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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj
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einmal nach den Fällen um und sahen oben wiederum klein deren Bekrönung.
    Wie auch immer – das Ganze drängte sie zueinander und sie machten den Weg zum wartenden Wagen zurück Arm in Arm längs des Flusses; und waren glücklich, abends in der Wirts-Stube, und glücklich in ihrem Schlafzimmer.
    N ach der Rückkehr aus dem Süden erfuhren sie bedeutsame Neuigkeiten. Diese wurden dem jungen Paare vom ganz alten Clayton – damals erst zweiundsechzig – mitgeteilt. Ihn gab es ja immerhin auch, Roberts Vater: sogar in recht maßgeblicher Weise.
    Das auf die Neuigkeiten bezügliche Gespräch fand am Tage. nach ihrer Ankunft in Brindley-Hall statt: tatsächlich in der Halle. Man war nach Tische vor das bereits erforderliche lebhafte Kaminfeuer gegangen. Vater Clayton teilte überraschend mit, er sei inzwischen in Wien gewesen, um einige Vorbesprechungen zu führen. Die Errichtung eines Werkes dort für landwirtschaftliche Maschinen sei für ihn nun eine beschlossene Sache. Über die enormen Absatzmöglichkeiten in den zum Teil wenig entwickelten Gebieten des Südostens bestehe kein Zweifel. Der Import aus England könne sich aus vielen Gründen – worunter die Fragen von Transport und Zoll nicht einmal die vordringlichsten seien – an Rentabilität niemals messen mit einer Erzeugung aller Geräte und der zu ihrem Antrieb erforderlichen Lokomobilen gleich an Ort und Stelle, nämlich in Österreich selbst. Zuletzt sagte der ganz alte Clayton, daß er schon Gründe gekauft habe und daß man unverzüglich mit der Adaptierung von bereits vorhandenen Anlagen und dem Hinzubau neuer beginnen werde. Das Technologische vor allem sei jetzt von erstrangiger Bedeutung: die zu erzeugenden Typen müßten dem zu deckenden Bedarf – auch einem solchen in den Alpenländern – genauestens angepaßt werden. Schließlich: „Du wirst Deutsch lernen, und womöglich noch Kroatisch oder andere derartige Sprachen dazu und deinen Sitz mit Harriet in Wien nehmen. Das Technologische duldet hier überhaupt keinen Aufschub. Ich habe alle Informationen mitgebracht, so daß wir hier im Werk sogleich die Dinge entwickeln können. In Wien muß sofort ein Bureau eröffnet werden, das die Sachen dort in die Hand nimmt. Leider ist es mir in der kurzen Zeit nicht gelungen, jemand geeigneten dafür zu finden, für eine Kanzlei, meine ich. Mit Inseraten und Stellenvermittlungen will ich mir nichts anfangen.“
    „Wir schreiben an Milohnić“, sagte Harriet zu Bob.
    Der Sohn erklärte dem Vater, wer das sei.
    „Gut“, sagte der Alte.
    M an kann nach diesem allem leicht denken, daß sich in der folgenden Zeit vieles änderte und daß, als ein und ein halbes Jahr vergangen waren, sich noch viel mehr bereits geändert hatte. Das Werk Clayton & Powers in Wien stand, das heißt eigentlich, es lief bereits, und aus vollen Kräften. Der alte Clayton hatte sich nicht geirrt. Im Bureau schaltete Herr Chwostik. Noch andere brauchbare Leute waren von dem tüchtigen Milohnić – den man für solche Dienste freilich honorierte – herbeigebracht worden. Bob Clayton sprach bereits passabel Deutsch, und kroatische Stunden nahm er bei dem trefflichen Andreas. Harriet hatte inzwischen – übrigens genau neun Monate nach ihrem seinerzeitigen Eintreffen in Slunj – einen Sohn geboren, den man Donald nannte.
    Als der Abschied von England näher gerückt war – ohne daß man bisher eigentlich so ganz anschaulich dieses Bevorstehenden gedacht hatte – erwies er sich als eine gewichtige Sache, die von irgendeinem Tage an das Herz zu belagern begann, und auch dasjenige Harriets. Ihr damaliger Zustand erlaubte ohneweiteres noch das Reiten; und so waren Robert und sie – Harriet auf dem Fuchsen – mehrmals oben am breiten Hügelkamm, und ihr Pferd machte seine Sprünge über die gleiche Wiese wie damals, als sie Robert Clayton zum ersten Mal gesehen.
    Das Wetter war nicht ganz klar, es war milde und milchig und man erblickte den Kirchturm jenseits des Flusses nur als einen dünnen Strich.
    D onald Clayton kam am 10. Mai des Jahres 1878 in Wien zur Welt, wurde jedoch, sobald er das schulpflichtige Alter erreicht hatte, nach England gebracht und dort erzogen. Hierin lag eine gewisse Härte gegen Harriet, die zu üben dem ganz alten Clayton offenbar leicht fiel. Der Bub lebte, so lange er die Elementarschule besuchte, im Hause seines Großvaters. Später kam er in eine public school (Realschule). Die technische Hochschule absolvierte Donald jedoch zu Wien – von Kindheit
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