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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: Eoin Colfer
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oben. Es schien ihr so, als habe die Eisdecke bereits wieder begonnen, sich zu schließen. Was sollte denn noch alles schief gehen? Sie hörte den Commander in ihr Ohr brüllen, doch sie schaltete auf Durchzug und konzentrierte sich ganz darauf, wieder ins Trockene und auf festen Boden zu kommen.
    Eiskristalle spannten sich über dem Loch wie Spinnweben. Das Meer schien entschlossen, sie bei sich zu behalten.
    So weit kommt's noch, dachte Holly, richtete sich auf, Helm nach oben, und gab Vollgas. Sie brachen durch das Eis, flogen im hohen Bogen durch die Luft und landeten auf dem rauen Bug des U-Boots.
    Das Gesicht des Menschenmannes war so weiß wie die Landschaft ringsumher. Holly beugte sich wie ein Raubtier über seine Brust und legte die angebliche Wunde frei. Auf dem Deck war Blut, aber es stammte von Artemis junior. Sie hatten den Verschluss einer Hydrosionspatrone geöffnet und sie zur Hälfte mit Blut aus Artemis' Arm gefüllt. Beim Aufprall hatte der Spritzer Artemis senior aus dem Gleichgewicht gebracht und die leuchtend rote Flüssigkeit in der Luft verteilt. Sehr überzeugend. Dass er danach in das eisige Wasser geschubst worden war, hatte allerdings nicht zu ihrem Plan gehört.
    Das Geschoss war zwar nicht in die Haut eingedrungen, aber Mister Fowl war noch nicht außer Lebensgefahr. Hollys Thermofilter zeigte ihr, dass sein Herzschlag gefährlich langsam und schwach war. Sie legte ihre Hände auf seine Brust. »Heile« flüsterte sie. »Heile.«
    Und die Magie floss hinunter in ihre Fingerspitzen.
     
    * * *
     
    Artemis hatte es nicht ertragen, Holly bei ihrem Rettungsversuch zuzusehen. Hatte er das Richtige getan? Was, wenn die Hydrosionspatrone seinen Vater ernsthaft verletzt hatte? Wie sollte er seiner Mutter je wieder in die Augen blicken?
    »Oh nein«, stöhnte Butler.
    Artemis war sofort an seiner Seite. »Was ist?«
    »Ihr Vater ist im Wasser. Einer von den Russen hat ihn reingeworfen.«
    Der Junge stöhnte. Das Wasser war genauso tödlich wie eine Kugel. Er hatte ja befürchtet, dass etwas passieren würde.
    Root verfolgte ebenfalls den Rettungsversuch. »Okay, sie ist jetzt über dem Wasser. Haben Sie Sichtkontakt, Holly?«
    Keine Antwort. Nur Rauschen in seinen Helmlautsprechern.
    »Captain, hören Sie mich? Bitte melden.« Nichts.
    »Holly?« Sie sagt nichts, weil es zu spät ist, dachte Artemis und wendete sich wieder ab. Sie kann nichts mehr tun, kann meinen Vater nicht mehr retten, und es ist alles meine Schuld.
    Roots Stimme unterbrach seine Gedanken. »Die Russen hauen wirklich ab«, berichtete er. »Holly ist jetzt beim U-Boot, über dem Loch im Eis. Sie taucht unter. Holly, wie sieht's aus? Holly, bitte kommen, sagen Sie etwas.«
    Nichts. Endloses Schweigen. Dann brach Holly wie ein aufgezogener Spielzeugdelphin durchs Eis. Sie schoss in einem kurzen Bogen durch die arktische Nacht und landete dann mehr schlecht als recht auf dem Deck der Nikodim .
    »Sie hat Ihren Vater«, rief der Commander aus. Artemis setzte sich seinen geliehenen ZUP-Helm auf und wartete angespannt, endlich Hollys Stimme aus dem Lautsprecher zu vernehmen. Er zoomte das Bild in seinem Visier so weit heran, dass er meinte, seinen Vater berühren zu können, und schaute gebannt zu, wie Holly sich über ihn beugte und Magiefunken aus ihren Fingern schossen.
    Nach einer Weile blickte Holly auf, direkt in Artemis' Augen, als wüsste sie, dass er zusah. »Ich hab ihn«, keuchte sie. »Der Menschenmann lebt. Es sieht ziemlich übel aus, aber er atmet.«
    Artemis sank zu Boden, von Schluchzern der Erleichterung geschüttelt. Er weinte eine volle Minute, dann war er wieder er selbst. »Gut gemacht, Captain. Und jetzt nichts wie weg hier, bevor Foaly aus Versehen einen seiner Brandsätze aktiviert.«
    Unten in den Eingeweiden der Erde lehnte der Zentaur sich vor seinem Schaltpult zurück. »Führen Sie mich nicht in Versuchung«, schmunzelte er.

Ein oder zwei Epiloge
     
    Tara
     
    Artemis beeilte sich, zur St. Bartlebys School zurückzukommen. Dort musste er sein, wenn die Ärzte in Helsinki seinen Vater anhand des entsprechend ramponierten Passes identifizierten, den Foaly für ihn fabriziert hatte.
    Holly hatte ihr Bestes getan, um dem verletzten Artemis Fowl senior zu helfen, hatte seine Brustwunde geheilt und sogar seinem blinden Auge die Sehfähigkeit zurückgegeben. Um das Bein wieder anzubringen, war es jedoch zu spät, zumal sie es ja ohnehin nicht hatten. Nein, Artemis senior brauchte gründliche medizinische
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