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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin
Autoren: Katarina Rathert
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für die kommenden Stunden: Blasenpflaster, Klamotten,
     die Dinge, die ich für die Feier sonst so brauche, meine vorbereitete Rede, die Programmplanung, Taschentücher, Make-up.
     Alles da. Los geht es.
    13   :   30   Uhr
    Ankunft bei Lena. Sie tigert unruhig durch die Wohnung. «Jetzt werde ich nervös – heute Morgen war noch alles o.   k., aber ich bin seit einer halben Stunde allein, und meine Gedanken drehen durch», berichtet sie. Alles klar, das ist
     eine Situation, mit der ich umgehen kann, und Sekt hilft immer. Wir stoßen an, atmen tief |224| durch, und bevor jemand durchdrehen könnte, klingelt die Friseurin Charlotte.
    14   :   00   Uhr
    Charlotte stellt sich als Goldstück heraus. Sie frisiert Lena im Stil der zwanziger Jahre leichte Locken und Wellen ins Haar,
     schminkt sie und unterhält uns dabei noch glänzend. Während die Jungs – ja, Karl und sein Trauzeuge sind anwesend, sie wollten
     partout nicht ausgesiedelt werden, benehmen sich aber zurückhaltend – das Auto packen, machen wir im Wohnzimmer Mädchenzeit.
     Was für ein Spaß, und es bringt uns endlich in die richtige Stimmung. Prost!
    15   :   30   Uhr
    Karl und sein Trauzeuge sind zur Kirche abgefahren, und Charlotte legt letzte Hand an Lena an. Schnell ziehe ich mich um,
     und dann helfen wir gemeinsam Lena ins Brautkleid. Eine wunderschöne Braut. Ihr Kleid sitzt perfekt, sie sieht traumhaft
     aus. Sehr hübsch und elegant, aber dennoch ganz Lena. Vorm Spiegel staunt sie nicht schlecht: «Bin ich das?».
    Charlotte inspiziert unterdessen kritisch den Turm auf meinem Haupt und fragt mich, ob sie nochmal ran dürfe. JA, BITTE!
     Ich könnte sie küssen. Fünf Minuten später hat sie aus dem verunglückten Vogelnest eine hübsche Frisur gebaut, und endlich
     fühle ich mich wohl.
    15   :   45   Uhr
    Alles fertig. Lenas Wunsch war es, zu Fuß zur Kirche zu gehen, das dauert normalerweise drei Minuten, auf den hohen Schuhen
     vielleicht fünf. Dennoch hibbele ich vor der Wohnungstür herum und befürchte Verspätung.
    |225| 15   :   50   Uhr
    Zeit für Emotionen. Ich lasse Lena nachsehen, ob sie das Blaue, Neue, Geliehene und so weiter bei sich hat. Alles da. Dann
     nehme ich sie in den Arm und drücke sie fest: «Lena, ich wünsche dir alles, alles Gute, eine lange Ehe, viel Glück und
     immer die richtigen Menschen an deiner Seite. Ich wünsche uns eine lange Freundschaft und dass es jetzt endlich losgeht.»
     Wir wischen uns die Tränen aus den Augen.
    15   :   55   Uhr
    Von hinten nähern wir uns der Kirche und sehen die Gästeschar draußen stehen. Wir warten etwas ab, bis fast alle in der Kirche
     sind, und gehen Richtung Eingang. Dort erwarten uns fünf niedliche Blumenkinder und ein aufgeregter Karl samt den Pastoren.
     Die Glocken über unseren Köpfen läuten, die Sonne scheint, und vor uns beginnt die Pastorin, die Blumenkinder zu instruieren.
     Schnell löse ich die hochgebundene Schleppe an Lenas Kleid, klaube Blüten und Blätter aus dem Saum und begleite Lena zu Karl.
    Ja, die Arbeit hat sich gelohnt – auch die beiden haben «ihren Moment». Karls Gesicht, als er Lena sieht, Lenas Blick,
     erst noch unsicher, dann glücklich, und in wenigen Sekunden ist klar: Dies ist ein neuer Moment, der Augenblick, für den
     ich gearbeitet habe. Mit einer Träne im Augenwinkel flitze in die Kirche und suche mir einen Platz.
    15   :   57   Uhr
    Ich laufe durch den Kirchengang zu meinem Platz und bleibe auf der Hälfte des Weges stehen. Das gibt es nicht. Da sitzt Maja!
     Blass und sichtlich erschöpft, aber sie ist nur wenige Tage nach der Geburt ihres Kindes gekommen, um diesen Moment zu erleben.
     Ohne Rücksicht darauf, dass es gleich losgeht, laufe ich zu ihr, nehme sie in den Arme, und wir müssen beide ein bisschen |226| weinen, bevor sie mich energisch nach vorn in Richtung meines Platzes schiebt.
    16   :   00   Uhr
    Das Brautpaar zieht in die Kirche ein. Ein Moment, in dem alles stillzustehen scheint: Die Blumenkinder gehen vorweg, es
     folgen die Pastorin und der katholische Diakon und schließlich das Brautpaar. Alle Gäste stehen in den Bänken, während die
     Orgel den Einzug begleitet. Ich brauche ein Taschentuch.
    Die Trauung ist sehr schön und persönlich. Die Pastorin gestaltet die Zeremonie locker, und man merkt, dass sie den beiden
     im Gespräch sehr gut zugehört hat – der katholische Diakon hingegen sorgt mit seiner trockenen Art schon fast für komödiantische
     Unterhaltung. Gegen
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