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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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die alles beobachtete, die mit Allem eins war. Meine einzelnen Teile, die sich in den Kreis der Schöpfung aufgelöst hatten, würden unendlich weiterexistieren – immer im Wandel begriffen, immer neu.
    Ich erkannte, dass der grausige Schnitter Tod, den Dan Millman so sehr gefürchtet hatte, nur eine Illusion gewesen war. Und auch sein Leben war eine Illusion gewesen, ein Problemchen, der heitere Zwischenfall einer Sekunde, als das BEWUSSTSEIN sich selbst vergaß.
    Zu seinen Lebzeiten war Dan nicht durch die Pforte getreten. Niemals hatte er sein wahres Wesen erkannt. Er hatte in Sterblichkeit und in Furcht gelebt – allein.
    Aber ich wusste jetzt. (…)
    Ich lag auf dem Boden der Höhle und lächelte versonnen. Ich setzte mich auf, wischte mir über die Augen und starrte ins Dunkel, verwirrt, aber ohne Furcht.
    Als mein Blick sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, erkannte ich einen weißhaarigen Mann, der lächelnd neben mir saß. Dann kam, aus tausend Jahren Entfernung, die Erinnerung wieder. Einen Moment lang war ich betrübt über die Rückkehr in meine sterbliche Form. Dann aber wurde mir klar, dass es keinen Unterschied machte. Wahrscheinlich machte nichts mehr einen Unterschied!
    Das fand ich spaßig. Überhaupt – ich fand alles spaßig. Ich musste lachen.

    Diese Worte fand ich nach einer Vision von Ego-Sterben und Wiedergeburt. Es ging mir wie Menschen, die klinisch tot waren und ins Leben zurückgeholt wurden. Ich hatte die illusorische Natur jenes Dan Millman begriffen, an den ich mich die ganzen Jahre so geklammert hatte. Seither nehme ich diesen »Dan« nicht mehr ganz so ernst und fühle mich auch nicht länger bemüßigt, sein Selbstbild auf Gedeih und Verderb zu verteidigen.
    Endlich hatte ich erkannt, dass das Bewusstsein, »Ich« zu sein, zwar einen Körpergeist namens Dan mit Leben erfüllt, dass das wahre »Ich« (Ich Bin) aber grenzenlos ist. In dieser Erkenntnis fand ich Unsterblichkeit, selbst als mir klar wurde, dass jener »Dan Millman« mit einem Fingerschnippen der Ewigkeit erlöschen würde.
    In der Alltagswelt ist diese transzendente Vision von keinerlei praktischem Wert. Sie macht nicht reich – bereichert aber den Geist. Sie verleiht einem keine besonderen Kräfte, befähigt also beispielsweise nicht zum über dem Boden Schweben, geht aber mit größerer Leichtigkeit einher. Die Gedanken anderer Menschen können wir dann immer noch nicht lesen, wohl aber den illusorischen Charakter unserer eigenen besser verstehen.
    Als ich kurz nach den Erschütterungen vom 11. September 2001 einen gleichgesinnten Kollegen anrief und ihn fragte, was er denn darüber denke, antwortete er: »Ich gehe jetzt raus und mähe den Rasen. Das Gras wächst ja weiter.«
    Wir müssen immer noch den Rasen mähen, uns um die ganz normalen Alltagsdinge kümmern. Doch während das Schauspiel weitergeht, klammern wir uns nicht
mehr an unsere Rollen, sondern stellen uns manchmal auch auf dem Balkon und genießen das Stück.
    Aus dem Traum erwachen
    Wie viele Jahre war jener Dan Millman herangewachsen und hatte darum gekämpft, »jemand« zu werden. (…)
    Nun werde ich wieder »Dan Millman« spielen. Vielleicht gewöhne ich mich sogar daran – für die restlichen paar Sekunden Ewigkeit, bis auch das vorbei ist. Jetzt aber weiß ich, dass ich nicht nur ein isoliertes Häufchen Fleisch und Knochen bin, sondern Teil der ganzen Welt. Und dieses Geheimnis macht den ganzen Unterschied.
    Mir fehlten die Worte, um den Effekt dieses Wissens zu schildern. Ich war einfach aufgewacht.
    Ich war endlich erwacht für die Wirklichkeit, frei von der Suche, frei von der Frage nach dem Sinn. Was hätte ich noch suchen sollen? Alles, was Socrates mir je gesagt hatte, war mit meinem Tod lebendig geworden. Dies war das große Paradox, der große Witz und die große Veränderung. Suche, Leistung, Ziele – all dies war gleich vergnüglich und gleich unwichtig. Neue Energie strömte durch meinen Körper. Ich floss über vor Glück und meinte zu bersten vor Lachen. Es war das Lachen eines grundlos Glücklichen!
    (…)
    Ich hatte den Verstand verloren und – war in mein Herz gefallen. Die Pforte hatte sich schließlich aufgetan, und ich war blindlings hineingestolpert, lachend, denn auch dies war ein Witz. Es war eine Pforte ohne Tor. Wieder nur eine Illusion, wieder nur ein Gleichnis. (…) Der Weg würde weiterführen – ohne Ende. Jetzt aber war er voller Licht.

    Als ich diesen Abschnitt, einen der letzten des Pfades des friedvollen
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