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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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bleibt sich in diesem Fall selbst treu, freut sich, dass ich zugesagt habe, und meint, dass das Thema damit
     auch erst einmal genug besprochen sei. Sehr zu meinem Leidwesen. Zu gern würde ich jetzt ein bisschen rumspinnen, wo und
     wie man die Feier machen kann, hören, was Lena sich wünscht und was Karl sich vorstellt. Allerdings halte ich die Füße still,
     denn ich kenne sie lange genug, um zu wissen, dass sie wirklich keine Lust dazu hat, das Thema zu diesem Zeitpunkt zu vertiefen.
    Lena und ich kennen uns schon immer. Aufgewachsen sind wir in einem kleinen Dorf, unsere Elternhäuser sind keine zehn Schritte
     voneinander entfernt. Wir haben uns jeden Tag gesehen, zusammen gespielt und alle wichtigen Dinge im Leben gemeinsam erlebt:
     Kindergarten, Grundschule, dann das Abi, das wir sogar mit dem gleichen Notendurchschnitt bestanden haben. Danach ist Lena
     durch die Welt gebummelt, während ich in Deutschland blieb. Eine ungewohnt lange und weite Entfernung.
    In dieser Phase ihres Lebens hat sie sich in Karl verliebt. Er ging mit uns zur Schule und war in meinen Augen ein sonderbarer
     Kerl. Keiner von den ganz Coolen und keiner von den streberhaften Außenseitern, aber mit seinem Faible für Filme und Technik
     eher das, was man heute als Nerd bezeichnet. Die beiden waren |9| schon eine ganze Weile miteinander befreundet, verliebt haben sie sich aber erst, als sie sich auf Lenas Trip durch die
     Welt zufällig in Venedig trafen, wo Karl gerade einen Sprachkurs machte. Wie im Film liefen sie sich auf dem Markusplatz
     über den Weg, tranken ob des ungewöhnlichen Wiedersehens einen Kaffee zusammen und redeten die kommenden Stunden ununterbrochen
     miteinander. Irgendwann war den beiden dann klar, dass sie damit nie wieder aufhören wollten, und sie kehrten als Paar nach
     Deutschland zurück. Kurz danach zogen Lena und ich zusammen nach Hamburg
    Wir kennen jede Macke, jeden Spleen der anderen: Ich weiß zum Beispiel, dass sie sich oft für andere Menschen schämt. Schnell
     sind ihr Dinge, die andere Leute sagen oder tun, peinlich. Und das passiert ziemlich oft. Lena wird schon rot, wenn in
     der U-Bahn jemand zu laut spricht. Außerdem hat sie ein echtes Zeitproblem. Es ist eine Mischung aus Vergesslichkeit (Wir waren heute
     verabredet?) und Lethargie (In zwei Wochen? Können wir da nochmal drüber sprechen? Ich kann das jetzt nicht planen). Zum Glück
     weiß ich aber auch, dass man auf sie zählen kann, wenn man sie braucht, dass sie immer ein offenes Ohr hat und im Zweifel
     auch einen Schlafplatz auf unbegrenzte Zeit zur Verfügung stellt.
    Unsere Freundschaft war nie eine, wie man sie in vielen Frauenromanen beschrieben findet: Weder sind wir als Teenager händchenhaltend
     durch die Stadt gelaufen, noch haben wir uns Männer geteilt; und wenn wir ein Wochenende zusammen wegfahren, machen wir
     keine Wellness-Anwendungen, sondern laufen drei Stunden am Strand spazieren, schlagen uns die Bäuche mit gutem Essen voll
     und gucken amerikanische Arzt-Serien, bis wir viereckige Augen haben.
    Uns eint die gemeinsame Kindheit, eine ähnliche Erziehung mit bodenständigen Werten. Wir sind Kinder vom Land, die in der
     Stadt gelandet sind. Wir mögen es immer noch, uns die Hände |10| beim Bepflanzen unserer Balkone dreckig zu machen, bei einem Umzug richtig anzupacken und den Kuchen selbst zu backen.
    Es gilt also, eine authentische Hochzeit auszurichten. Eine, bei der gelacht und getanzt, gegessen und getrunken wird.
     Eine, von der das Brautpaar noch seinen Enkeln erzählen wird.

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    Donnerstag, 8.   August
    Stimmung: suchend
    Sound: «Everybody’s Changing» von Keane
    Thema des Tages: Ist Trauzeugin ein Schicksal?
     
     
    Ich befinde mich gerade in einer für meine Person extrem misslichen Lage: Vor einer Woche hat Lena mich gefragt, ob ich ihre
     Trauzeugin sein möchte; ich habe zugesagt, und nun darf ich weder der ganzen Welt davon erzählen, noch kann ich jetzt –
     ein Dreivierteljahr vor der Hochzeit – etwas organisieren. Lena und Karl haben bisher weder Familie noch Freunde über ihre
     Hochzeitspläne informiert, und natürlich darf ich das nicht vor ihnen tun. Aber ich würde so gern nur ein ganz kleines bisschen
     drüber reden. Also rein theoretisch und auch ganz, ganz leise und mit jemand anderem als Lena. Doch die Gute hat mir einen
     Maulkorb verpasst, bis die beiden mit ihren Eltern gesprochen haben. Im Gegensatz zu anderen Bräuten brennt sie zwar nicht
     darauf, die
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