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Hier stinkt's!

Hier stinkt's!

Titel: Hier stinkt's!
Autoren: David Lubar
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1

SO EIN DRECK!

    Als die Taube in unser Klassenzimmer flog, schrien die meisten Jungs: »Wow!« und die Hälfte der Mädchen schrie: »Iiiigitt!«
    Unsere Lehrerin, Ms Delambre, schrie: »Um Himmels willen!« Das sagen Erwachsene immer, wenn sie keine Schimpfwörter benutzen wollen.
    Mein Freund Mookie und ich grinsten uns an. Seine Mom sagt ständig Um Himmels willen .
    Ich habe zuerst gar nichts geschrien, aber dann setzte die Taube zu einem Sturzflug an und landete direkt auf meiner linken Schulter.
    »Hey, runter da!«
    Sie rührte sich nicht.
    Ich versuchte sie wegzuschubsen, aber ich hatte Angst, ich könnte ihr wehtun. Irgendwo hab ich nämlich mal gelesen, dassVogelknochen innen hohl und sehr zerbrechlich sind. Und ich weiß genau, wie sich das anfühlt, weil meine eigenen Knochen auch total leicht brechen.
    Das war nicht immer so. Eigentlich war ich ein ganz normales Kind, bis ich von Abigails durchgeknalltem Onkel Zardo mit Verschwinde-Schmerz überschüttet wurde und mich in einen halb toten Zombie verwandelt habe. Jetzt habe ich keinen Herzschlag mehr. Aber erstaunlicherweise ist das gar nicht so schlimm, wie ich anfangs befürchtet hatte.
    Die Taube drehte den Kopf zu mir und starrte mich an.
    Ich starrte zurück.
    Die Taube blinzelte.
    Ich nicht.
    Das ist noch so etwas, das jetzt anders ist bei mir. Ich versuche aber trotzdem, daran zu denken, es ab und zu mal zu machen, damit die Leute keine Angst vor mir kriegen.
    Die Taube wackelte mit dem Schwanz. Etwas Nasses, Weißes platschte auf mein T-Shirt, quer über die Brusttasche.
    »Na toll, vielen Dank!«, sagte ich zu der Taube.
    Ich hatte mich soeben in eine lebende Statue verwandelt, auf der sich die Taube offenbar heimisch fühlte. Was sollte ich jetzt bloß tun?
    Vielleicht hatte sie vor, ein Nest in meinen Haaren zu bauen und Eier zu legen.
    Unter dem lauten Gelächter der anderen Kinder, die auf mein T-Shirt zeigten und blöde Witze über Taubenkacke machten, erhob sich der Vogel von meiner Schulter und flog wieder zum Fenster hinaus.

    Mookie, der neben mir saß, lachte so heftig, dass er vom Stuhl fiel. Und er knallte mit so viel Schwung auf den Boden, dass erwie ein Flummi wieder hochhüpfte. Er kann sich aber nicht wirklich wehgetan haben, sonst hätte er wahrscheinlich aufgehört zu lachen.
    Nur Abigail lachte nicht. Sie drehte sich zum Fenster und sah der Taube nach, während sie nachdenklich an den Spitzen ihrer lockigen, dunkelbraunen Haare zupfte. Sie ist so intelligent, dass es einem echt Angst machen kann. Aber sie gibt nie damit an in der Schule.
    »Okay, ihr Lieben!«, sagte Ms Delambre. »Jetzt ist es wirklich genug, kriegt euch wieder ein. Das hier ist keine Party, sondern Naturwissenschaftsunterricht.« Sie kam zu mir rüber und zeigte auf den Klecks auf meinem T-Shirt. »Nathan, geh das sofort rauswaschen. Taubendreck kann alle möglichen Krankheiten übertragen.«
    Ich sprang von meinem Stuhl auf und steuerte auf das Waschbecken im hinteren Teil des Klassenzimmers zu. Dabei spürte ich zwei Dutzend Augenpaare in meinem Rücken. Um die Keime machte ich mir keine Sorgen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich keine Krankheit bekommen würde. Und selbst wenn, würde mich das nicht umbringen. Aber trotzdem wollte ich das Zeug nicht auf meinem T-Shirt haben. Mom sagt immer, ich soll aufpassen, dass ich mich beim Essen nicht bekleckere. Wenn sie jemals beim Mittagessen in der Schulkantine dabei gewesen wäre, wüsste sie, dass das unmöglich ist.
    Ich griff nach einem Papiertuch und rieb an dem Fleck herum. Ich hatte erwartet, dass das Zeug verschmieren würde, aber es blieb an dem Papiertuch kleben und rutschte direkt von der Brusttasche ab.
    Was um alles in der Welt   …?
    Ich erkannte, dass es ein Stück Plastik war. Auf der Rückseitewar in winzigen Buchstaben etwas aufgedruckt. Ich sah genauer hin.
    Dringende Mission steht bevor. Bereithalten für Großeinsatz. P. M .
    P. M., das musste Peter Murphy sein – der Spion, der mich angeheuert hat, für das Büro für ultranützliche Missgeschicke, kurz BUM , zu arbeiten. Das BUM ist immer auf der Suche nach Kindern, denen irgendein Missgeschick passiert ist, das sie befähigt, gute Spione zu werden. Sie kämpfen dafür, die Welt zu verbessern. Das ist ihre Mission, auch wenn ich immer noch nicht wirklich begriffen habe, was das bedeutet.
    Ich sah rüber zu Ms Delambre. Sie versuchte gerade, das Fenster zu schließen, aber es klemmte. Normalerweise lässt sie es einfach auf, weil
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