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Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)

Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)

Titel: Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
Autoren: Lena Seidel , Simone Singer
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ein gekünsteltes Räuspern, das ihn aufsehen ließ. Er musterte einen Mann im mittleren Alter vom Typ ‚reicher Geschäftsmann'. Genau das war er ja auch, soweit Morten wusste. Jedenfalls reich genug, um einen Geldbetrag in einer Höhe bei sich zu tragen, dessen Nennung bei den meisten Menschen einen Schwindelanfall ausgelöst hätte.
    Morten nickte seinem Auftraggeber freundlich zu und deutete mit der Hand höflich auf den freien Stuhl an seinem Tisch.
    „Haben Sie es?“, lautete die erste Frage, die sein Auftraggeber ohne eine Begrüßung an Morten stellte.
    „Natürlich“, erwiderte er mit einem Nicken auf die Tüte, die nachlässig neben ihm auf dem Stuhl lag. „Haben Sie das Geld?“
    Morten konnte sich nicht helfen, er kam sich gerade vor wie in einem schlechten Krimi aus den 50er Jahren. Normalerweise lieferte er seine Ware bei einem Mittelsmann des Auftraggebers oder in dessen Büro ab und erhielt sein Geld per Überweisung auf ein gesichertes Auslandskonto. Dieses Treffen hier war Oldschool und hatte etwas Skurriles an sich. Persönliche Meetings fanden normalerweise nur beim Erstkontakt mit neuen Kunden statt. Allzu oft kam das nicht vor, denn er hatte einen festen Kundenstamm, den er sich mittels Mundpropaganda über mehrere Jahre hart erarbeitet hatte. Da dieser Mann jedoch ein Stammkunde war, machte Morten für ihn eine Ausnahme.
    Sein Gegenüber schob ihm eine lederne Aktentasche über den Tisch zu, die das Gefühl der Absurdität bei Morten nur verstärkte. Mit eisernem Willen verbot er sich ein dreckiges Grinsen. Er griff nach der Plastiktüte und reichte sie dem anderen, nahm dafür im Gegenzug die Aktentasche an. Er stellte sie neben sich auf dem Stuhl ab und ließ den Verschluss aufschnappen. Morten schaute kurz in das Innere, strich mit den Fingerspitzen über die gebündelten Scheine. Jetzt eines davon herauszuholen und es genauer zu überprüfen, wäre allerdings zu auffällig gewesen, also musste er sich mit dieser raschen, nicht sonderlich genauen Kontrolle zufriedengeben. Der ältere Herr, dessen Namen Morten nicht kannte, warf ebenfalls nur einen flüchtigen Blick in die Tüte, nickte dann knapp und stand anschließend auf.
    „Es war angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen“, sagte der Mann mit einem kleinen Lächeln und gierig blitzenden Augen, wandte sich ab und verließ das Café, bevor die Bedienung überhaupt Gelegenheit hatte, an den Tisch zu kommen und eine Bestellung aufzunehmen.
    Für die kurze Zeit dieses ‚Geschäftstreffens‘ hatte Morten alles um sich herum ausgeblendet und damit den rothaarigen Mann vergessen, der hinter ihm saß.
    Als er fertig war, blinzelte er über die Schulter, nur um zu bemerken, dass der schöne Mann ihn direkt mit seinen durchdringenden Augen fixierte.
    Morten bemerkte, dass er ein Glas Orangensaft vor sich stehen hatte. Doch er hatte nicht viel davon getrunken, das Getränk wirkte weitgehend unangetastet.
    Morten schaute nun wieder auf seine leere Espressotasse. Hatte der Typ ihn e twa die ganze Zeit beobachtet? Und, was viel wichtiger war: Hatte er etwas gesehen?
    Selbst wenn, versuchte Morten sich zu beruhigen, es hätte ein vollkommen normales Geschäft sein können. Ein normaler Handel.
    Sicher, saubere Geschäfte wurden bestimmt in der Öffentlichkeit getätigt, an einem neutralen Ort, spottete er über sich selbst. Und dabei wurde immer mit einem riesigen Koffer voller Bargeld bezahlt. Morten hoffte bloß, dass der Fremde nicht erspäht hatte, was sich in seinem Koffer befand. Aber nein, dazu war der Moment des geöffneten Koffers zu flüchtig gewesen, der Winkel, in dem er das Behältnis der fünf Millionen geöffnet hatte, viel zu klein. Er selbst hatte nicht überprüfen können, ob der Koffer in der Tat bis zum Boden mit Geldscheinen gefüllt war. Sein Käufer hatte sich auch darauf verlassen müssen, dass es tatsächlich das Original war.
    Morten war in der Szene dafür bekannt, gute Arbeit zu leisten, und deswegen war ihm bisher nie ein Betrug untergekommen. Zumindest nicht, seit er für Leute mit Einfluss tätig war.
    Er schaute sich noch einmal um und sah, wie der Mann gerade eine Nummer auf seinem Handy wählte – eine kurze Nummer – um ihn dann wieder mit einem gefährlichen Grinsen anzustarren. Der Typ hatte doch jetzt nicht die Polizei gerufen, oder? Oder gehörte er etwa selbst zu dem Verein? Morten schmunzelte über diese Eingebung. Er hatte das sichere Gefühl, dass dieser Kerl absolut nichts von einem Polizisten an
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