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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens
Autoren: Stephan Bellem
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beantwortete sein Gegenüber diese Frage mit einem Kopfnicken. »Und was willst du jetzt tun?«
    »Ich werde sie zu ihm bringen. Und wir werden endlich Ruhe finden.«
    Arienne wehrte sich gegen den Drang, die Augen zu öffnen. Sie erinnerte sich ganz langsam, woher sie die Stimmen kannte. Der wohlklingende Chor des einen Sprechers und der polternde Klang des anderen. Sie wusste, wenn sie die Augen jetzt öffnete, dann würden die Albträume wieder zur Realität.
    Tom , dachte sie traurig. Was ist nur mit dir passiert?
    »Das wird kein leichter Kampf«, sagte die Geröllstimme. »Er wird dich erwarten.«
    Ihr leises Schluchzen ließ die beiden innehalten. »Bitte«, hauchte sie, »ich …«
    Eine warme Hand legte sich beruhigend auf ihre Stirn. »Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Du bist hier in Sicherheit.«
    Arienne öffnete zögerlich die Augen. Sie blickte in ein ebenmäßiges Gesicht, umrahmt von seidigem schwarzem Haar. »Nathaniel«, erinnerte sie sich. Und plötzlich fiel ihr wieder ein, woher sie sein Gesicht mit den onyxfarbenen Augen kannte. »Ich habe dich schon einmal gesehen.«
    »An Celines Grab, ja.«
    »Die Inschrift!«, erkannte sie. »Eine nicht endende Liebe … die ist von dir.«
    Er nickte traurig. »Wir sind bei Franck«, wechselte er plötzlich das Thema.
    Alles in ihrem Körper wollte davonlaufen. Sich einfach in Sicherheit bringen, bis die Schrecken wieder verblassten. Doch trotz all der grausamen und verstörenden Bilder – Tom, der sie mit dämonischer Fratze anstarrte und töten wollte – glaubte sie Nathaniels Worten. Sie traute sich, ganz langsam den Kopf zu drehen, um diesen Franck anzusehen.
    »Hab keine Angst«, flüsterte Nathaniel.
    Sie suchte nach einem bärbeißigen Franzosen mit breiter Statur, doch sie blickte direkt in die rot glühenden Augen eines weiteren Monsters. Arienne schrie auf. Und je schneller ihr Herz raste, desto mehr veränderte sich auch Nathaniels Äußeres. Licht schien durch seine porzellanfarbene Haut hindurchzubrechen. Der ganze Raum war hell erleuchtet.
    Arienne versuchte auf allen vieren davonzukrabbeln, doch Nathan hielt sie fest. »Es ist in Ordnung«, flüsterte er und seine Stimme vibrierte wohlig in ihrem Körper. »Du musst keine Angst vor der Wahrheit haben.«
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte Franck und wich seinerseits einen Schritt zurück.
    Arienne zwang sich, ruhig und tief zu atmen und den Blick nicht von dem Monster abzuwenden. Franck glich einer Statue aus dunklem Granit, wie man sie häufig aufKirchen oder alten Bauwerken fand. Seine Haut wies jedoch eine feine Maserung auf, die an Marmor erinnerte. Seine Statur war imposant, sicherlich zwei Meter in der Höhe und breiter als zwei starke Männer.
    Doch am meisten fesselten seine Flügel ihren Blick. Ledrige Schwingen, die hinter seinem Rücken gefaltet emporragten und direkt aus seinen Schulterblättern gewachsen sein mussten.
    Er versuchte sich an einem freundlichen Lächeln, erkannte sie, aber dabei stellte er lediglich ein Maul voller scharfer Reißzähne zur Schau.
    Trotz allem beruhigte Arienne sich wieder. Nathans Berührung gab ihr Kraft und Sicherheit. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie ihm vertrauen konnte.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    »Du wurdest von einem Dämon angegriffen«, antwortete Nathan, dessen Gesicht sie nun wieder erkennen konnte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine, mit mir … Bin ich verrückt?«
    »Sie sind weit davon entfernt, verrückt zu sein«, sagte Franck und wandte sich um. Er stampfte über die Trümmer von etwas, was früher ein Bücherregal gewesen sein mochte, und verschwand in einer großen Küche. »Der Kaffee ist gleich fertig!«
    Nathaniel blickte ihr tief in die Augen. »Du bist anders, nicht wahr? Du warst schon immer anders. Du siehst die Wahrheit.«
    Sie setzte sich auf. Mittlerweile hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie Nathans strahlend blaue Augen erkennen konnte. »Ich weiß nicht«, gestand sie. »Ich hielt das immer für Albträume …«
    Er lächelte schmal. »Du bist mit einem wacheren Geist gesegnet als die meisten Menschen.«
    »Was hat das zu bedeuten? Wer bist du?«
    »Ich bin Nathaniel, Wächter des Garten Eden, im Heer der Cherubim des Herrn.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt!«
    Franck kam mit einem Tablett aus der Küche zurück. Darauf standen eine Kanne und drei Tassen. Der Anblick, wie das massige Monster das Geschirr balancierte, ließ sie unwillkürlich lachen.
    Jedoch
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