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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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einem fulminanten Grillbuffet mit allen Leckereien, die man sich vorstellen kann, und
     einem riesigen Schokoladenbrunnen zum Dessert höre ich die ersten Gäste von einem gelungenen Fest sprechen. Eine Hürde liegt
     noch vor dem Paar: Der Ehrentanz – aber auch der Walzer |229| klappt hervorragend, und schnell steigen der Trauzeuge und ich mit ein, irgendwann tanzen dann alle.
    22   :   55   Uhr
    Endlich schaffe ich es, auf die Toilette zu gehen. In den letzten Stunden habe ich koordiniert. Die Aufführung von Lenas
     Kollegen war ein voller Erfolg. Anschließend erwies sich eine Verschwörungstheorie als lebendige Praxis: Elvis lebt. Der war
     nämlich da und hat den beiden ein Ständchen gebracht. Vom Brautpaar unbemerkt wurden nebenher Fotos aller Gäste gemacht. Karls
     Schwester fotografierte alle Gäste und ließ sie sich in einem Gästebuch verewigen. Wiebke brachte ihren Rechner und somit
     die Bildershow über das Paar zum Laufen. Die Gäste amüsierten sich, Lena schämte sich erst etwas, konnte sich dann aber
     über die Überraschung freuen. Die verrückte Cousine von Karl mit den blinkenden Mails wollte mich unbedingt persönlich kennenlernen
     und nicht verstehen, dass ich keine drei Martini an der Bar mit ihr trinken konnte.
    Nun ist das offizielle Programm vorbei und meine Aufgabe weitgehend erfüllt. Gerade als ich mich frisch machen will, fliegt
     die Klotür auf, und vor mir steht eine mir unbekannte Arbeitskollegin Lenas. Die Gute ist bereits etwas angetrunken, doch
     noch klar genug, mich als Trauzeugin zu erkennen. Sie fällt mir um den Hals und redet auf mich ein. Sie erklärt mir, wie
     großartig sie meine Rede, den Abend und das Paar findet und wie sehr sie sich wünscht, ebenfalls so eine Freundin zu haben.
     Etwas verunsichert versuche ich, mich aus ihrer Umarmung zu lösen. Sie aber hat gerade erst begonnen und wiederholt in einem
     fort, dass sie alles total großartig findet. Rettung naht schließlich in Form von Wiebke, die meine Verzweiflung sieht und
     schnell schaltet: «Lena braucht dich mal eben», meint sie und befreit mich so aus der Umarmung. Den Rest des Abends versuche
     ich, der Kollegin, die immer wieder zielgerichtet auf mich zusteuert, aus dem Weg |230| zu gehen. Auch wenn ich gern höre, das alles gut ist, brauche ich keine weiteren Freundinnen.
    Karl entpuppt sich derweil als der perfekte Gastgeber – er schafft es, an diesem Abend mit jedem zu sprechen, tanzt mit
     vielen seiner Gäste und hat zum Schluss keine Stimme mehr und eine Grippe am Hals. Die Party ist großartig. Morgens um sechs
     lasse ich mich ins Taxi fallen und fahre dem Sonnenaufgang entgegen. Ausgepowert und vollkommen übermüdet. Zu Hause falle
     ich ins Bett und stehe erst gegen Mittag wieder auf, um etwas zu essen und danach gleich wieder schlafen zu gehen. Am späten
     Nachmittag klingelt mein Telefon: «Zeugin», weint mir Lena ins Ohr, «es war perfekt. Ich muss die ganze Zeit weinen und
     bin so glücklich.»
    3   Wochen später
    Lena und Karl waren in den Flitterwochen – eigentlich war es nur ein verlängertes Wochenende. Die beiden haben sich vier Tage
     lang in Venedig, der Stadt, in der sie sich vor so langer Zeit ineinander verliebt haben, vom Stress der Hochzeit erholt.
     Nun sitzen wir zusammen mit Andreas in ihrer Küche, haben gegessen, und die beiden erzählen von ihrer Zeit in Italien. Lena
     holt den Laptop und grinst: «Wir haben die Bilder von der Fotografin bekommen. Habt ihr Lust, sie anzusehen?» Klar haben
     wir Lust dazu.
    Gemeinsam klicken wir uns eine Stunde lang durch über tausend Fotos. Lena und Karl, die Blumenkinder, Standesamt, Kirche,
     Gäste. Ein Bild von Andreas und mir gemeinsam – ein seltener Anblick auf dieser Feier, ich hatte kaum Zeit für ihn. Wir lachen
     viel. Bei manchen Bildern muss ich auch ein bisschen weinen, so sehr bin ich noch immer ergriffen. Auf einem Foto sind Lena
     und ich gemeinsam zu sehen. Wir halten uns im Arm, sehen uns an und lachen. Offenbar ist es bereits etwas später, unsere
     Haare sitzen nicht mehr richtig, und wir haben schon so einige |231| Runden Tanz hinter uns, sind verschwitzt und rot im Gesicht. Dennoch zeigt dieses Bild alles, wofür ich in den letzten Monaten
     gearbeitet habe: eine glückliche Braut und ihre zufriedene Trauzeugin.

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    |233| Danksagung
    Meine erste Reaktion auf die Anfrage von Rowohlt, aus meinem Blog ein Buch zu machen, lautete: «Ich? Niemals werde ICH ein
     Buch schreiben.»
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