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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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nehme mir vor, diese besondere Woche sehr bewusst zu erleben. Die letzte Woche, in der Lena genau wie
     ich unverheiratet ist. Wehmütig blicke ich aus dem Fenster. Ab Samstag wird |210| sie einen anderen Namen tragen und Karl als ihren Mann und nicht mehr als ihren Freund bezeichnen. Heute ist es ihr noch unvorstellbar,
     sie weigert sich standhaft, einen Satz, in dem «Karl» und «mein Mann» gemeinsam vorkommen, zu bilden. In einem Jahr aber
     wird sie mir sagen, dass sie zusammenzuckt, wenn ich Andreas als Freund bezeichne, weil sie jedes Mal reflexartig denkt:
     «Das heißt doch: mein Mann.»
    Meine Lena ist einen Schritt vor mir auf dem Weg des Lebens oder vielleicht sogar auf einer anderen Straße unterwegs. Gestern
     sagte sie zu mir, dass sie nie damit gerechnet habe, vor mir zu heiraten. In der Tat gab es eine Zeit, in der es ganz danach
     aussah, dass ich die Erste von uns sein würde.
    Die kommende Veränderung macht mich schwindelig, und ich bin plötzlich sehr traurig. Es wird für mich nicht groß sein, dieses
     Neue, es ist Lenas Veränderung, nicht meine. Dennoch spüre ich, dass ich Abschied nehmen muss. Abschied von unserer Kindheit,
     unserer Jugend. Es mag albern klingen, aber gerade jetzt in diesem Moment fühle ich mich wie eine Mutter, die ihr Kind ziehen
     lassen muss. Lena wird weder sterben noch wegziehen oder nie wieder mit mir reden, aber diese eine kleine Nuance bedeutet
     eine Veränderung, die große Folgen hat. Lena will Kinder haben, ein Haus für eine Familie, die sie mit Karl gründen wird
     – sie ist erwachsen, angekommen. Plötzlich muss ich weinen, nehme Abschied von diesem Abschnitt unseres gemeinsamen Lebens
     und fühle mich besser.
    Der Druck in meinem Bauch wird leichter, und ein Lachen rollt aus mir heraus, ein lautes, befreiendes Lachen. «Ich bin
     gespannt, wie es wird. Dann bist du jetzt mal die Erste, Lena», sage ich laut und verwundere mit meinem Selbstgespräch
     Andreas, der gerade aus der Dusche kommt. Wobei er langsam wissen sollte, dass ich in den Tagen vor der Feier zu extremen
     Gefühlen neige, was diese Woche besonders anstrengend macht. Daher muss ich auch nur noch zwei Tage arbeiten, bevor ich
     eine Woche Urlaub haben |211| werde – in der Verfassung wäre ich weder meinen Kollegen zuzumuten, noch wäre es fair, meinem Arbeitgeber gegenüber, da
     ich tausend andere Dinge im Kopf habe.
    Also: Duschen und ab ins Büro!###

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    Mittwoch, 21.   Mai
    Stimmung: verwundert
    Sound: Telefonklingeln
    Thema des Tages: Was du heute kannst besorgen   …
     
     
    36   Stunden vor der Hochzeit beginnen auch die Gäste, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Nachdem sie wochenlang Zeit hatten,
     sich bei mir zu melden, steht mein Telefon seit gestern nicht mehr still.
    Meine Top- 3-Gäste -Gespräche kurz vor knapp:
    Platz 1:
    Gast:
«Wem kann ich Geld für das Sammelgeschenk überweisen?»
    Ich:
«Sammelgeschenk? Gibt es nicht.»
    Gast:
«Warum?»
    Ich:
«Weil jeder schenkt, was er möchte.»
    Gast:
«Ja eben, und ich will mich an einem Sammelgeschenk beteiligen.»
    Ich:
«Vielleicht haben die einzelnen Gruppen untereinander etwas organisiert, das weiß ich nicht, aber ICH habe kein Sammelgeschenk
     organisiert und kann daher leider nicht |212| weiterhelfen.»
    Gast:
«Aber auf der Einladung steht, dass DU Geld für ein Geschenk sammelst.»
    Vorsichtshalber gucke ich auf der Einladung nach – nein, da steht nichts.
    Ich:
«Davon steht auf der Einladung von Lena und Karl nichts.»
    Gast:
«Wieso Lena und Karl, ich rede von Tim und Ulrike.»
    Ich:
«Kein Anschluss unter dieser Nummer.»
    Platz 2:
    Gast:
«Was zieht man denn so an?»
    Ich:
«Was auch immer dir gefällt, Karl trägt einen dreiteiligen Anzug, also wird es schon ein bisschen eleganter werden als Jeans
     und Turnschuhe. Lena trägt natürlich ein Kleid.»
    Gast:
«Heißt das, dass ich mich jetzt noch um einen Anzug kümmern soll?»
    Ich:
«Das musst du ja selbst wissen, ich wollte nur deine Frage beantworten.»
    Gast:
«Das hätte ich wirklich mal früher wissen sollen, wo bekomme ich denn jetzt noch einen Anzug her?»
    Platz 3:
    Gast:
«Hallo, ich wollte sagen, dass wir ein Gästebuch für die Hochzeit planen.»
    Ich:
«Tut mir leid, das machen bereits andere Personen.»
    Gast:
«Heißt das, wir können das nicht machen?»
    Ich:
«Richtig. Es sind ja nur noch drei Tage bis zur Feier, und viele Gäste haben schon vor einiger Zeit Bescheid gegeben, was
     sie machen
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