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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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den
     soll ich verliebt gewesen sein?). Ich weiß nicht, wie die Erzieherinnen ihn bestachen, aber offenbar wurde er reich entlohnt,
     denn immerhin lacht er auf dem Bild über das ganze Gesicht.
    Ich erinnere mich dunkel an die Schmach, dass ich natürlich die Braut sein wollte, mir dieser Wunsch aber aus ästhetischen
     Gründen verwehrt wurde. Bereits im Kindergarten war ich sehr viel größer als der Rest der Kinder – das hätte nicht gut ausgesehen,
     so die Meinung der Erzieherinnen. Da meine damalige Freundin selbstverständlich auch auf die Pole-Position scharf war, tat
     sie alles, um durchstarten zu können, und bezirzte die Erzieherinnen mit Hilfe von Engelslocken und Hundeblick (mich würde
     interessieren, ob sie das auch für das spätere Leben gelernt hat). Offenbar war ich so verärgert, dass eine der Damen auf
     die glorreiche Idee kam, mich zur Trauzeugin zu machen, damit ich endlich aufhörte zu brüllen. So bekam ich einfach das
     zweitschönste Kostüm, durfte mit einem Blumenkranz auf den Haaren hinter dem Paar herlaufen und den Kassettenrekorder bedienen.
    Ich verstehe dennoch nicht, warum meine Freunde immer wieder mich fragen. Ganz ehrlich: Ich würde mich selbst nicht zu meiner
     Trauzeugin oder Brautführerin machen, denn ich bin die |16| am wenigsten geeignete Person, die man sich für so ein Vorhaben aussuchen kann.
    Und das hat drei Gründe:
Erstens bin ich selbst glücklich und ziemlich überzeugt nicht verheiratet und binde das auch ungefragt jedem auf die Nase.
Zweitens finde ich heiratende Menschen in dem Jahr der Vorbereitungen unerträglich: Die einen nerven ihre Umwelt mit Seligkeit
     und können gar nicht aufhören, jedes Detail mit jedem Menschen inklusive der Supermarktkassiererin zu besprechen. Die anderen
     streiten ständig und gehen ihren Freunden mit einem dauernden Hin und Her auf den Keks: Ja, wir heiraten, er soll aber einen
     Smoking tragen und will das nicht, sie will so kitschigen Tischschmuck, ach, und die Einladungen bekommen wir nie fertig
     etc. Ich schaffe es leider nie, die Streitereien unkommentiert zu lassen oder nette Worte zu finden. Als Brautpaar würde
     es mich nerven, wenn meine Trauzeugin mir dauernd erzählen würde, wie ätzend ich gerade bin. Das will man doch nicht hören.
Drittens finde ich Hochzeiten meistens langweilig und peinlich. Wenn man das Paar nur so am Rande kennt, langweilt man sich
     zwischen Familie und unbekannten Freunden bei, im besten Fall, gutem Essen. Wenn man das Paar kennt, muss man in 90   Prozent aller Fälle vor Fremdscham sterben, weil man plötzlich Dinge auch an langjährigen Freunden entdeckt, die man lieber
     als weißen Fleck auf der Landkarte der Freundschaft erhalten hätte: ihre Begeisterung für Baiser-Brautkleider oder seine selbstgetextete
     Liebeslyrik etwa. Leute, macht das zu Hause unter vier Augen aus!
     
    Jede verheiratete oder bald heiratende Frau wird mir das im besten Fall als Neid und im schlechtesten als Bitterkeit auslegen,
     weil, so der häufig gezogene küchenpsychologische Rückschluss, mich |17| noch niemand gefragt hat. Falsch. Zu meinem 21.   Geburtstag hat Malte einen Ring unter meinem Frühstücksei versteckt und mich gefragt, ob ich seine Frau werden will. Das
     wollte ich. Etwa zwei Jahre lang waren wir verlobt, dann habe ich ihn verlassen.
    Dieses Erlebnis hat mich aber nicht so traumatisiert, dass ich Heiraten überflüssig, die Ehe überholt und weiße Kleider
     grauenvoll finde. Im Gegenteil – es gibt wenige Dinge im Leben, die wichtiger und mutiger, romantischer und gefühlvoller
     sind als zwei Menschen, die sich entschließen, ihr Leben miteinander zu verbringen. Eigentlich bin also auch ich nicht nur
     durch und durch ein Mädchen, sondern finde das Heiraten und vor allem die Ehe sinnvoll und gut, und das, obwohl ich eben
     gerade gesagt habe, dass ich überzeugt nicht verheiratet bin. Immer und immer wieder muss ich bei der Hochzeitsszene in
Tatsächlich Liebe
weinen, und natürlich will auch ich einmal im Leben die schönste Frau des Abends sein, ein tolles Kleid tragen und wundervolle
     Reden über mein zauberhaftes Wesen und meinen gottgleichen Mann hören.
    Mir geht lediglich zu viel eigene Lebenszeit auf der Hochzeit anderer Menschen, die ich nur flüchtig kenne, drauf. Heiraten
     ist eine sehr private und intime Angelegenheit, die viel Fingerspitzengefühl und Diplomatie erfordert. Das Paar soll im Mittelpunkt
     stehen. Es geht nicht um die Gästeliste und welche
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