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Die Weiterbildungsluege

Titel: Die Weiterbildungsluege
Autoren: Richard Gris
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sprechen, die Weiterbildung mit der Gießkanne zulassen oder Konzepte fernab der Realität im Elfenbeinturm kreieren. Wer
     dann immer noch an eine systematische Weiterbildung glaubt, bei der mittels Bildungscontrolling der Nutzen nachweisbar und
     in Zahlen rechenbar ist, wird eines Besseren belehrt. Die Evaluationsforschung macht deutlich, dass der Aufwand der Messbarmachung
     im Alltag überhaupt nicht realistisch ist – und selbst wenn es jemand tun würde, so wäre es auch witzlos. Denn jeder Universitätsprofessor
     der Sozialwissenschaften weiß: Die Ergebnisse |21| einer Studie sind nur eine Frage von Aufwand, Geldmitteln und Versuchsaufbau.
    Falls Sie zu zart besaitet sind, können Sie das Buch jetzt noch zuklappen, aber dann werden Sie niemals – ich betone: n-i-e-m-a-l-s
     – die Wahrheit lesen. Das steht Ihnen natürlich frei.

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|23| Teil I
Die Mitarbeiter

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    |25| Kapitel 1
Stabile Persönlichkeit
Wir können nicht aus unserer Haut
    »Das ist der absolute Wahnsinn, ich bekomme es einfach nicht weg.« Mir gegenüber saß zusammengesunken der Geschäftsführer
     eines mittelständischen Logistik-Unternehmens. Verzweiflung trat aus den Augen des Mannes, der ein bisschen wie Monty Burns
     aussah, der kaltschnäuzige Besitzer des Atomkraftwerkes in der Zeichentrickserie
Die Simpsons
. Sein Ruf war nicht weniger schlecht. Er war gefürchtet für seine emotionalen Ausbrüche und berüchtigt für seine ruppige
     Art, wenn er nicht bekam, was er sich vorstellte. Wenn jemand auf dem Weg zu einer Besprechung mit ihm war, begleiteten ihn
     mitleidige Blicke wie beim Gang zum Schafott. Jeder wusste, dass der Kollege beim Meinungsaustausch so lange durch die Mangel
     gedreht wurde, bis er mit der Meinung des Geschäftsführers herauskam. Solch ein rhetorisches Martyrium konnte Stunden dauern.
     Bis weit nach Dienstschluss. Und nicht nur das: Einige wichtige Change-Projekte waren aufgrund seiner Art nicht erfolgreich
     verlaufen, weil die Akzeptanz fehlte. Der Firmenboss war – um es kurz zu sagen – in den Augen seiner Umwelt ein Monster. Und
     der Betriebsrat bekämpfte ihn bis aufs Messer. Man warf ihm vor, er sei der Untergang für das Unternehmen.
    Was aber nur wenige wussten war, dass der Geschäftsführer unter seiner Art sehr litt. Mit Resignation in der Stimme erzählte
     mir der Sohn einer Unternehmerfamilie: »Wissen Sie, wie viele |26| Trainings und Coachings ich schon hinter mir habe? Ich habe mich komplett durchanalysiert. Ich weiß genau, warum ich so bin,
     wie ich bin, und wann welcher Film bei mir abläuft. Ich versuche immer wieder, es anders zu machen. Aber ich kann einfach
     nicht aus meiner Haut.«
    Verständlich. Er ist ja keine Schlange. Die bekommt irgendwann trübe Augen und streift an irgendwelchen Baumstämmen ihre alte
     Haut ab. Aber wir Menschen können das mit unserer Persönlichkeit nicht tun. Wir sind damit zu sehr verwachsen. Unser Charakter
     resultiert aus Veranlagung, frühkindlichen Prägungen und wichtigen Lebenserfahrungen. Er ist ein filigranes System von Werten
     und Überzeugungen und spiegelt sich in unserer Wortwahl, Mimik, Stimme und unserem Körperausdruck wider. So erleben wir den
     einen als agilen, dominanten Marketingleiter oder den anderen als mausgrauen Sachbearbeiter in der Finanzbuchhaltung. Und
     jeder, wie er ist, hat für sich die Persönlichkeit ausgebildet, mit der er gelernt hat, am besten durch das Leben zu kommen.
     Die Hirnforschung hat nachgewiesen, dass sich unsere Erfahrungen, unser Denken und unsere Gewohnheiten auf neuronaler Ebene
     manifestieren. Deshalb lassen sich derartige »Programmierungen« auch nicht so leicht wieder auflösen. Kurzum, der Mensch als
     Persönlichkeit ist ein sehr stabiles System. Daher ist jeder Veränderungsprozess im besten Fall Millimeterarbeit. Doch in
     der Praxis wird diese Erkenntnis missachtet. Da übernimmt der mausgraue Sachbearbeiter die Führung des Kreditorenteams, obwohl
     er besser über Zahlen als mit Menschen reden kann. Und ein Programm zur Führungskräfteentwicklung soll es richten. Aber die
     menschliche Psyche lässt sich nicht beliebig frisieren, manipulieren oder umstrukturieren – es sei denn, Sie sind eine androide
     Lebensform wie Data, Crewmitglied der Enterprise aus
Star Trek, The Next Generation.
Und das Schlimmste ist – am Ende leiden alle unter der versuchten Gehirnwäsche.
    |27| Erblast aus früheren Tagen:
Mit dem Klammerbeutel gepudert
    Immer
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