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Die Wahrheit des Alligators

Die Wahrheit des Alligators

Titel: Die Wahrheit des Alligators
Autoren: Massimo Carlotto
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Polizeikontrollen zu warnen. Wir fuhren am Militärflughafen entlang und bogen in ein Wohnviertel ein, wo in der Via Polidoro da Caravaggio Nr. 4 Rechtsanwalt Sartori wohnte. Vor dem Tor der zweistöckigen Villa hielten wir an. Der Garten war voller Lampen und war mit gepflegten Blumenbeeten und hochgewachsenen Bäumen besetzt. Einige Fenster im oberen Stockwerk waren erleuchtet. »Er ist zu Hause«, bemerkte ich beunruhigt. »Vielleicht ist es das Personal. Aber das ist nicht das einzige Problem«, sagte Rossini und wies auf das Gitter. Zwischen den Stäben lugte die Nase eines großen Pitbull hervor, der uns reglos beobachtete. »Er bellt nicht, das heißt, er ist abgerichtet.«
    »Und was machen wir da?«
    »Als erstes eliminieren wir den Hund.«
    »Ist das wirklich nötig?«
    »Leider.«
    Mit gespielter Gleichgültigkeit ging er auf das Tor zu. Der Hund wich ein paar Meter zurück. Benjamino nutzte die Gelegenheit, holte die kroatische Pistole mit Schalldämpfer hervor, streckte den Arm durch die Stäbe und drückte ab. Eine Kugel genügte. Man hörte nur das Geräusch der Patronenhülse, die klirrend auf den Asphalt fiel, während das Tier wie in Zeitlupe auf eine Seite fiel, ohne auch nur ein Winseln von sich zu geben.
    Das Schloß des Gartentors aufzubrechen war schwieriger: Es war elektronisch und funktionierte mit Fernbedienung. Benjamino fummelte fast eine Viertelstunde lang daran herum. Zum Glück war die Straße verlassen.
    Wir schleppten Magagnins Körper in die Mitte des zentralen Blumenbeets und deponierten ihn auf einem Teppich aus gelben und violetten Stiefmütterchen, der von einer eleganten schmiedeeisernen Lampe beleuchtet wurde. Ich zog das Tonband mit Artonis Geständnis, das Luther manipuliert hatte, aus der Tasche und steckte es zwischen die gefrorenen Finger des Toten.
    Beim Schließen des Gartentors blieb ich einen Moment lang stehen und besah mir die Szene. So hatte Blisset uns geraten, sie für die Journalisten und die Sensationsgier der Leute herzurichten. Es war perfekt: Die Leiche eines Flüchtigen, ein kompromittierendes Tonband, die luxuriöse Villa eines renommierten und angesehenen Strafverteidigers und der Wagen von zwei spurlos verschwundenen Vorbestraften vor dem Eingang. Pikante Zutaten, die diese Story im Laufe weniger Stunden zum großen Skandal dieses schwülheißen Sommers machen würden.

    »Dottor Galderisi?«
    »Endlich rufen Sie an. Es ist schon Viertel nach zehn.«
    »Wissen Sie, wo Rechtsanwalt Sartori wohnt?«
    »Sicher.«
    »Dann fahren Sie schnell hin. Vom Eingangstor aus werden Sie in einem Blumenbeet Magagnins Körper sehen.«
    »Wie, den Körper? Ist er tot?«
    »Ja, Überdosis Heroin, vermutlich handelt es sich um Selbstmord. In seinen Händen ist eine Tonbandkassette mit dem Geständnis, das Artoni vor seinem Selbstmord aufgezeichnet hat. Es betrifft den Fall Belli und den Mordprozeß Evelina Mocellin Bianchini. Nehmen Sie sie an sich und geben Sie sie nur in die Hände eines Justizbeamten oder Polizisten, dem sie bedingungslos vertrauen. Und dann vergessen Sie nicht, verständigen Sie sofort die Privatsender. hallo. hallo.« Er hatte schon aufgelegt.

    Wir versteckten uns in der Nähe der Villa hinter einer hohen Hecke. Ängstlich hielten wir die Haustür im Auge. Wenn Sartori die Leiche entdecken und die Kassette vor dem Journalisten finde würde, wäre unser Plan kläglich gescheitert. Wir hörten das Motorengeräusch eines Wagens, der mit hoher Geschwindigkeit um die Ecke bog. Ein paar Sekunden später tauchte ein Lieferwagen auf, der dicht hinter dem Volvo stoppte.
    Galderisi sprang heraus, gefolgt von einem langhaarigen jungen Mann mit Fototasche. Zunächst zögerte er einen Augenblick vor dem Gartentor, dann stieß er es auf und ging rasch in den Garten.
    Es folgte ein regelrechtes Blitzlichtgewitter. Für uns war der Moment gekommen, den Ort des Geschehens zu verlassen. Wir stiegen aufs Motorrad und fuhren langsam davon.
    Ein paar hundert Meter weiter kamen uns verschiedene Autos und Lieferwagen entgegen. Auf der Seite standen die Namen und Logos verschiedener Lokalsender. Den Schluß der Kolonne bildete ein Einsatzwagen der Polizei mit Blaulicht und heulender Sirene.
    Das Krankenhaus war unsere letzte Station, bevor wir Padua verließen. Da er HIV-positiv war, hatte man Marietto in ein eigenes Zimmer am Ende der Station gelegt. Ein Krankenpfleger vertrat uns den Weg, aber für fünfzigtausend Lire tat er so, als hätte er uns nicht gesehen.
    »Ich
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