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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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möchten.»
    Gast:
«Dann machen wir eine Luftballon-Aktion.»
    Ich:
«Sorry. Auch das ist bereits verplant.»
    Gast:
«Kochbuch?»
    Ich:
«Vergeben.»
    Gast:
«Kameras auf den Tischen.»
    |213|
Ich:
«Vergeben.»
    Gast:
«Wir verpacken Wein in Kisten, und sie dürfen sie nach einem, drei und sieben Jahren öffnen, dazu kommen liebe Grüße von
     den Gästen.»
    Ich:
«Karl trinkt keinen Alkohol.»
    Gast:
«Ist doch egal. Hauptsache, ich kann etwas machen.»
     
    Eigentlich sollte ich mit Lena heute die Miet-Utensilien für das Standesamt abholen, da dieses Telefon aber ständig klingelt
     und ich Dinge bespreche, die sie nicht mitbekommen soll, muss sie das leider allein machen. Dringenden Klärungsbedarf habe
     ich noch mit Lenas Kollegen, die eine Aufführung planen und die ich nicht erreichen kann. Ebenso muss ich das Streichquartett
     und die Pfarrer zusammen koordinieren, aber auch hier ist niemand telefonisch zu erreichen oder antwortet auf meine Mails.
    «Ruhig bleiben» lautet mein Mantra, obwohl die Liste der Dinge, die ich zu erledigen habe, stündlich wächst:
Rede schreiben. Ja, ich hatte genug Zeit, habe es aber natürlich noch nicht gemacht.
Notfall-Case zusammensuchen: Blasenpflaster, Nadel & Faden, Fleckenstift, Taschentücher – was habe ich noch vergessen?
Programm für den Abend zusammenfassen. Das geht erst, wenn ich Lenas Kollegen erreicht habe.
Anna fragen, wann sie welches Lied singen wird.
Caterer anrufen: Muss wissen, wer von uns mit dem Service im Kontakt sein wird an dem Abend.
Wer kümmert sich um den Sektempfang, während wir im Standesamt sind? (Korkenzieher einpacken!)
Kleid aus der Reinigung holen.
Programm für Gottesdienst drucken, falten, einpacken, jemanden beauftragen, es vor der Kirche zu verteilen.
     
    Schon wieder klingelt das Telefon, die Pfarrerin. Endlich. Schnell |214| will ich die letzten Details mit ihr besprechen. Dass Anna zwei Songs singen wird und das Quartett zwei weitere Stücke spielen
     wird, haben wir vor einiger Zeit schon geklärt. Geplant war, dass ich ihr jetzt nur noch sage, um welche es sich handelt,
     damit sie das Programm schreiben und mir zum Ausdrucken zusenden kann. Aber Pläne sind ja da, um sie zu ändern. Das «Ave
     Maria» akzeptiert die protestantische Geistliche noch, ebenso die beiden Streicher-Stücke, Elvis Presleys «Always On My
     Mind» führt zu einer theologischen Diskussion:
    Pfarrerin: «Ich halte ja nicht viel davon, dass weltliche Stücke in der Kirche gesungen werden, nur damit alle Beteiligten
     sich so kuschelig fühlen. Das können Sie später auf der Feier machen.»
    Ich (tief durchatmend): «Hören Sie, das haben die beiden sich gewünscht.»
    Pfarrerin: «Die beiden haben sich auch bewusst für eine kirchliche Trauung entschieden, und in meinem Gotteshaus werden die
     Lieder zu Ehren des Herrn und nicht zum Gefallen der Menschen gesungen.»
    Bevor ich eine Diskussion über die aus meiner Sicht dringend notwendige Öffnung der Institution Kirche hin zum realen Leben
     vom Zaun breche, reiße ich mich zusammen. Hier hilft nur, was auch sonst bei schwierigen Menschen hilft: Argumentieren,
     sodass sie das Gefühl bekommt, es sei ihre Idee gewesen:
    Ich: «Ich kann Sie verstehen. Sicher ist es heute schwierig, die Menschen für die Kirche zu begeistern, und viele heiraten
     nur der schönen Atmosphäre wegen kirchlich. Da kann ich nachvollziehen, dass Sie sich nicht ausnutzen lassen wollen.»
    Pfarrerin: «Richtig. Mich rufen sogenannte Wedding-Planer an und wollen wissen, ob die Kirche noch zu ‹buchen› sei und was
     der Einsatz des Pfarrers kosten würde. Da geht es doch nicht mehr um die Sache.»
    Mein spontaner Plan geht auf, sie fühlt sich in ihrer Ehre verletzt, also hole ich zum letzten Argument aus und schäme mich
     dabei |215| kein bisschen: «Lena und Karl wollen aber bewusst in der Kirche heiraten, das haben sie Ihnen doch im Gespräch auch schon
     erzählt. Wir haben für die Gast-Beiträge drei kirchliche Stücke ausgesucht und bewusst nur ein weltliches. Die beiden verbinden
     etwas damit, es war ihr Wunsch, und es ist ihnen wichtig, das in der Kirche zu hören, da die Andacht der Liebe in Gottes
     Sinne und nicht dem der Kirche sein sollte. Und wenn dies über einen Elvis-Song passiert, spricht doch aus theologischer
     Sicht kaum etwas dagegen, oder?»
    Hoffentlich war das jetzt nicht zu viel des Guten, denke ich – keine Ahnung von der Materie, aber den Profi mit theologischer
     Auslegung beeindrucken
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