Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiterbildungsluege

Titel: Die Weiterbildungsluege
Autoren: Richard Gris
Vom Netzwerk:
Eigenschaft gesegnet sei, mit seinen
     Ansichten und Bedürfnissen nicht übersehen zu werden. Doch zurück zu der Erzählung des Ex-Vertriebsleiters: »Wir waren in
     St. Diego und in Nizza, mehrere Male, mehrere Tage lang, wo wir in Klausur gingen und versuchten, unsere Positionen unter
     einen Hut zu bringen.« Anfangs fand er die Idee noch gut, dass im Rahmen der Führungstrainings die gemeinsamen Probleme besprochen
     werden sollten. Doch bald kam die Ernüchterung. »Es hieß, wir müssten an einem Strang ziehen – was wir dann doch nicht taten.«
     Die Umsetzung funktionierte nicht. Jeder habe seinen Job auf seine Weise gut gemacht, aber eine Synergie aus fünf Positionen
     sei schlichtweg nicht möglich gewesen. »Die ganzen Seminare waren ein Reinfall«, meinte er verbittert und versteht bis heute
     nicht, warum die Firma dafür fast 3 500 Dollar pro Tag hingelegt hat. Interessanterweise gibt es die Firma heute nicht mehr.
     »Das sagt bereits alles«, resümierte der ehemalige Spitzenmanager. Seine Erfahrungen haben bei ihm die Einstellung zementiert,
     dass Trainings absolut nichts bringen. Aber es interessiert keinen. Ernüchtert sagt er: »So, wie Menschen immer wieder Kriege
     führen, obwohl sie wissen, dass sie Unheil mit sich bringen, genauso werden immer wieder aufs Neue Trainings angeboten, obwohl
     sie nicht funktionieren.«
    Das Kaleidoskop-Prinzip:
Unsere Persönlichkeit ist ein eng vernetztes System
    Warum sich unsere Persönlichkeit nicht einfach durch Seminare ändern lässt, erklärt sehr plausibel ein Modell von Robert Dilts. 16 |32| Er gilt als einer der wichtigsten Entwickler des Neurolinguistischen Programmierens (NLP), einem psychologischen Ansatz zu
     Kommunikation und Veränderung, der Anfang der 1970er Jahre entstanden ist. Dilts meint, unser Gehirn ist in Form von logischen
     Ebenen organisiert, die miteinander in hierarchischer Beziehung stehen. Das heißt, die höheren Ebenen bestimmen die niedrigeren
     Ebenen. Im Kern nennt er fünf logische Ebenen. Die niedrigste betrifft Verhaltensweisen, wie zum Beispiel einen Arm heben,
     einen Satz sagen. Es sind sichtbare und hörbare Aktionen und Reaktionen auf die Umwelt, in der wir leben. Darüber kommt die
     Ebene der Fähigkeiten. Damit sind komplexe Verhaltensmuster wie Autofahren und Handlungsstrategien gemeint, zum Beispiel Problemlösefähigkeiten
     oder Selbstorganisation. Die nächsten Ebenen betreffen Überzeugungen und Werte. Sie beschreiben, wie wir über die Welt denken
     und was uns wichtig ist. Ganz oben in der Hierarchie ist die Ebene der Identität angesiedelt. Sie beschreibt unser Selbstbild
     und ist gewissermaßen die Summe und das Produkt der anderen Ebenen.
    Wenn nun jemand auf der Ebene der Identität das Selbstbild hat »Ich bin klein und hässlich und versage immer«, dann wirkt
     sich diese Sicht bis in die unterste Verhaltensebene aus. Ganz egal, was für Erfahrungen dieser Mensch macht. Er glaubt nicht
     an seine Leistungsfähigkeit. Und wie wollen Sie jemandem klarmachen, dass er eigentlich Bäume ausreißen kann, wenn er der
     Meinung ist, nicht einmal eine Distel aus dem Boden rupfen zu können? Solch eine Identität lässt sich nicht mal eben mit einer
     Schulung ausräumen. Veränderungsprozesse auf der Ebene von Identität, Einstellungen und Werten sind im Prinzip wie die Vorgänge
     in einem Kaleidoskop. Wenn Sie das Röhrchen bewegen, können Sie nicht eine einzelne Glasscherbe bewegen, sondern es müssen
     immer alle Scherben gleichzeitig mit. Und so kann sich nur das gesamte Bild verändern. Und das braucht viel Zeit und Geduld.
     Identitäten, Einstellungen und Werte entwickeln sich nicht von heute auf morgen, sondern basieren auf den immerwährenden |33| ausgesprochenen und unausgesprochenen Botschaften der Eltern und dem engeren sozialen Umfeld. Mein kleiner Sohn Julius hat
     eine Vorliebe, sich immer die Socken auszuziehen. Folglich erklären wir ihm ständig, dass er die Socken anbehalten soll. Eines
     Morgens komme ich mit nackten Füßen ins Wohnzimmer. Während ich, gerade dem Bett entsprungen und mit schläfrigem Blick, im
     Türrahmen stehe, kommt Sohnemann auf mich zu, stellt sich vor mich, zeigt mit dem Zeigefinger auf meine nackten Füße und ruft
     empört »Da – an!«. Wie du mir, so ich dir. Als braver Vater entschwindet man dann schnell, um die bloßen Füße in eine Socke
     einzuhüllen. Diese Geschichte zeigt, wie die Welt eines kleinen menschlichen Wesens funktioniert. Wer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher