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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March
Autoren: Brigitte Aubert
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gesagt: »Prima, Pommes!« Er hat mit den Fingerknöcheln geknackst und seine Mutter umarmt. Um ihr zu danken? Mark war viel reservierter. Aber er hat auch nachgenommen. Und er hat Wein getrunken. Normalerweise trinkt er nicht. Vielleicht weil er alles versteckt, seine Vorlieben und so? Vielleicht spielt er die ganze Zeit eine Rolle, für den Fall, daß … Er hat Wein getrunken. Um was zu feiern? Der Doktor war zufrieden, ausnahmsweise. Er lachte. Die muß gut gewesen sein, die Dichterlesung gestern!
    Drecksbande. Ich habe Lust, etwas Starkes zu trinken. Aber ich habe Angst, runterzugehen. Ich bin sicher, daß er nachts überall herumschleicht, mit dreckigen Phantasien im Kopf und in den Händen. Das läßt mich erschauern. Wie gern würde ich jetzt ein wenig Gin trinken!
    Tagebuch des Mörders
    Ich langweile mich. In den Zeitungen spricht man nicht mehr von dem Mädchen. Da wir Ferien haben, sind wir alle hier und hängen rum. Wir verbringen unsere Ferien immer alle zusammen, wie eine einträchtige Familie. Mama ist zufrieden, sie singt vor sich hin, strickt, lächelt mich traurig an.
    Papa ist nie da. Clark vermutet, daß er eine Geliebte hat. Mark sieht bedrückt aus. Er ist prüde, Mark. Jack spielt Klavier und schreibt Chansons. Stark ist die ganze Zeit in seinem Zimmer und bastelt. Wir sind brav. Wir sehen fern. Jeanie sagt, Fernsehen macht dumm. Sie riskiert jedenfalls nichts, wenn sie es tut.
    Jack hat Papa erzählt, daß wir an dem Mordabend in Demburry waren. Clark sagte ja, und daß wir Glück hatten, schließlich hätten wir diesem Verrückten auch über den Weg laufen können. Stark meinte, daß wir das Mädchen in der Bar gesehen hätten, und Mark fügte hinzu, daß sie sehr verführerisch war. Wir waren alle betroffen. Ich lachte innerlich. Ich schaute sie alle an, mit ihren Verlegenheitsmienen, und lachte.
    Aber wer war ich? Wer war ich?
    Viel Spaß beim Suchen, dreckige Schnüffler! Strengt euch ruhig an, ihr werdet es doch nie wissen.
    Jeanies Tagebuch
    Es würde reichen, diese Notizen zu nehmen und zum Kommissariat zu gehen. Das ist einfach. Oh, Jeanie, Jeanie, du bist nichts weiter als ein Angsthase, ein Waschlappen, eine Kriminelle!
    Ich trinke im Moment zuviel, ich muß aufhören. Zumal dieser Gin aus dem Sonderangebot scheußlich schmeckt.
    Sie sind alle zu Hause und lümmeln vor dem verfluchten Fernseher rum! Das sind keine normalen Vierlinge, sondern siamesische! Immer kleben sie zusammen, Gören, die demnächst achtzehn werden! Mir immer auf den Fersen, um irgendwo aufzutauchen, wo man nicht mit ihnen rechnet. Habe ich das Gefühl, einen rechts zu sehen, dann taucht er links auf. Jedesmal zucke ich zusammen. Sie strickt. Der Doktor hat viel Arbeit. Wenn er nach Hause kommt, ist er mürrisch, er möchte essen. Ich habe wahnsinnig viel Arbeit im Moment. Sie wollen immerzu irgend etwas, und der Doktor hat gesagt, er findet, daß die Brandyflasche schnell leer wird. Ich muß mich ein bißchen  zurückhalten.
    Diese Geschichte geht mir die ganze Zeit im Kopf herum. Das macht mich verrückt. Aber was tut die Polizei? Was für ein unfähiger Haufen! Gerade gut genug, arme Mädchen in den Knast zu bringen! Das mit dem Schraubenzieher sollte ich auch mal machen. Alle abmurksen und dann ihren Zaster klauen. Aber ich rede Unsinn.
    Ich muß dieses Heft verstecken. Man weiß ja nie, ob er hier herumschnüffelt. Es wäre einfacher, überhaupt nicht zu schreiben, aber ich kann das alles nicht für mich behalten. Die Dinge werden klarer, wenn man sie aufschreibt. Dort in der Zelle, mit Martha, haben wir alles aufgeschrieben, was uns passierte, wie die Zeit verging und das alles. Die Dinge klären. Was ich tun muß, das ist nachdenken, immer wieder lesen, was ich geschrieben habe, Schlüsse ziehen. Ich lese noch mal.
    Erst mal scheint es, daß er nur auf Frauen losgeht. Das ist doch schon mal was. Schließlich waren beide Ermordete, von denen er sprach, Frauen. Ein Kind und ein anziehendes Mädchen, ein Mädchen, das ihm gefiel … Ob ich ihm gefalle? Sicher nicht. Ich bin nicht sexy, ich schminke mich nicht, ich bin eher ein bäuerlicher Typ, nicht anziehend, nicht aufregend . Obwohl . Aber halt, das ist Vergangenheit. Ich würde sagen, daß ich eigentlich das Gefühl habe, daß ich nicht seinem Typ Leiche entspreche. Immerhin.
    Ich müßte Bücher über Verrückte lesen. Solche, wie sie sie in der Bibliothek hatten, als ich noch dort war. Das ist eine gute Idee. Rausfinden, warum er das tut. Vorhersehen,
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