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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens
Autoren: Stephan Bellem
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willst?«
    Vincent schüttelte den Kopf und setzte mit einem zweiten Hieb nach. »Es wäre ihr Ende. Das Jüngste Gericht. Wie kannst du das wollen, wenn du sie doch so sehr liebst?«
    »Aber doch nur für die Sünder!«, beharrte Nathan und sprang in einem Ausfallschritt nach vorn.
    Vincent vollführte einen Rückwärtssalto und landete elegant auf dem zweistufigen Absatz, der zum Altar führte. »Du willst es doch nur für dich!«
    »Und du missgönnst es ihnen, weil es nicht Celine ist, aus der es erschaffen wird.«
    Nathan täuschte einen weiteren Ausfallschritt an. Vincent sprang nach vorn, wollte von seiner erhöhten Position aus den Vorteil nutzen und einen Hieb gegen Nathan führen, den er nun ohne Deckung glaubte.
    Doch Nathan ließ das Schwert in der Hand kreisen und stach gerade nach oben.
    Schmatzend fraß sich die Klinge in Vincents Körper. Der Engel rutschte langsam daran hinunter.
    Nathan blickte ihm traurig in die Augen.
    »Ich glaubte, du würdest einen Ausfall versuchen«, stöhnte Vincent.
    »Die Menschen glauben«, sagte Nathan traurig. »Wir Engel wissen . Und ich wusste, dass ich dich besiegen würde.«
    »Wieso? Wieso willst du sie alle verdammen?«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Ich gebe ihnen die Chance, neu anzufangen.«
    »Du bringst das Jüngste Gericht über sie«, hustete Vincent. Blut troff zäh aus seinem Mund, bildete bei jedem Wort kleine Blasen. »Gott liebt die Menschen, Nathan. Hasse sie nicht.«
    »Ich hasse sie nicht. Ich rette sie.«
    Vincent schüttelte den Kopf, doch jede Bewegung schien ihm mehr Kraft abzuringen. »Du willst nur dich selbst retten. Du hast versagt, genau wie ich.«
    Nathan strich ihm sanft übers Haar. »Leg dich schlafen. Du gehst jetzt nach Hause.«
    Vincent wollte noch etwas sagen, doch seine Kräfte versagten. Er schloss einfach die Augen.
     
    »Arienne?«, rief Nathan erschöpft. »Komm her, es ist vorbei!«
    Arienne zögerte. Sie hielt noch immer Tonis Messer in der Hand.
    Tom war tot, Toni und Shane vielleicht auch. Auch Vincent war gestorben. »Und wofür?«, fragte sie mit zittriger Stimme. Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Was meinst du?«
    »Das Paradies«, sagte Arienne. »Das ist dein Traum, nicht meiner.«
    »Was redest du da?« Nathan machte einen Schritt auf sie zu. »Ein Ort ohne Kummer und Leid, wie kannst du das nicht wollen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Gott gab uns den freien Willen, damit wir Fehler machen. Damit wir leiden und uns freuen können.«
    »Nein, Gott hat euch für die verbotene Erkenntnis aus dem Paradies verstoßen!«, hielt Nathan dagegen.
    »Aber siehst du es denn nicht?«, fragte sie. »Der Garten Eden … das ist Gottes Vorstellung des Paradieses, nicht die aller Menschen.«
    »Er ist aber auch meine«, hielt er dagegen. »Und er ist deine Bestimmung.«
    Sie lächelte und hob das Messer. »Nein, Nathan, jeder hat eine andere Vorstellung davon.«
    Nathan hob beschwichtigend die Hände. »Nein, lass das. Leg das Messer weg.«
    »Der freie Wille, Engel«, sagte sie lächelnd, »ist Gottes wahres Versprechen an den Menschen.«
    Dann rammte sie sich die Klinge in den Bauch.
    »Nein!« Nathan eilte zu ihr, wollte sie berühren und im Leben halten, doch Alfred legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Lass sie gehen«, sagte der Pfarrer leise.
    »Nein!«, sagte Nathan trotzig. »Sie wird das Paradies öffnen. Sie wird es tun!«
    Alfred schüttelte den Kopf. »Das Paradies ist in uns, Nathan. Jeder von uns träumt von seinem eigenen Garten Eden. Das ist es, was Gott für uns vorhergesehen hat. Lass sie gehen.«
    Arienne starrte lächelnd zur Decke. »Papa«, hauchte sie. »Ich habe dich endlich gefunden.«
    »Sie hat ihr Paradies gefunden«, sagte Alfred.
    Nathan nickte stumm. Dann stand er auf und verließ die Kirche.

Epilog
    D u verdammter Idiot!«, schimpfte Noriko mit Shane, als die Sanitäter ihn abtransportierten. »Du hättest dabei draufgehen können.«
    Er lächelte ihr gequält zu, wobei seine verbrannte Haut sich spannte. »Ich konnte nicht zulassen, dass er dich erwischt, Kleine.«
    Sie schluchzte. »Du großer wundervoller Idiot.«
    Toni humpelte zu ihnen herüber. »Es tut mir …«, begann er, doch Noriko schnitt ihm das Wort ab.
    »Wir hätten dir vertrauen sollen«, sagte sie.
    Toni blickte zu der Stelle, wo kurz zuvor noch Arienne gelegen hatte. »Wieso hat sie das getan?«, fragte er.
    Alfred legte ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Sie hat ihr eigenes Paradies gefunden.«
    Toni nickte
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