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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau
Autoren: Sara Paretsky
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Terry an.«
    Terry Finchley, ihr unmittelbarer Vorgesetzter in den vier letzten Jahren, die sie bei der Polizei verbracht hatte, war mittlerweile der große Star beim Dezernat für Gewaltverbrechen.
    Und Mary Louise hatte bei ihrem Abschied dafür gesorgt, dass sie ihn auch später noch jederzeit anrufen konnte.
    Mary Louise und ich hatten uns sogar bei einigen Fällen kennengelernt, in denen Terry Finchley und ich miteinander zu tun gehabt hatten. Ich habe ihn immer gut leiden können, aber seit die Sache zwischen Conrad und mir aus ist, gibt er sich mir gegenüber ein bisschen zurückhaltend, weil er und Conrad ziemlich eng befreundet sind. Obwohl Conrad sich von mir getrennt hat und nicht umgekehrt, ist Terry der Ansicht, dass ich seinen Freund ziemlich schäbig behandelt habe. Doch er ist ein zu aufrichtiger Mensch, um sich auch Mary Louise gegenüber distanziert zu verhalten, nur weil sie für mich arbeitet.
    »Werden Sie den Lieutenant anrufen und sich beschweren?« fragte Mr. Contreras. Damit meinte er Bobby Mallory, den alten Freund meines Vaters.
    »Ich glaube nicht.« Bobby würde nämlich eher mich wegen meiner Einmischung in polizeiliche Ermittlungen anblaffen als im RogersPark-Revier anzurufen und sich über Lemour zu beschweren. Wahrscheinlich würde er sagen, wenn ich schon unbedingt Räuber und Gendarm spielen wollte, müsste ich auch die Konsequenzen tragen, die das mit sich brachte.

Auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz
    »Tja, und was wollen Sie jetzt machen, Schätzchen?« fragte Mr. Contreras.
    Ich runzelte die Stirn. »Ich möchte rausfinden, wer die Frau auf der Straße ist, denn dann verstehe ich wahrscheinlich auch, warum die Beamten unbedingt einen Schuldigen für den Unfall suchen. Aber als erstes brauche ich einen Wagen. Wer weiß, wie lange es dauern wird, bis der Trans Am wieder einsatzbereit ist, wenn die Polizei ihn sich erst mal vornimmt.«
    Ich rief bei meiner Versicherung an, aber die konnte mir auch nicht weiterhelfen. Der Trans Am war zehn Jahre alt; er hatte nur noch Schrottwert. Sie würde mir weder das Abschleppen noch die Reparatur noch einen Leihwagen zahlen. Ich war nicht sonderlich freundlich zu dem Vertreter, aber der erklärte mir nur, eine Versicherung für einen so alten Wagen sei sowieso Unsinn.
    Ich knallte den Hörer auf die Gabel. Wieso hatte ich diesem Idioten und der Gesellschaft von Halsabschneidern, die er vertrat, bloß das schöne Geld in den Rachen geworfen? Dann setzte ich mich mit ein paar Leihwagenfirmen in Verbindung und musste feststellen, dass ich Hunderte, ja vielleicht sogar tausend Dollar für ein Mietauto ausgeben müsste, wenn mein Trans Am ein paar Wochen lang nicht zu gebrauchen wäre.
    »Vielleicht sollte ich ein paar tausend Dollar zusammenkratzen und mir einen gebrauchten Wagen kaufen, der noch so gut ist, dass ich ihn verkaufen kann, wenn der Trans Am wieder in Ordnung ist. Oder ein Motorrad, eine Harley zum Beispiel.«
    »Keine Harley«, sagte Mr. Contreras. »Carmen Brioni, ein alter Freund von mir - lange vor Ihrer Zeit -, ist immer mit 'ner schönen großen Honda 650 in der Stadt rumgefahren und hat sich eingebildet, dass er noch 'n Teenager ist. Aber irgendwann hat ihn ein Sattelschlepper in der Nähe von Lockport vom Highway gedrängt. Von da an hat er kein Wort mehr gesagt und sieben Jahre lang vor sich hin vegetiert, bis der liebe Gott endlich ein Einsehen gehabt und ihn zu sich genommen hat.«
    Gemeinsam sahen wir uns die Anzeigen in der Zeitung an, aber die deprimierten mich nur noch mehr: Alle auch nur einigermaßen straßentauglichen Wagen kosteten drei- bis viertausend Dollar. Und obendrein würde ich noch einen ganzen Tag brauchen, um überhaupt einen aufzutreiben.
    »Warum überlassen Sie die Sache mit dem Wagen nicht mir?« fragte Mr. Contreras. »Ich hab' den meinen damals verkauft, wie ich hierher gezogen bin, weil ich mir die Versicherung und die ganzen anderen Ausgaben dafür von meiner Rente nicht leisten konnte. Deswegen bin ich auch aus meinem alten Viertel weggezogen, als Clara gestorben ist. Die meisten von meinen Freunden haben sowieso nicht mehr in der Stadtmitte gewohnt, weil sie dort zuviel Angst hatten, also war das kein Gesichtspunkt. Und hier war ich nahe genug an der Bahn und konnte zu Fuß einkaufen gehen. Außerdem habe ich so keine Probleme mit der Parkerei. Aber ich weiß immer noch, wie ein guter Motor klingen muss. Was stellen Sie sich denn vor?«
    »Einen Jaguar XJ-12«, sagte ich, ohne zu
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