Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zerknüllte einen Bericht von einer Sitzung des Vereins für komisches Gemüse.
    »Und aus gewöhnlichen Dingen, ja«, sagte William. »Aber Nachrichten sind hauptsächlich Dinge, von denen irgendwo irgendjemand möchte, dass wir sie nicht in der Zeitung bringen…«
    »Aber manchmal möchte irgendwo irgendjemand, dass wir sie bringen«, warf Sacharissa ein.
    »Nachrichten sind…« William unterbrach sich. Die anderen musterten ihn höflich, während er mit offenem Mund und erhobenem Zeigefinger dastand.
    »Nachrichten«, sagte er schließlich, »hängen von den Umständen ab. Ihr werdet sie erkennen, wenn ihr sie seht. Alles klar? Gut. Geht jetzt und sucht welche.«
    »Das war ein wenig schroff«, tadelte Sacharissa, als die neuen Mitarbeiter gegangen waren.
    »Nun, ich habe nachgedacht«, sagte William. »Ich meine, wir haben einiges erlebt, eins hat zum anderen geführt…«
    »… zwei Männer versuchten, uns zu töten; man hat dich ins Gefängnis gesteckt; es gab eine Hundeplage; der Schuppen ist abgebrannt, du warst frech zu Lord Vetinari…«, sagte Sacharissa.
    »Ja, nun… und deshalb… ich finde, du und ich… wir sollten uns den Nachmittag freinehmen. Ich meine«, fügte er verzweifelt hinzu, »nirgends steht geschrieben, dass wir die Zeitung jeden Tag herausbringen müssen.«
    »Abgesehen von der Stelle ganz oben auf der ersten Seite«, sagte Sacharissa.
    »Ja, aber man darf doch nicht alles glauben, was man in der Zeitung liest.«
    »Nun… meinetwegen. Ich schreibe nur noch diesen Bericht zu Ende…«
    »Mitteilungen für dich, Herr William«, sagte einer der Zwerge und legte einen Papierstapel auf den Schreibtisch. William stöhnte leise und ging die Unterlagen durch. Der Stapel enthielt einige Test-Botschaften aus Lancre und Sto Lat. Schon jetzt konnte er erkennen, dass er bald aufs Land musste, um richtige Reporter auszubilden; die gut gemeinten Sendungen von Lebensmittelhändlern und Gastwirten, die einen Cent pro Zeile bekamen, boten nur eine begrenzte Zukunft. Es gab auch einige Brieftauben-Nachrichten von Leuten, die sich noch nicht an die neue Technik gewöhnt hatten.
    »Bei den Göttern«, sagte William leise. »Der Bürgermeister von Quirm ist schon wieder von einem Meteoriten getroffen worden.« »Kann das passieren?«, fragte Sacharissa.
    »Offenbar ja. Diese Mitteilung stammt von Herrn Punkel, der dem Stadtrat von Quirm angehört. Ein vernünftiger Bursche, ohne viel Phantasie. Er meint, diesmal hätte es den Bürgermeister in einer Gasse erwischt.«
    »Wirklich? Die Frau, die sich um unsere Wäsche kümmert, hat einen
    Sohn, der Dozent für Rachsüchtige Astronomie an der Universität ist.« »Wäre er bereit, eine Stellungnahme abzugeben?«
»Er lächelt, wenn er mich im Laden sieht«, sagte Sacharissa. »Also
    dürfte er dazu bereit sein.«
»Na schön. Wenn du…«
»Hallo, Leute!«
Herr Wintler stand am Tresen, und zwar mit einem Karton. »Lieber Himmel…«, ächzte William.
»Seht euch mal dieses Ding an«, sagte Herr Wintler, der einen Wink mit
    dem Zaunpfahl nicht einmal dann bemerkte, wenn er mehrmals davon getroffen wurde.
    »Ich glaube, wir haben bereits genug komisches Ge…«, begann William.
Er unterbrach sich.
    Der Mann mit dem roten Gesicht holte eine große Kartoffel aus dem Karton. Sie war knubbelig, und William sah knubbelige Kartoffeln nicht zum ersten Mal. Sie konnten Gesichtern ähneln, wenn man das amüsant fand. Doch bei dieser brauchte man sich das Gesicht nicht vorzustellen. Sie hatte eins. Es gab Dellen, Knubbel und Kartoffelaugen, und alles zusammen sah genauso aus wie das Gesicht jenes Mannes, der vor kurzer Zeit einen irren Blick auf William gerichtet und versucht hatte, ihn umzubringen. Er erinnerte sich gut daran, denn gelegentlich erwachte er gegen drei Uhr nachts und sah es deutlich vor sich.
    »Es ist… nicht… direkt… komisch«, sagte Sacharissa und blickte zu William.
    »Erstaunlich, nicht wahr?«, meinte Herr Wintler. »Normalerweise hätte ich sie euch nicht gezeigt, aber ihr seid immer so sehr daran interessiert gewesen.«
    »Ein Tag ohne eine gegabelte Pastinake ist wie ein Tag ohne Sonnenschein«, behauptete Sacharissa.
    »Hm?« William musste sich fast zwingen, den Blick von dem Kartoffelkopf abzuwenden. »Bilde ich es mir nur ein, oder wirkt das Gesicht überrascht?«
    »Das scheint tatsächlich der Fall zu sein«, sagte Sacharissa. »Hast du sie gerade erst ausgegraben?«, fragte William.
    »Oh, nein«, antwortete Herr Wintler. »Sie lag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher