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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Autoren: S. J. Kincaid
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er an den Pokertischen totalen Schiffbruch erlitten. In den letzten Jahren kam so etwas immer häufiger vor, da ihn das Glück mehr und mehr verließ. Wenn Neil ihr Geld verspielte und Tom keinen Trottel fand, gegen den er in den VR -Hallen wetten konnte, mussten sie sogar auf den kleinen Luxus eines Hotelzimmers verzichten. Sie landeten dann in einem Park, an einer Bushaltestelle oder legten sich in einem Bahnhof auf Wartebänke.
    Da ihn nun Ms Falmouth und seine gesamte Klasse beobachteten, versuchte Tom, sich eine Ausrede für sein Fehlen auszudenken, die komplett neu war, denn versehentlich hatte er schon ein paarmal dieselben benutzt. Er hatte bereits mehrmals wahrheitswidrig behauptet, er habe an den Beerdigungen aller nur möglicher Großeltern und sogar einiger Urgroßeltern teilgenommen, und er konnte auch nicht fortwährend beteuern, er sei »in einen Brunnen gefallen« oder habe sich »im Wald verirrt« oder sei »am Kopf verletzt worden und habe einen Gedächtnisverlust erlitten«, ohne selbst das Gefühl zu haben, sich wie ein Vollidiot anzuhören.
    »Es gab einen massiven Cyberangriff auf sämtliche VR -Hallen in der Gegend. Russisch-chinesische Hacker, verstehen Sie? Das Heimatschutzministerium hat sich eingeschaltet und musste innerhalb eines Zehn-Meilen-Radius jeden befragen. Ich hatte nicht einmal Zugang zum Internet«, gab er hastig von sich.
    Ms Falmouth schüttelte bloß den Kopf. »Spar dir deine Worte, Tom.«
    Wider alle Vernunft enttäuscht ließ Tom sich auf einen Stuhl fallen. Dabei war das dieses Mal sogar eine richtig gute Lüge gewesen.
    Die Avatare im Klassenzimmer machten sich wie immer über ihn lustig, über Tom, den Versager, der nie wusste, welche Aufgaben fällig waren, der nie seine Hausaufgaben abgab, der es meist noch nicht einmal schaffte, in seiner Online-Klasse aufzukreuzen.
    Er blendete seine Klassenkameraden aus und übte sich darin, einen Schreibstift in einer Hand im Kreis zu drehen – was in VR kniffliger war, als die meisten Leute glaubten. Die Sensoren der Datenhandschuhe reagierten merkwürdig verzögert, und Tom vermutete, dass es ihm bei zukünftigen Spielen nur helfen konnte, wenn er seine Geschicklichkeit verbesserte.
    Da hörte er neben sich jemanden flüstern. » Mir hat deine Ausrede gefallen.«
    Tom warf einen gleichgültigen Blick auf das Mädchen neben ihm. Sie musste irgendwann im Laufe der vergangenen zwei Wochen in die Klasse gekommen sein. Ihr Avatar war eine umwerfende Brünette mit beeindruckenden gelbbraunen Augen. »Danke. Hübscher Avatar.«
    »Ich bin Heather.« Ein Lächeln blitzte auf. »Und das hier ist kein Avatar.«
    Natürlich nicht , dachte Tom . Wenn man kein Promi war, sah man im echten Leben auch nicht wie einer aus. Dennoch nickte er. »Ich bin Tom. Und ob du es glaubst oder nicht, das hier …« – er deutete auf sich, so als wäre er stolz darauf, wie hübsch er war – »… ist auch kein Avatar.«
    Heather gluckste, weil sein Avatar genauso aussah wie er selbst – Akne, dürre Glieder. Es war mit Sicherheit keine Figur, mit der man online irgendwen hätte beeindrucken wollen.
    Ms Falmouth drehte sich um und richtete ihren Blick auf die beiden. »Tom, Heather, habt ihr den Unterricht jetzt genug gestört, oder braucht ihr noch ein wenig Zeit für eure Unterhaltung?«
    »’tschuldigung«, sagte Tom. »Wir sind durch.«
    Seit er an seinem ersten Schultag als Lord Krull aus dem Spiel Celtic Quest aufgekreuzt war, war Tom noch nie einer Meinung mit Ms Falmouth gewesen. Er sei unverschämt, hatte sie ihn vor allen anderen angebrüllt, weil sie dachte, es wäre Teil eines ausgefeilten Plans gewesen, um ihre Klasse zu verspotten. Dabei hatte ihm Lord Krull einfach nur gefallen, das war alles.
    Seitdem kam Tom immer als er selbst in die Klasse. Sonst meldete er sich möglichst nie ohne Avatar im Internet an. Aber wenn er in Rosewood als der gleiche hässliche, bleichgesichtige blonde Thomas Raines auftauchte, der in der echten Welt seinem Dad hinterherlief, fühlte sich das so an, als hätte er seinen richtigen Körper zurückgelassen. Er glaubte keine Sekunde daran, dass das neue Mädchen neben ihm in Wirklichkeit so aussah wie ihr wunderschöner dunkelhaariger Avatar. Und Serge Leon hinten in der Ecke war viel zu angeberisch, als dass er im richtigen Leben ein Koloss von einem Meter achtzig gewesen wäre. Wahrscheinlich war er kaum größer als eins zwanzig und dazu auch noch ein Fettsack.
    Aber für diese beiden interessierte sich Ms
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