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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman
Autoren: Sabine Klewe
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Wagen heute Morgen noch nicht da stand. Schwarzbach ist also immer noch in der Gegend. Warum wohl? Er hatte jede Menge Zeit unterzutauchen, könnte längst in Südfrankreich sein. Oder in der Karibik.«
    Salomon fuhr sich durch das Haar. »Das gefällt mir gar nicht. Ich habe ein ungutes Gefühl.«
    »Ich auch.« Der Schneefall hatte nachgelassen, und Lydia beschleunigte. Sie musste unter allen Umständen verhindern, dass ein zweites Mädchen starb, und wenn sie den ganzen Wald allein durchkämmen musste.
    Das Funkgerät krächzte.
    »Düssel 94/21 für Viktor.« Viktor war der Rufname der Leitstelle Viersen.
    Salomon nahm das Funkgerät.
    »Kommen Sie, Viktor.«
    »Personenschaden auf den Gleisen, Bahnlinie Viersen-Venlo. In einem Waldstück südlich von Kaldenkirchen. Opfer männlich, wurde von einem Güterzug erfasst.«
    »Scheiße«, stieß Lydia hervor.
    »Identifizierung?«, fragte Salomon.
    »Negativ«, kam es zurück.
    »Nur eine Person?«
    »Sieht so aus.«
    »Haben verstanden, Viktor.« Salomon ließ das Funkgerät sinken. »Vielleicht ist es ein Zufall.«
    Noch bevor Lydia antworten konnte, meldete sich die Leitstelle erneut. »Die Kollegen haben die Papiere gefunden. Es ist die Zielperson, Olaf Schwarzbach. Von dem Mädchen fehlt jede Spur.«
    Salomon ließ sich den Weg zu der Unfallstelle beschreiben. Sie befand sich nur wenige hundert Meter Luftlinie von dem Parkplatz entfernt, wo der verlassene Wagen gefunden worden war. Seine Hand zitterte leicht, als er nach dem Handy griff und dem Kollegen, der die Suche im Wald leitete, neue Instruktionen gab.
    Sie erreichten das Kreuz Mönchengladbach und wechselten auf die A 61. Vor ihnen schlingerte ein LKW, weil er auf dem Schneematsch viel zu schnell in die Kurve ging. Lydia hupte genervt und überholte.
    »Glaubst du, sie lebt noch?«, fragte Salomon tonlos.
    »Viel Hoffnung habe ich nicht«, gab Lydia zögernd zu. »Er hat sich nicht umgebracht und Leonie allein zurückgelassen. Das passt nicht zu ihm. Das hätte er niemals getan.«
    Salomon nickte. »Das denke ich auch. Wenn es Selbstmord war, dann hat er seine Tochter mit in den Tod genommen.« Er presste die Faust vor den Mund. »Oder er hat sie zuerst umgebracht. Bevor er sich vor den Zug warf.«
    »Es sei denn, er wusste, dass es nicht seine Tochter war.«
    »Ich glaube nicht, dass er noch in der Lage war, rational zu denken. Für ihn war sie seine Tochter.« Salomon studierte die Schilder. »Hier müssen wir raus.«
    »Vermutlich hast du recht.« Lydia lenkte den Wagen auf die Ausfahrt.
    »Wir sind gleich an der Unfallstelle. Dahinten kommt ein Kreisverkehr, da müssen wir nach links.«
    Salomons Handy klingelte. Er griff danach und lauschte kurz. »Wir sind in fünf Minuten da«, sagte er schließlich und unterbrach die Verbindung. »Sie haben sie gefunden.« Er klang mit einem Mal aufgekratzt. »Sie lebt, aber sie kommen nicht an sie heran. Fahr geradeaus weiter. Und gib Gas!«
    Salomon pflanzte das Blaulicht aufs Dach.
    »Was soll das heißen, sie kommen nicht an sie ran«, rief Lydia über den Lärm hinweg.
    Der Toyota rollte in den einsamen Kreisverkehr und schlingerte durch die Kurve. Schnee spritzte auf. Als sie wieder auf gerader Strecke waren, trat Lydia das Gaspedal durch.
    »Was weiß ich. Vielleicht hat sie sich irgendwo eingeschlossen.«
    »Im Wald?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie rasten durch ein Dorf und bogen auf einen Wanderweg, der schnurgerade entlang einer breiten Schneise verlief. Rechts war ein schmaler Graben, links eine Überlandstromleitung. Der Schnee tauchte die nächtliche Landschaft in gespenstisch fahles Licht. Er lag hier höher als auf der Landstraße, und Lydia musste das Tempo drosseln. Salomon nahm das Blaulicht vom Dach. Vor ihnen blinkte es, sie hatten den Streifenwagen erreicht.
    Lydia bremste scharf und sprang aus dem Auto, dicht gefolgt von Salomon.
    »Wo ist sie?«, rief sie den beiden Kollegen zu, die unentschlossen bei ihrem Fahrzeug standen. Einer der Polizisten hob den Arm und lenkte den Lichtkegel seiner Stablampe auf einen Strommast. Einige Meter über ihnen hockte eine Gestalt zwischen den Metallverstrebungen.
    Salomon drückte den Arm des Kollegen nach unten.
    »Weg mit dem Licht! Das könnte sie verschrecken.« Er sah sich um. »Wo sind die Suchtrupps?«
    »Weiter östlich. Bei den Gleisen«, antwortete der Polizist mit der Stablampe. »Wir hatten die Anweisung, in diesem Planquadrat die Wege abzufahren. War reiner Zufall, dass wir die Kleine da oben entdeckt
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