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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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sein!«
     
     
    Von allen Lehren Socrates’ wurde sein Ratschlag, » jetzt grundlos glücklich zu sein«, wahrscheinlich am wenigsten verstanden. Denn tief im Inneren ist die motivierende Kraft, die hinter all unserem Suchen auf materiellem, psychologischem und spirituellem Gebiet steht, doch meistens das ganz natürliche menschliche Streben, sich häufiger gut und seltener schlecht zu fühlen . Auf diesem Niveau übersetzt das Denken »beglückt sein « automatisch mit »Glück empfinden «.
    Hätte Socrates jedoch »Glück empfinden« gemeint, hätte er das Unmögliche empfohlen. Könnten wir nämlich Glück empfinden, indem wir uns zwingen, glücklich zu sein, würden wir es einfach ständig tun, und das wär’s dann. Dann brauchten wir uns bloß in den Zustand des
Glücksempfindens hineinsteigern und könnten seelenruhig dem Sonnenuntergang entgegenschlendern.
    Aber wie schon gesagt, Gefühle ändern sich ständig und sind nicht dem Willen unterworfen. In manchen Momenten gelingt es uns vielleicht, an etwas Schönes zu denken und dabei fast ein bisschen schwindelig zu werden vor Glück, aber dieser Taumel ist schnell wieder vorbei. Und wenn wir niedergeschlagen sind, weil wir den Arbeitsplatz verlieren oder Insolvenz anmelden müssen oder weil uns der Partner verlässt, hilft es wenig, wenn man versucht, Glücksgefühle zu erzwingen.
    Damit müsste klar sein, dass Socrates beglücktes Handeln empfahl, denn das können wir steuern. Wir können den Willen aufbringen zu lächeln; wir können uns so verhalten, so bewegen und so atmen, als wären wir glücklich. Was immer wir gerade empfinden, wir können unsere Gefühle sein lassen, wie sie sind, einfach weiterleben, Energien mit der Welt austauschen und aus dem gegebenen Moment das Beste machen. Ein solches Verhalten ist mitunter äußerst schwierig, möglich aber immer. Mir hat es Socrates so empfohlen, ich gebe es weiter – und versuche auch, mich so gut ich kann daran zu halten, von Augenblick zu Augenblick.
    Aber ist es nicht eigentlich Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn man beglückt handelt, obwohl man gar kein Glück empfindet? Ja, schon – genau wie der verängstigte Soldat so tut, als wäre er mutig, wenn er seinen Kameraden durch den Kugelhagel trägt, genau so, wie das schüchterne junge Mädchen die Tanzfläche überquert, um einen jungen Mann aufzufordern, und dabei so tut, als stecke es voller Selbstvertrauen.
    Mir ist es völlig egal, ob jemand Mut, Energie oder Selbstvertrauen hat, ob er Dankbarkeit, Mitgefühl,
Freundlichkeit oder Liebe empfindet. Worauf es mir ankommt, ist, wie er sich verhält. Deshalb empfahl Socrates, ohne Grund glücklich zu sein. Und ich kann mich ihm nur anschließen.
    Was ist Erleuchtung?
    »Erleuchtung ist kein Ziel, das man anstreben könnte. Erleuchtung ist eine Erkenntnis. Wenn du endlich erwachst, wird sich alles verändert haben – und nichts wird sich verändert haben. Wenn ein Blinder merkt, dass er sehen kann – hat sich die Welt dann verändert?«
    (…)
    Zuerst sind die Berge Berge, und die Flüsse sind Flüsse. Dann sind die Berge nicht mehr Berge, und die Flüsse sind nicht mehr Flüsse. Zuletzt sind die Berge Berge, und die Flüsse sind Flüsse.
     
     
    Viele von uns haben schon von einer plötzlichen, dramatischen Erleuchtung gehört oder gelesen, die so ist, als würde unversehens das Licht angeknipst. Ich verstehe unter Erleuchtung eher einen Dimmer, der betätigt wird – mal heller gestellt und mal wieder etwas dunkler, zwei Schritte vorwärts, einen zurück. Und so dringt allmählich immer mehr Licht in unser Herz und in unsere Gedanken.
    Auch nach der Erleuchtung müssen wir noch den Müll rausbringen und die Wäsche waschen. Der spirituelle Lehrer Ram Dass hat einmal gesagt: »Wir können in der kosmischen Seligkeit dahintreiben, unsere Postleitzahl
müssen wir uns trotzdem noch merken.« Die Parade der Gefühle, Gedanken und Beziehungen geht weiter, allerdings mit einer anderen Sicht auf die Welt, und das ist der Unterschied.
    Als ich einmal versuchte, Socrates auf eine Definition von Erleuchtung festzunageln, sagte er sinngemäß: »Hier ist eine: Stell dir ein ständiges Umschalten zwischen den höchsten Höhen der Glückseligkeit und den tiefsten Tiefen des Kummers vor, und das in Lichtgeschwindigkeit. « Damit ging er. Und ich konnte es nicht sehen, weil er mir den Rücken zugewandt hatte, hätte aber schwören können, dass ein Lächeln seine Lippen umspielte.
    In den Momenten der
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