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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March
Autoren: Brigitte Aubert
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und hat immer ein Buch unter dem Arm. Als er klein war, nannte man ihn »das Mädchen«, aber er ist trotzdem ein kräftiger Kerl. Wir sind alle kräftige Kerle. Soviel also über Jack.
    (Ich bin unruhig.) Auch Clark seinerseits ist natürlich sehr groß. Da er sehr muskulös ist, wirkt er wie ein Riese. Er spricht laut, bewegt sich viel, schlägt schnell zu. Er ist alles andere als verklemmt, das bestimmt nicht! Aber man weiß vorher nie, was ihn reizt. Ich stelle mir vor, daß, sollte ein kleiner Naseweis eines Tages meine Aufzeichnungen lesen, er sich den Kopf zerbrechen würde, aber niemals die Wahrheit wissen könnte.
    »Ich bin ein Mörder, kein Idiot.« Ich mag diesen Satz. Mama faselt immer häufiger. Ihre Tabletten machen sie völlig stumpf. Papa ist ständig zerstreut. Wie Stark. Stark, der Gelehrte. Ich spreche gerne über uns. Ich denke gerne an uns. Ich denke gerne an einen von uns. Gut versteckt, lächelnd. Freundlich. Mörderisch. Das sage ich mir gern: mörderisch. Mama möchte, daß wir Tante Ruth besuchen. Das ist ziemlich weit weg von hier. Unterwegs finde ich vielleicht etwas, womit ich mich amüsieren kann.
    Jeanies Tagebuch
    Sie sind heute morgen sehr früh gegangen. Sie essen bei ihrer Tante.
    Ich bin ins Zimmer der Alten hinaufgegangen, habe den Mantel durchsucht und gelesen, daß er versuchen wird, es unterwegs zu tun. Die Alte singt in der Badewanne leise vor sich hin. Ich lausche, um sicherzugehen, daß alles in Ordnung ist. Man weiß ja nie. Arme Frau. Nicht wie Mutter Ficks. Die alte Schlampe. Mit der ganzen Knete, die überall herumlag. Dieses ganze Geld, ausgebreitet vor meiner Nase. Ich bin ja schließlich nicht aus Holz!
    Man müßte ihre Fahrt unterbrechen. Der Doktor kommt heute abend nicht zurück. Er geht zu einer Dichterlesung. Eine Dichterlesung! Nun ja, das ist seine Sache. Die Jungs haben angerufen, daß sie erst morgen zurückkommen, sie machen eine Pause, weil es in Strömen regnet. Im Moment müssen sie in der Nähe von Demburry sein. Sicherlich halten sie dort an, um etwas zu essen.
    O mein Gott, mein Gott! Es ist unmöglich, man muß etwas unternehmen! Obwohl ich mir immer wieder sage, daß es wahr ist, kann ich es nicht glauben. Es kann nicht Jack sein, er ist so liebenswert. Und der dicke Clark ist zu grobschlächtig, zu einfach. Obwohl das nichts besagt: Michele war zwar einfach, hat aber dennoch ihre drei Kinder erwürgt.
    Sicher ist jedenfalls, daß er krank ist.
    Gezwungenermaßen ist er nett, gezwungenermaßen. Aber die Augen. Wieso sieht man das nicht, wenn er einen anschaut? Ich wage nicht mehr, den Jungs in die Augen zu blicken, ich habe Angst, daß dieser Verrückte an meinem Blick errät, daß ich etwas weiß. Aber trotzdem. Trotzdem, trotzdem werde ich diejenige sein, die den Verstand verliert. Wenn ich daran denke, daß ich mit einem netten Jungen, einem netten Typ, Tausende von Kilometern von hier entfernt leben könnte. Ich bin jung, ich bin hübsch, was bringt mich dazu, meine Zeit in einer Mördergrube zu verplempern? Es gelingt mir nicht mal mehr zu scherzen. Das nervt mich. Ich darf einfach nicht mehr daran denken, das ist alles.
    Tagebuch des Mörders
    Es ist getan. Es ist gut. Ich habe es getan.
    Ich erinnere mich ganz gut, vom Anfang bis zum Ende. Gestern abend haben wir in Demburry Pause gemacht. Es regnete in Strömen. Wir waren hundemüde. Wir drehten zum Schlafen die Sitze runter und gingen zum Abendessen. Dort war ein Mädchen. Hübsch. Ganz allein. Ganz allein an einem Tisch. Wir scherzten. Clark lud sie ein, sich uns anzuschließen. Das Mädchen lehnte ab. Sie gefiel mir gut. Sie war anziehend. Stark sagte irgendwann, daß es nicht mehr regne.
    Wir gingen. Wir legten uns hin. Wenig später schliefen alle. Einer von uns stand vorsichtig auf. Ganz vorsichtig.
    Ich ging in eine Telefonzelle. Ich verlangte den Drugstore. Ich sah das Mädchen durch die Scheibe.
    Sie aß einen Hot dog. Der Chef rief sie ans Telefon. Ich lud sie ein, mit mir etwas trinken zu gehen. Sie fragte, wer ich sei. Ich sagte es ihr. Sie fragte, von wo aus ich anriefe. Ich sagte ihr auch das. Sie blickte durch die Scheibe und lachte. Ich hatte gewonnen.
    Sie bezahlte und ging, ich wartete an der Straßenecke auf sie. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Sehr stark. Wir rannten. Wir suchten Schutz unter einem Portal. Einem dunklen Portal. Sie sind ruhig am Abend, die kleinen Dörfer. Niemand auf der Straße.
    Ich nahm den Schraubenzieher aus meiner Tasche, schob ihn unter
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