Toms Auto rauschte über die Ziellinie, während der Wagen seines Gegners in den Graben der Rennstrecke krachte und dort explodierte.
    »Was … was«?, stotterte der Mann.
    Tom nahm seinen Helm ab. »Hoppla. Ich glaube, ich habe dieses Spiel doch schon mal gespielt.« Er streifte sich die Handschuhe ab. »Dann lassen Sie mal die hundert Mäuse rüberwachsen, ja?«
    Fasziniert sah er zu, wie auf der Stirn des Mannes eine Ader pulsierend hervortrat. »Du kleiner … du kannst doch nicht … du …«
    »Sie wollen also nicht bezahlen?« Tom warf einen trägen Blick auf die Couch in ihrer Nähe, auf der das jüngste Opfer des Mannes saß. Der miserable Fahrer zeigte plötzlich Interesse an ihrer Unterhaltung. Tom erhob seine Stimme, damit der Mann jedes Wort verstehen konnte. »Ich schätze mal, hier spielt man gar nicht um Geld … Ist es das?«
    Der Gamer folgte Toms Blick zu seinem vorherigen Opfer und verstand die Anspielung: Falls er Tom nicht bezahlte, dann hätte der andere ihn auch nicht bezahlen müssen.
    Der Mann stotterte ein wenig herum, ähnlich wie der Motor seines kaputten Autos, zog dann jedoch einhundert Dollar aus einem Bündel Geldscheine in seiner Tasche. Er stopfte die Scheine Tom in die Hand und murmelte dabei etwas von einer Revanche.
    Tom genoss die Wut des Mannes in vollen Zügen, während er das Geld abzählte. »Wenn Sie eine Revanche wollen, bin ich dabei. Wieder doppelt oder nichts? Zweihundert Dollar könnte ich echt gut gebrauchen.«
    Der Mann lief puterrot an, ließ die Sache auf sich beruhen und verließ fluchtartig die Spielhalle. Der Anfänger auf der Couch signalisierte Tom dankbar seine Zustimmung. Tom erwiderte die Geste und verstaute die Geldscheine in seiner Tasche. Einhundert Dollar. Normalerweise musste er diese Wette noch mit weiteren Gamern durchziehen, um genug für eine Übernachtung zusammenzukratzen, denn bei VR -Simulationen wurden nur niedrige Einsätze gesetzt. Doch in einer Absteige wie dem Dusty Squanto Casino würden hundert Mäuse für ein Zimmer ausreichen.
    In Gedanken malte er sich bereits die Annehmlichkeiten des vor ihm liegenden Abends aus. Ein Bett. Fernsehen. Klimaanlage. Eine richtige Dusche . Er hätte sogar die Möglichkeit, hierher zurückkehren und bloß aus Spaß zu spielen.
    Doch als er sich zur Tür wandte, wurde ihm mit einem Schlag klar: Er befand sich in einem Spielkasino mit einer VR -Halle. Und damit gab es definitiv keine Ausrede, heute Nachmittag die Schule zu schwänzen.
    Tom blieb in der VR -Halle und loggte sich zum ersten Mal seit zwei Wochen in der Simulation der Sonderschule Rosewood ein. In seinen vier Jahren in Rosewood hatte er noch nie eine so lange Zeit die Schule versäumt, und auch heute hatte er bereits wieder den größten Teil des Unterrichts verpasst. Schon allein der Anblick von Ms Falmouths Avatar und ihrer virtuellen Schultafel auf seiner Datenbrille erstickten jedwedes Triumphgefühl im Keim.
    Sofort richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn. »Tom Raines«, sagte sie. »Vielen Dank, dass du uns heute mit deiner Anwesenheit beehrst.«
    »Gern geschehen«, erwiderte Tom. Er wusste, dass diese Bemerkung sie verärgern würde, aber er hatte ja auch keinen guten Ruf zu verlieren.
    Die Wahrheit war, dass er den Unterricht sehr häufig schwänzte, jedoch nicht absichtlich. Meistens versäumte er die Schule, weil er keinen Zugang zum Internet hatte. So etwas passierte, wenn man einen Vater hatte, der Glücksspieler war.
    Normalerweise sorgte Toms Dad Neil für so viel Geld, dass sie sich ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen vom Kiosk leisten konnten. Doch vor ein paar Tagen hatte
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