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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit
Autoren: Terry Pratchett
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Interessant. Mir ist aufgefallen, dass Gruppen intelligenter und vernünftiger Leute auf sehr dumme Ideen kommen können«, sagte Lord Vetinari. Er warf William einen Blick zu, der ihm mitteilte: »Ich kann deine Gedanken lesen, selbst das Kleingedruckte.« Dann sah er sich im Druckraum um. »Zweifellos hast du eine ereignisreiche Zukunft vor dir, und ich möchte sie dir nicht schwerer machen, als sie es ganz offensichtlich sein wird. Nun, wie ich sehe, habt ihr zu tun…«
    »Wir richten einen Semaphor-Posten ein«, sagte Sacharissa stolz. »Dann können wir Nachrichten direkt vom großen Stadtturm empfangen. Und wir eröffnen Büros in Sto Lat und Pseudopolis!«
    Lord Vetinari hob die Brauen. »Na so was«, erwiderte er. »Dann gibt es bestimmt bald weitere Beispiele von komisch geformtem Gemüse. Ich bin sehr neugierig darauf.«
    William entschied, dazu keinen Kommentar abzugeben.
    »Es erstaunt mich, wie gut eure Nachrichten in die Zeitung passen«, fuhr Lord Vetinari fort und betrachtete die Seite, an der Boddony arbeitete. »Nirgends gibt es Lücken. Und jeden Tag passiert etwas, das wichtig genug ist, um ganz oben auf der ersten Seite zu stehen. Wie seltsam… Oh, bei ›empfangen‹ kommt ein p vor dem f…«
    Boddony sah auf. Lord Vetinaris Gehstock schwang mit einem leisen Zischen herum und verharrte mitten in der eng gesetzten Spalte. Der Zwerg sah genauer hin, nickte und holte ein kleines Werkzeug hervor.
    Für ihn stehen die Typen auf dem Kopf, und die Worte sind verkehrt herum gesetzt, dachte William. Außerdem steckt der Fehler mitten im Text. Aber er hat ihn trotzdem bemerkt.
    »Dinge, die verkehrt herum sind, kann man manchmal besser begreifen, wenn sie auch auf dem Kopf stehen«, sagte Lord Vetinari und klopfte sich wie geistesabwesend mit dem silbernen Knauf des Gehstocks ans Kinn. »Im Leben ebenso wie in der Politik.«
    »Was hast du mit Charlie gemacht?«, fragte William.
Das Gesicht des Patriziers zeigte unschuldige Überraschung. »Oh, nichts. Hätte ich etwas Besonderes mit ihm anstellen sollen?« »Hast du ihn in irgendeinem tiefen Keller eingesperrt?«, fragte Sacharissa argwöhnisch. »Muss er dort die ganze Zeit über eine Maske tragen? Und lässt du ihm die Mahlzeiten von einem taubstummen Wärter bringen?«
    »Äh… nein, ich glaube nicht«, sagte Lord Vetinari und lächelte. »Obgleich dies der richtige Stoff für eine gute Geschichte wäre. Nein, soweit ich weiß, ist er Mitglied der Schauspielergilde geworden, obwohl es sicher Leute gibt, die ein dunkles Verlies einem solchen Schicksal vorziehen würden. Wie dem auch sei: Ihm steht bestimmt eine fröhliche Karriere bevor. Kindergeburtstage und so.«
    »Und dort spielt er… dich?«
»Ja. Sehr lustig.«
»Und wenn du irgendwelche langweiligen Pflichten zu erledigen hast
    oder für ein Ölgemälde sitzen musst, so könntest du auf seine Hilfe zurückgreifen?«, fragte William.
    »Hmm?«, erwiderte Vetinari. William hatte Mumms Miene für ausdruckslos gehalten, aber im Vergleich mit der Leere im Gesicht des Patriziers war sie ein einziges Lächeln gewesen. »Hast du noch irgendwelche Fragen, Herr de Worde?«
    »Bestimmt ergeben sich weitere«, sagte William und riss sich zusammen. »Die Times wird die Angelegenheiten der Stadt aufmerksam im Auge behalten.«
    »Wie lobenswert«, sagte der Patrizier. »Du kannst mit meinem Sekretär Drumknott einen Termin vereinbaren, wenn du möchtest. Ich finde bestimmt Zeit für ein Interview.«
    Das richtige Wort an der richtigen Stelle, dachte William. So unangenehm das Wissen auch sein mochte: Seine Vorfahren hatten immer zu den Ersten gehört, die sich bei einem Konflikt dem Gegner stellten. Bei jeder Belagerung, bei jedem Hinterhalt, bei jedem tollkühnen Angriff auf befestigte Stellungen war ein de Worde losgeritten, um Ruhm zu erringen oder zu sterben – in manchen Fällen war ihm beides gelungen. Für einen de Worde war kein Feind zu stark, keine Wunde zu tief und kein Schwert zu schwer. Es war auch kein Grab zu tief. Während der Instinkt mit seiner Zunge rang, spürte William, wie ihn seine Vorfahren nach vorn in den Kampf schoben. Vetinari spielte viel zu offensichtlich mit ihm. Na schön, sterben wir wenigstens für etwas Anständiges… Ruhm oder Tod, oder beides!
    »Wenn du ein Interview wünschst, Exzellenz, so ist die Times bereit, dir eins zu gewähren«, sagte er. »Vorausgesetzt wir haben genug Platz in der Zeitung.«
    Das Ausmaß der Hintergrundgeräusche wurde ihm erst klar, als
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