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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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einsetzenden Lebensmittelvergiftung inklusive aller bekannten Symptome ein jähes Ende; einen Wochenendtrip der beiden
     musste er vorzeitig abbrechen, weil er seinen Dienstplan falsch gelesen hatte und seine Kollegen ihn zurückbeorderten. Auf
     der Heimfahrt war sie auffallend wortkarg. Er hakte nach, was denn eigentlich los sei, und sie antwortete: «Ich bin enttäuscht,
     eigentlich wollte ich dich schon mehrmals fragen, ob du mich heiraten willst.» Überrascht, wie er war, steuerte er das
     Auto fast in den Straßengraben – nur ihr beherztes Eingreifen ins Lenkrad verhinderte ein jähes und tragisches Ende der Geschichte.
     Auf einem Rastplatz in der Nähe fielen die beiden sich schließlich in die Arme und traten ein halbes Jahr später vor den Altar.
    Offenbar reicht es in modernen Beziehungen zu wissen, dass man niemand anderen möchte, und man kann in beiderseitigem Einvernehmen
     beschließen zu heiraten. Vielleicht ist die Vorstellung meiner Eltern aber auch die richtigere – immerhin sind sie seit 35   Jahren zusammen. Im Gegensatz dazu wird heute jede dritte Ehe geschieden. Vielleicht weiß meine Mutter in auch noch so schwierigen
     Situationen, dass mein Vater für sie kämpfen wird, während meine Generation sich dieses Versprechen jeden Tag neu abringen
     muss? Vielleicht will man zwar heiraten, aber |23| den Antrag auslassen, weil er so mit Erwartungen überfrachtet ist, dass man es sowieso nicht richtig machen kann? Vielleicht
     aber wollen Frauen heute auch gar nicht mehr erobert und hinter ihrem Rücken gefragt werden, sondern mitbestimmen und beschließen.
    Mir schwirrt der Kopf, und beim Blick auf den Fernseher stelle ich fest, dass ein Programm doch Mitleid mit mir hat – der
Tatort
beginnt: Auf einer Hochzeitsfeier wird ein Gast ermordet.

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    Mittwoch, 13.   August
    Stimmung: nachdenklich
    Sound: «Still wird das Echo sein» von Element of Crime
    Thema des Tages: Sein lassen
     
     
    Es gibt, trotz meiner Überzeugung, dass man zu einem hochzeitlichen Amt kaum nein sagen kann, durchaus die ein oder andere
     Hochzeit, die ich hätte sein lassen sollen. Mit gerade mal 20   Jahren wurde ich das erste richtige Mal Brautführerin. Der Bruder meines damaligen Freundes wollte heiraten. Das Problem:
     Seine zukünftige Frau bestand darauf, dass es sich bei den Brautführern um «echte Paare», also Menschen, die auch wirklich
     zusammen waren, handeln sollte. Davon gab es in ihrem Umfeld wenige. Also wurden Malte und ich rekrutiert. Mit uns sollte
     die Cousine der Braut samt Freund den Abend vorbereiten.
    Was folgte, war ein Desaster. Weder war ich alt genug, um ein echtes Interesse an den Vorbereitungen zu haben, noch kannte
     ich unsere Mitstreiter oder die zukünftige Braut genug, um gute Arbeit zu leisten. Zudem hatten Malte und ich gerade beide
     angefangen |24| zu studieren und andere Dinge im Kopf, als eine Hochzeit vorzubereiten. Auch der Freundeskreis des Hochzeitspaares war keine
     große Hilfe: Es handelte sich eher um einzelne Bekanntschaften, die sich untereinander nicht besonders gut leiden konnten.
     Während wir uns wochenlang den Kopf darüber zerbrachen, wie wir eine schöne Feier gestalten könnten, trennte sich das andere
     Brautführer-Paar drei Wochen vor dem Fest. Die beiden sprachen nicht mehr miteinander, gemeinsame Vorbereitungen waren so
     gut wie unmöglich. Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass sie den Abend ohne größere Peinlichkeiten gemeinsam hinter
     sich brachten und die Brautleute erst eine Woche später über die Trennung informiert wurden. Gelernt habe ich dort die wichtigste
     Lektion: Nur bei Paaren, die ich richtig gut kenne, kann ich auch eine richtig gute Vorbereitung machen.
    Problematisch wird es immer dann, wenn man von guten Freunden um die Übernahme eines Amts gebeten wird, sich damit aber
     von Anfang an unwohl fühlt. Die Hochzeit meines ehemals besten Freundes Jan ist so ein Fall. Jan und ich kennen uns seit dem
     Kindergarten, er war immer ein aufgeschlossener, leicht verrückter und äußer- wie auch innerlich attraktiver Kerl. Bis er
     seine heutige Frau traf. Die Dame seines Herzens hat aus ihm zunächst äußerlich einen Spießer mit beigen Bermudas und Socken
     in Sandalen gemacht und ihn mittlerweile seiner bis dato bemerkenswerten empathischen Fähigkeiten beraubt. Habe ich ihm früher
     mein Herz ausgeschüttet und mir mit ihm seitenlange Briefe geschrieben, so sprechen wir heute, wenn wir uns zweimal im Jahr
    
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