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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit
Autoren: Terry Pratchett
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schon seit Monaten in einem Sack.«
    Dieser Hinweis unterbrach einen okkulten Gedankengang, der sich hinter Williams Stirn gebildet hatte. Aber… das Universum war ein sonderbarer Ort. Ursache und Wirkung, Wirkung und Ursache… Allerdings hätte er sich lieber den rechten Arm abgehackt, als so etwas zu schreiben.
    »Was hast du damit vor?«, fragte er. »Willst du sie kochen?« »Meine Güte, nein. Diese Sorte ist viel zu mehlig. Nein, daraus werden Pommes frites gemacht.«
    »Pommes frites?«, erwiderte William. Sonderbarerweise schien das genau richtig zu sein.
    »Ja, das ist eine gute Idee. Eine solche Kartoffel sollte braten .« Es verstrich noch mehr Zeit.
Einer der Reporter kehrte zurück und berichtete, das Gebäude der
    Alchimistengilde sei explodiert – galt dies als Nachricht ? Otto wurde aus seiner Gruft geholt und beauftragt, ein Bild zu machen. William beendete den Artikel über die Ereignisse des vergangenen Tages und gab ihn den Zwergen. Jemand kam und meldete, auf dem Hiergibt’salles-Platz habe sich eine große Menge eingefunden, weil der Quästor, 71, verwirrt auf dem Dach eines mehrstöckigen Gebäudes saß. Sacharissa machte sorgfältig Gebrauch von ihrem Stift und strich alle Adjektive aus einem Bericht über den Verein für Blumenarrangements, wodurch der ursprüngliche Umfang auf die Hälfte schrumpfte.
    William machte sich auf den Weg, um mehr über den Quästor, 71, herauszufinden, und anschließend schrieb er einige Absätze. Zauberer, die Seltsames anstellten, waren kaum der Rede wert. Zauberer, die Seltsames anstellten, waren Zauberer.
    Er legte den entsprechenden Zettel in die Ablage für Ausgänge und sah zur Presse.
    Sie war schwarz und groß und komplex. Ohne Augen, ohne ein Gesicht, ohne Leben… Und doch erwiderte sie seinen Blick.
    William dachte: Man braucht keine alten Opfersteine. In dieser Hinsicht hat sich Lord Vetinari geirrt. Er hob die Hand an die Stirn. Der Fleck existierte längst nicht mehr.
    Du hast mir deinen Stempel aufgedrückt. Nun, ich kenne dich. »Gehen wir«, sagte er.
Sacharissa war noch immer beschäftigt und sah auf.
»Was?«
»Lass uns gehen«, sagte William. »Nach draußen. Jetzt sofort. Ein
    Spaziergang. Oder wir trinken eine Tasse Tee. Oder wir sehen uns irgendwelche Geschäfte an. Verlassen wir diesen Ort. Bitte widersprich mir nicht. Zieh die Jacke an. Schnell. Bevor sie Verdacht schöpft. Bevor sie eine Möglichkeit findet, uns aufzuhalten.«
    »Wovon redest du?«
    Er nahm Sacharissas Jacke vom Kleiderständer und griff nach ihrem Arm. »Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären!«
    Die junge Frau ließ sich auf die Straße ziehen, wo William tief durchatmete und sich entspannte.
    »Könntest du mir jetzt erklären, was das alles zu bedeuten hat?«, fragte Sacharissa. »Da drin wartet ein Haufen Arbeit auf mich.«
    »Ich weiß. Komm. Wahrscheinlich sind wir noch nicht weit genug entfernt. In der Ulmenstraße gibt es ein neues Nudel-Restaurant. Es soll sehr gut sein. Was hältst du davon?«
    »Aber es gibt noch so viel Arbeit!«
»Na und? Die ist morgen auch noch da.«
Sacharissa zögerte. »Nun, ein oder zwei Stunden schaden vermutlich
    nicht«, räumte sie ein.
»Gut. Gehen wir.«
    Sie erreichten die Kreuzung Sirupminenstraße und Ulmenstraße, als der Journalismus zu ihnen aufholte.
    Weiter vorn auf der Straße erklangen Schreie. William drehte den Kopf und beobachtete, wie der von vier Pferden gezogene Rollwagen der Brauerei außer Kontrolle geriet. Leute sprangen beiseite. William sah, wie suppentellergroße Hufe Matsch und Eis aufwirbelten. Er sah das Messing am Geschirr, den Glanz, den Dampf…
    Er drehte den Kopf in die andere Richtung und sah die Alte. Mit zwei Gehstöcken überquerte sie die Straße und ahnte nichts vom heranrasenden Tod. Er sah den Schal, das weiße Haar…
    Ein Schemen sauste an ihm vorbei. Der Mann drehte sich in der Luft, landete mit den Schultern mitten auf der Straße, rollte herum, kam auf die Beine, ergriff die Alte und sprang mit ihr zur Seite…
    Der Wagen donnerte in einem Durcheinander aus Dampf und Dreck vorbei. An der Kreuzung versuchten die Pferde, die Richtung zu wechseln, während der Wagen hinter ihnen den Weg geradeaus fortsetzen wollte. Ein Gewirr aus Hufen, Pferden, Rädern, Schneematsch und Schreien wirbelte weiter und zertrümmerte die Schaufensterscheiben mehrerer Läden, bevor der Wagen an eine steinerne Säule prallte und abrupt stoppte.
    Die Ladung gehorchte den Gesetzen der Physik und Narration,
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