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Die Weiterbildungsluege

Titel: Die Weiterbildungsluege
Autoren: Richard Gris
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Hochgerechnet gaben Unternehmen im Jahr 2004 rund 26,8 Milliarden
     Euro für Seminare und Coachings aus. 1 Nicht berücksichtigt sind die Kosten für interne Stellen, die sich um Training und Personalentwicklung kümmern. Bei der Weiterbildung
     geht es also um sehr hohe Summen. Hinzu kommen all die Branchen, |10| die im Gefolge dieser Maßnahmen kräftig verdienen, wie Fachzeitschriften, Verlage, Hersteller von Trainingsmaterialien, Copy-Shops
     oder Hotels.
    Doch der Aufwand, der diesbezüglich in Unternehmen betrieben wird, ist Politik und Gewerkschaften noch nicht genug. In einem
     Zeitungsartikel sagte DGB-Chef Michael Sommer: »Das wirkliche Problem sind bildungsunwillige Unternehmen.« 2 Und die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Ulla Burchardt (SPD), erklärte, die Wirtschaft drücke sich vor
     ihrer eigenen Pflicht zur Qualifizierung. Sie sei eine vernachlässigte Aufgabe der Arbeitgeber. 3 Und auch die Bundesagentur für Arbeit meldete sich zu Wort. Berufliche Weiterbildung sei in den Unternehmen nicht ausreichend.
     Es seien nur 50 Tage im gesamten Berufsleben, die ein Beschäftigter in Deutschland durchschnittlich für Weiterbildung aufwende,
     so Vorstandsmitglied Raimund Becker. 4 Die Bundesagentur unterstützt die Weiterbildung in den Betrieben mit insgesamt 200 Millionen Euro. 5
    Schaut man jedoch hinter die Kulissen, dann wird sehr schnell offensichtlich, dass das Geld für Weiterbildung in Wirklichkeit
     rausgeschmissen ist. Die Maßnahmen verdampfen wie Tropfen auf einer heißen Herdplatte. Im Laufe meiner langjährigen Tätigkeit
     als firmeninterner und externer Trainer verdichtete sich diese Erkenntnis immer mehr. Im Zuge meiner Recherchen stellte ich
     mit Überraschung fest, dass sie bei Trainern und Personalentwicklern ein offenes Geheimnis ist. Natürlich mögen die Befragten
     ihre Erfahrungen und Meinungen nicht gern an die große Glocke hängen. Deshalb wollen und werden sie in diesem Buch anonym
     bleiben. Die Angst vor negativen Konsequenzen wie Image-, Auftrags- oder gar Stellenverlust, ist groß. Nicht unberechtigt,
     wenn man bedenkt, dass in Unternehmen immer wieder die Frage laut wird, warum es überhaupt einen internen Trainer oder Personalentwickler
     gibt und ob man dessen Stelle nicht streichen könnte. Gerade in Zeiten knapper Kassen fällt die Weiterbildung nur zu gern
     dem Rotstift zum Opfer. Warum eigentlich, wenn man so an deren Nutzen glaubt?
    |11| Weshalb bisher noch keiner den Mythos Weiterbildung enttarnt hat, liegt in der schlichten Angewohnheit des Menschen begründet,
     dass er seinen Lebensunterhalt verdienen möchte. Tausende Trainer in Deutschland beziehen ihre Einkünfte aus Vorträgen, Seminaren
     und Coachings. Wie viele genau lässt sich derzeit nicht sagen. Die Schätzungen reichen von 5 000 bis 120 000, so der Dachverband
     der Weiterbildungsorganisationen e. V. (DVWO). Das liege auch daran, dass es keine trennscharfe Unterscheidung der Begriffe
     Trainer, Berater, Coach, Kursleiter und Dozent gebe. 6 Deshalb wollen das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit
     mit dem Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung (IES) mit einer konkreten Anbieteranalyse nun Licht ins Dunkel
     bringen. Finanziert wird die Untersuchung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). 7 Wie viele Trainer es nun auch sein mögen – wer gut im Geschäft ist, kann sich damit sein Haus, sein Auto und sein Boot finanzieren.
     Und übrigens: Während ich diese Zeilen schreibe, verdiene ich mein Geld auch als Trainer. Würde mein Arbeitgeber von diesen
     Zeilen erfahren, würde er mich standrechtlich kündigen und fristlos zur Therapie schicken. Deshalb hat meine Frau lange mit
     mir diskutiert, ob ich als treu sorgender Familienvater und alleiniger Brötchenverdiener nicht lieber ein harmloses Buch über
     »Lernfreude« schreiben möchte. Doch ich ließ mich nicht bekehren, und sie begann Notpläne zu schmieden, wie sie in Zukunft
     das Geld für die Familie verdienen könnte. Und ich kenne nun auch ganz genau meine Aufgaben als künftiger Hausmann.
    Trainer: Die Bluffer und Blender des Weiterbildungserfolgs
    Früher war die Welt für Personalentwickler und Trainer noch in Ordnung. Im
Trainerguide 07/08
schreibt Jürgen Graf vom Verlag managerSeminare: »Die Zeiten sind vorbei, in denen betriebliche Weiterbildung ergebnisoffen
     betrieben werden konnte, |12| weil man
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