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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit
Autoren: Terry Pratchett
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eine alte Tradition von Ankh-Morpork.«
    »Gütiger Himmel, im Ernst?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Wie hat sie bis heute überdauert?«
    »Keine Ahnung, Exzel enz«, sagte Herr Schräg. Er sah William an.
    »Aber ich halte Herrn de Worde für einen jungen Mann, der bestimmt
    keine Unruhe in die Stadt bringen möchte.«
    William lächelte höflich, nickte den anderen zu und kehrte über den
    Hof auf die Straße zurück. Als er weit genug entfernt war, lachte er
    schal end.

    Eine Woche verging und fiel durch die Dinge auf, die nicht geschahen.
    Es kam kein Protest von Herrn Schmeichler und der Graveursgilde.
    William fragte sich, ob man ihn in der In-Ruhe-lassen-Akte abgelegt
    hatte. Viel eicht glaubten die Leute, dass Vetinari der Times einen Gefallen schuldete, und niemand wol te dieser Gefal en sein. Auch die Wache
    ließ sich nicht blicken. Es zeigten sich mehr Straßenkehrer als sonst,
    aber nachdem William Paul König hundert Dollar und seiner Frau ei-
    nen Blumenstrauß geschickt hatte, wurde die Schimmerstraße wieder
    schmutzig.
    Sie zogen in einen anderen Schuppen um, während der alte wieder
    aufgebaut wurde. Was Herrn Käse betraf, hatten sich keine Probleme
    ergeben. Er wol te nur Geld. Der Umgang mit Leuten, die nur Geld
    wol ten, fiel nicht weiter schwer, wenn die eigene Brieftasche dick ge-
    nug war.
    Die Redaktion hatte sich eine neue Druckerpresse beschafft, und
    auch in diesem Fall ließ Geld die Mühe praktisch mühelos werden. Die
    Zwerge waren bereits dabei, die Presse umzubauen und zu erweitern.
    Der neue Schuppen bot nicht so viel Platz wie der alte, aber Sacharis-
    sa hatte es trotzdem geschafft, einen kleinen Teil für das Büro abzu-
    trennen und dort auch eine Topfpflanze und einen Kleiderständer un-
    terzubringen. Aufgeregt sprach sie von dem Platz, den sie haben wür-
    den, sobald das neue Gebäude fertig gestellt war, aber William ahnte:
    Wie groß es auch sein mochte – mit Ordnung war bestimmt nicht zu
    rechnen. Zeitungsleute hielten den Boden für eine Art flachen Akten-
    schrank.
    Er hatte jetzt einen neuen Schreibtisch. Er war sogar noch besser als
    neu: eine echte Antiquität aus Nussbaumholz mit Einlegearbeiten aus
    Leder, zwei eingelassenen Tintenfässern, vielen Schubladen und authen-
    tischen Holzwürmern. An einem solchen Schreibtisch konnte man
    schreiben.
    Den Dorn hatten sie nicht mitgebracht.
    William las einen Brief von der Anstandsliga Ankh-Morporks, als er
    den Eindruck gewann, dass jemand neben ihm stand. Er sah auf.
    Sacharissa hatte einige Personen hereingeführt, und unter ihnen er-
    kannte William den verstorbenen Herrn Krumm.
    »Du hast doch gesagt, dass wir mehr Leute brauchen, die schreiben«,
    meinte Sacharissa. »Herrn Krumm kennst du ja, und dies ist Frau Til-
    ly…« Eine kleine, weißhaarige Frau machte einen Knicks vor William.
    »… die Katzen und besonders scheußliche Morde mag. Herr
    O’Keks…« Ein langgliedriger junger Mann. »… ist den ganzen weiten
    Weg von Viericks hierher gekommen und sucht einen Job, bevor er
    zurückkehrt.«
    »Tatsächlich? Was hast du in Viericks gemacht, Herr O’Keks?«
    »Ich habe dort die Verdammte Universität besucht, Kumpel.«
    »Bist du ein Zauberer?«
    »Nein, Kumpel. Man hat mich rausgeworfen, wegen der Dinge, die
    ich in der Studentenzeitung geschrieben habe.«
    »Was hast du geschrieben?«
    »Einfach alles.«
    »Oh. Und… Frau Tilly, von dir stammt der wundervoll orthogra-
    phisch und grammatikalisch korrekte Brief mit dem Vorschlag, alle Per-
    sonen unter achtzehn Jahren sol ten einmal pro Woche verprügelt wer-
    den, weil sie so laut sind?«
    »Einmal pro Tag, Herr de Worde«, erwiderte Frau Tilly. »Um ihnen
    wegen ihrer Jugend eine Lektion zu erteilen!«
    William zögerte. Aber die Druckerpresse wol te gefüttert werden, und
    Sacharissa und er brauchten freie Zeit. Rocky brachte inzwischen einige
    Sportnachrichten. Zwar blieben sie unleserlich für William, aber er
    brachte sie mit der Annahme, dass übermäßig an Sport interessierte
    Leute ohnehin nicht lesen konnten. Die Redaktion brauchte weitere
    Mitarbeiter, und dies war einen Versuch wert.
    »Na schön«, sagte er. »Wir gewähren euch al en eine Probezeit, die
    jetzt… Oh.«
    Er stand auf. Alle drehten sich um und hielten nach dem Grund dafür
    Ausschau.
    »Bitte lasst euch nicht stören«, sagte Lord Vetinari von der Tür her.
    »Dies ist ein inoffizieller Besuch. Ihr stellt neue Leute ein, wie ich sehe.«
    Der Patrizier kam näher, gefolgt von
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