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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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sich gegen das Starre durch, wie die Taoisten immer wieder betonen. Der Weise gibt sich der Kraft hin wie ein junges Bäumchen und nimmt Kritik an, bevor er das Wort ergreift: »Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Man kann es aber auch so sehen…«Wenn wir immer weich, offen, berechenbar und verletzlich bleiben – im einen Moment nachgeben, im nächsten unser Terrain behaupten –, gibt es kaum etwas, das wir nicht erreichen können.
    Damit kommen wir zu Socrates’ Bemerkung, dass wir Liebe nicht verstehen, sondern nur empfinden und leben können. Ich hatte mich immer bemüht, die Liebe zu verstehen, doch das war so, als versuche man, die Quadratwurzel eines Sonetts zu ziehen. Selbst heute noch ist die Liebe ein Mysterium für mich. Eines aber
habe ich inzwischen kapiert: Die Liebe, die wirklich zählt, besteht nicht aus Gefühl allein, sondern auch aus Handeln. Mir ist bewusst, dass ich keine Kontrolle darüber habe, ob ich im Moment Liebe (beziehungsweise Dankbarkeit oder auch Freundlichkeit) empfinde . Was ich aber tun kann, ist: mich liebevoll und freundlich verhalten.
    Liebe zu geben hat also nichts damit zu tun, dass man wartet, bis sich die richtige Stimmung oder Gefühlslage einstellt, sondern ist ein bewusster, umfassender Akt der Großzügigkeit, den zu vollbringen wir ganz nach Belieben beschließen können.
    Voller Leidenschaft leben, ein Vorbild sein
    »Besser man lebt – bevor man stirbt. Ich bin ein Krieger, mein Weg ist das Tun!«, sagte er. »Ich bin ein Lehrer, ich lehre durch das eigene Beispiel. Eines Tages wirst du vielleicht anderen beibringen, was ich dich gelehrt habe. Dann wirst du sehen, dass Worte nicht genügen; du wirst auch durch dein Beispiel lehren müssen. Und du kannst nur das lehren, was du selbst erfahren hast.«
     
     
    Socrates’ Bemerkung »Besser man lebt, bevor man stirbt« scheint sich von selbst zu verstehen, schließlich bleibt uns ja keine andere Wahl. Soc meinte damit aber nicht, einfach nur so lange zu existieren, bis man den letzten Schnaufer tut. Vielmehr sprach er von einem erfüllten Leben voller Aufmerksamkeit und Gefühl, so gelebt,
als könnte jeder Augenblick – jede Berührung, jeder Bissen, jeder Sonnenuntergang – der letzte sein.
    Dann wechselte er das Thema und kam auf das Lehren durch das eigene Beispiel zu sprechen: Wir alle lehren nicht nur durch das, was wir sagen, sondern vor allem durch das, was wir sind. Genau wie sein altgriechischer Namensvetter wusste auch mein Socrates seine Worte mit Umsicht und Respekt zu setzen. Den größten Einfluss auf mich hatte er aber durch den Mut und die Leidenschaft seiner Lebensführung – wie er sich bewegte, sprach und handelte.
    Sein Beispiel diente mir als Vorbild, dem ich nacheiferte und das mir zeigte, dass es möglich ist, höhere Wege als den einzuschlagen, dem ich bis dato gefolgt war.
    Heute ist mir vollkommen klar, dass alles, was ich in meinen Büchern, Vorlesungen, Seminaren und Workshops von mir gebe, bei Weitem nicht so viel zählt wie mein alltägliches Verhalten anderen Menschen gegenüber. Auf der gemeinsamen Reise den gewundenen Pfad der persönlichen Entwicklung empor gilt das für uns alle.
    Die größten Kräfte
    »Ich hatte gehofft, du würdest an der Faszination dieser Kräfte unbehelligt vorbeikommen. Aber jetzt, wo du die Frage aufgeworfen hast, müssen wir wohl darüber sprechen. Gut, was möchtest du wissen?«
    »Fangen wir zum Beispiel mit dem Wahrsagen an. Manchmal habe ich den Eindruck, du könntest es.«
    »Vorhersagen über die Zukunft beruhen nur auf einer realistischen Erkenntnis der Gegenwart. Kümmere dich lieber nicht
um die Zukunft, solange du deine Gegenwart nicht klar und deutlich erkennst.
    (…)
    Es gibt tatsächlich besondere Kräfte. Aber für einen Krieger sind solche Dinge absolut nebensächlich. Lass dich nicht irreführen. Die einzige Kraft, die wirklich zählt, ist das Glücklichsein. Und du kannst das Glück nicht erreichen – es erreicht vielmehr dich. Allerdings erst, nachdem du alles andere hingegeben hast.«
     
     
    Besondere Kräfte (wie etwa die Fähigkeit, über dem Boden zu schweben, außersinnliche Wahrnehmung oder außerkörperliche Erlebnisse), die einen aus der Masse der Normalsterblichen hervorheben, faszinieren viele, die zu magischem Denken neigen. Solche Fähigkeiten, so hören wir, erwachsen aus asketischen Übungen und Reinigung beziehungsweise beruhen auf Geheimlehren und ganz speziellen Techniken. Und wenn wir uns nur genug konzentrieren
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