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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin
Autoren: Susan Schwartz
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jetzt konnte nicht nur er in mich hineinschauen, sondern ... ich ... auch in ihn ...«
    Sie musste kurz innehalten. Tränen liefen über ihre Wangen.
    Milt ließ ihre Hand los, legte den Arm um sie und stützte sie.
    »Es war, als blickte ich in ... Es ...« Erneut versagte ihr die Stimme, und sie holte zitternd Atem. »Wenn es die Hölle gibt«, fuhr sie fort, »dann ist er sie.«
    Sie wischte sich die Tränen von der Wange. Niemand regte sich, alles verharrte still und atemlos.
    »Und das ist die Wahrheit«, fuhr Laura fort, nunmehr mit lauter und klarer Stimme. »Das ist das Ziel des Schattenlords.«
    Sie blickte in die Ruhe und wusste, dass alle zuhörten. Das mussten sie auch. Sie würde diese Worte nur ein einziges Mal sprechen.
    »Er will alle Welten in seine Gewalt bringen, aber nicht so, wie ihr es euch vorstellt. Alle sollen so weiterleben wie bisher, und er wird sie gewähren lassen. Solange sie den Tribut an ihn entrichten. Und damit ihm das gelingt, will er sämtliche Ley-Linien unter seine Kontrolle bringen, denn mit ihnen hat er die absolute Gewalt. Er kann das Wetter in der Menschenwelt bestimmen, er kann die magischen Energien in der Anderswelt kontrollieren, und er kann die Geisterwelt damit nach seinem Belieben steuern. Alle, selbst die Götter, werden von ihm abhängig sein. Er wird der alleinige und absolute Herrscher sein, Herr über Leben und Tod, und ganz allein dort oben thronen, und es wird nur noch ihn geben zur Anbetung, zum Tribut, zur Strafe und zur Erlösung. Wir können alle leben, wie wir wollen, aber nichts wird mehr frei sein, nicht einmal die Luft zum Atmen. Er wird jeden Einzelnen überwachen, und glaubt mir, das kann er. Er tut es bereits jetzt in dem immer noch bescheidenen Rahmen, der ihm erst möglich ist. Doch seine Stärke wächst mit jedem Tag.« Sie räusperte sich und wiederholte noch einmal.
    »Der Schattenlord will alle Welten in seine Gewalt bringen, und hier beginnt es.«

    Gelähmte Stille und blindes Entsetzen folgten auf Lauras Enthüllung. Die Tragweite ihrer Worte musste zuerst erfasst, begriffen werden - und vor allem geglaubt. Und dann ... Welchen Ausweg gab es?
    »Die Ley-Linien also«, sagte Veda schließlich. »Das Adernetz, das alle Welten umgibt, das uns das Leben schenkt, die Energie, die Wärme. Das, was alles verbindet und zusammenhält, was aus dem Ursumpf geboren wurde und dort entspringt.«
    Naburo wirkte zum ersten Mal erschüttert. »Aber das hatten wir doch schon einmal ... es ist noch gar nicht so lange her ...«
    »Nicht ganz«, widersprach Arun. »Damals wurden nur die bedeutendsten Knotenpunkte besetzt, um daraus die benötigte Energie zu schöpfen. Es waren lediglich die Hauptadern, für einen einzigen Zweck gedacht. Auf Dauer hätten sie nicht gehalten werden können.«
    »Das würde also bedeuten ... totale Kontrolle?«, stieß Felix hervor.
    Cedric nickte. »Ohne Ausweg, für immer und ewig. Ein ganzes Universum in einer Hand.«
    »Aber ... wie will er das erreichen?« Diese Frage kam von mehreren Seiten.
    Laura verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »Durch mich«, sagte sie erstickt.
    Sie wusste, dass sie jetzt alle anstarrten Sie wusste, damit war sie zum Feind geworden. Sie wusste, niemand würde ihr ab jetzt noch trauen.
    Deshalb hatte sie bis jetzt geschwiegen. Sie wollte wenigstens noch einmal die Zuneigung und Wärme der anderen fühlen, bevor sie zur Ausgestoßenen wurde.
    Lautlos weinte sie, ihre Schultern zuckten.
    »Es ist Lauras Affinität zu den Ley-Linien, auf die es der Schattenlord abgesehen hat«, erklärte Cwym. »Wir wissen das seit einiger Zeit, und nicht nur wir, sondern auch andere haben längst vermutet, dass sie für den Schattenlord einen Anker darstellt. Das war der Grund, warum Laura immer den richtigen Weg gefunden hat. Sie hat euch Gestrandeten damit mehr als einmal das Leben gerettet. Und sie hat für die Iolair mit dem Dolch die Kastanien aus dem Feuer geholt. Also überlegt gut, bevor ihr den Stab über sie brecht.«
    »Niemand bricht den Stab über Laura«, sagte Deochar. »Sie kann nichts dafür. Wenn sie nicht der Anker wäre, wäre es eben ein anderer.«
    »Wo ist der Schattenlord jetzt?«, fragte Veda.
    »Fort«, antwortete Laura schluchzend. »Er verschwand, nachdem ich zurückgeschleudert worden war. Da es ihm nicht gelungen ist, mit meiner Hilfe in die Menschenwelt zu fliehen, bin ich ihm derzeit nicht von Nutzen.«
    »Also dann!« Zoe war plötzlich an Lauras Seite und legte den Arm um ihre
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