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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht
Autoren: Stefan Wolf
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mein Gefängnis. Aber davon wissen Sie natürlich
nichts.“
    Nancy schüttelte den Kopf, folgte der
Aufforderung und stolperte fast über ihre Füße. Gaby schloß die Tür. Nancy ließ
sich aufs Bett sinken und gähnte.
    „Wer ist sonst noch an Bord?“ fragte
Gaby.
    „Ich weiß nicht. Bestimmt mein
Verlobter. Natürlich. Athanase schläft in seiner Kajüte. Dann ist, glaube ich,
noch ein Matrose... Aber erklär’ mir doch, was du hier machst.“
    „Sie müssen jetzt ganz ruhig bleiben,
Nancy. So bitter das alles auch für Sie ist. Aber an der Erkenntnis führt kein
Weg vorbei: Athanase Mitilini, Ihr sogenannter Verlobter, ist ein Verbrecher.
Er handelt mit Drogen. Mit Heroin. Meine Freunde und ich haben ihm eine Heroin-Sendung
weggeschnappt. Wir wollten sie als Druckmittel verwenden. Und das Heroin gegen
Sie eintauschen, ja, gegen Sie, Nancy. Aber Mitilini und seine Komplicen — zu
denen auch dieser Dragoumi gehört — haben mich entführt. Ich wurde in meinem
Hotelzimmer betäubt. Hier bin ich eben aufgewacht. Da staunen Sie, wie?
Übrigens waren wir heute abend Gäste Ihrer Eltern. Auf der All-Star. Sie ankert
hier im Hafen, Ihr Vater und Ihre Stiefmutter suchen verzweifelt nach Ihnen.
Woher wir die kennen? Karl — das ist der Schlaksige mit der Brille — heißt mit
Nachnamen Vierstein. Klingelt es jetzt? Nein? Nun, er ist weitläufig mit Ihnen
verwandt, Nancy, nämlich der Neffe Ihrer Stiefmutter. Jetzt klickert es, wie?
Ja, Karl ist der Sohn des deutschen Professors. Ihre Eltern haben ihn und uns,
seine Freunde, hierher eingeladen. Nancy, so sehr das auch schmerzt — Ihr Athanase
ist nicht ehrlich mit Ihnen. Es war ein Riesenfehler, mit diesem Kerl
durchzubrennen. Wissen Sie, was der vorhat? Er wartet nur darauf, mit Ihrem
Vater zu verhandeln. ]a, Mr. Baker soll ihm Geld, viel Geld dafür geben, damit
er, Mitilini, Sie zurückschickt.“ Jedenfalls vermuten wir das, fügte Gaby in
Gedanken hinzu. Der endgültige Beweis fehlt noch. Aber es ist so gut wie wahr.
    Nancy starrte sie an. Entsetzen stand
in den Rehaugen. Langsam füllten sie sich mit Tränen.
    „Das... kann ich nicht glauben.“
    „Es ist die Wahrheit!“ versicherte
Gaby. „Ich schwöre es. Sie sind einem gewissenlosen Schuft aufgesessen. Kann ja
passieren. Irren ist menschlich. Besonders wenn es um Herzensangelegenheiten
geht. Hat nicht jeder so ein Glück wie ich und findet gleich... also, Tim ist
nämlich mein Freund. Für mich geht er durch dick und dünn. Sie, Nancy, müssen
jetzt klug sein. Wenn Sie sich weiterhin vor Ihren Eltern verstecken, wäre das
großes Unrecht.“
    „Athanase ist so lieb zu mir“,
flüsterte sie.
    „Damit Sie ihm auf den Leim gehen.“
    „Du meinst wirklich, es geht ihm nur um
Geld?“
    „Ich würde wetten“, sagte Gaby mit
sicherem Instinkt, „daß er längst verheiratet ist. Oder irgendwo eine Freundin
oder Braut hat. Er benutzt Sie nur als Mittel zum Zweck. Er erwartet, daß Ihr
Vater Sie freikauft. Was natürlich kein Lösegeld wäre, denn Sie sind ja
freiwillig bei dem Griechen. Es ist widerwärtig, wie der handelt. Aber sowas
gibt es nun mal, und er hat es schlau eingefädelt. Gehen Sie zu Ihren Eltern,
und Sie werden sehen, wie Mitilini reagiert.“
    Nancy schlang die Arme um sich. Ihr
Gesicht wurde ganz klein. Sie konnte die Tränen zurückhalten, schnüffelte aber.
    „Wir müssen uns an Land schleichen“,
sagte Gaby leise. „So wie wir sind. Erkälten können wir uns nicht. Dann rennen
wir zur All-Star und sind in Sicherheit. Ja?“
    Nancy nickte.
    Vorsichtig öffnete Gaby die Tür. Im
selben Moment schrie sie auf.
    Ein Mann stand vor ihr. Er war keine
Armlänge entfernt. Ein gemeines Grinsen reichte bis unter den Rand der
Matrosenmütze. *
    „Aha!“ radebrechte er auf englisch. „Die
Amerikanerin hockt bei dir. Und jetzt willst du türmen. Daraus wird nichts,
mein Püppchen.“
    Drohend lehnte er sich vor.
    Gaby erschrak und wich zurück.
    Der Kerl riß die Tür zu. Knirschend
wurde der Riegel vorgeschoben.
    „Der Chef wird bald kommen“, rief er. „Dann
könnt ihr was erleben!“
    Entsetzt sahen sich Gaby und Nancy an.
     
    *
     
    Pritchett richtete seine Pistole auf
Tim. Gleichzeitig nahm er einen Schluck aus der Flasche.
    „Du bist ruhig, Großmaul!“ kaute er
durch die Zähne. „Was wollt ihr überhaupt? Habe nur die Leofóros erwartet. Heh,
Miß, weißt du, weshalb ich hier bin? Habe mir überlegt, daß ich den Dolch ganz
billig einkaufen kann. Kapiert? Du wirst ihn mir
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