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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: Eoin Colfer
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Hand über die Muschel. »Er will, dass ich ihm den Sack abnehme. Was soll ich tun?«
    Kamar seufzte. Langsam war es ja wohl klar, wer von ihnen beiden mehr im Kopf hatte. »Tu's einfach. Was soll's? In fünf Minuten sind sie sowieso beide tot.«
    »Okay, Fowl. Ich nehme ihm den Sack ab. Das Gesicht, das Sie gleich sehen werden, ist das Ihres Vaters.« Der massige Russe lehnte den Gefangenen gut sichtbar gegen die Luke des Turms und zog ihm mit einer Hand den Sack vom Kopf.
    Am anderen Ende der Leitung schnappte jemand hörbar nach Luft.
     
    * * *
     
    Durch das Zoom seines geliehenen ZUP-Helms kam es Artemis so vor, als wäre der Kommandoturm nur einen Meter entfernt. Unwillkürlich entfuhr ihm ein Schnaufer, als Wassikin dem Unbekannten den Sack vom Kopf zog.
    Es war sein Vater. Deutlich verändert, aber immer noch erkennbar. Artemis Fowl der Erste, ganz ohne Zweifel.
    »Nun«, fragte der Russe an seinem Ohr. »Ist er es?«
    Artemis bemühte sich, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ja«, sagte er. »Er ist es. Glückwunsch. Sie haben da eine recht wertvolle Geisel.«
    Im Kommandoturm reckte Wassikin triumphierend den Daumen in die Luft. »Er ist es«, flüsterte er. »Wir sind reich!«
    Doch Kamar teilte seinen Jubel nicht. Er würde erst feiern, wenn er die Scheine in der Hand hatte.
     
    * * *
     
    Butler stützte die Farshoot Neutrino, die er aus dem Arsenal der ZUP ausgewählt hatte, auf dem Dreibein ab. Fünfzehnhundert Meter. Kein leichter Schuss. Aber es war windstill, und Foaly hatte ihm ein Zielfernrohr gegeben, das ihm die Arbeit fast abnahm. Das Fadenkreuz war auf den Oberkörper von Artemis Fowl senior gerichtet.
    Er holte tief Luft. »Artemis, sind Sie sicher? Das hier ist riskant.«
    Artemis antwortete nicht, sondern vergewisserte sich zum hundertsten Mal, dass Holly in Position war. Natürlich war er nicht sicher. Bei einem Täuschungsmanöver wie diesem konnten tausend Dinge schief gehen, aber was blieb ihm anderes übrig?
    Er nickte. Nur einmal. Butler drückte ab.
     
    * * *
     
    Der Schuss traf Artemis senior in die Schulter. Er wirbelte herum und fiel gegen den überraschten Wassikin.
    Der Russe heulte auf vor Empörung und hievte den blutenden Iren wütend über den Rand des Kommandoturms. Artemis senior glitt am Rumpf hinab und brach durch die dünne Eisdecke, die das U-Boot umgab.
    »Er hat ihn erschossen«, heulte der chuligany . »Der Teufel hat seinen eigenen Vater erschossen.«
    Kamar war fassungslos. »Du Idiot!«, bellte er. »Du hast gerade unsere Geisel über Bord geworfen!« Er spähte hinunter in das schwarze Loch im Eis. Außer ein paar Luftblasen war da keine Spur mehr von dem Irlandez .
    »Spring doch hinterher und fisch ihn raus, wenn du willst«, erwiderte Wassikin beleidigt.
    »War er tot?« Wassikin zuckte die Achseln. »Kann sein. Er hat stark geblutet. Und wenn die Kugel ihn nicht erledigt, tut es das Wasser. Egal, ist schließlich nicht unsere Schuld.«
    Kamar fluchte inbrünstig. »Ich glaube kaum, dass Britwa das auch so sehen wird.«
    »Britwa«, sagte Wassikin tonlos. Die einzige Sprache, die der Menidzher verstand, war Geld. »O Gott. Wir sind so gut wie tot.«
    Das Handy, das auf dem Boden lag, gab seltsame Geräusche von sich. Artemis junior war immer noch in der Leitung.
    Michail hob das Handy auf, als wäre es eine Granate. »Fowl? Sind Sie noch dran?«
    »Ja.«
    »Sie verrückter Teufel! Was haben Sie getan? Ihr Vater ist so gut wie tot. Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung!«
    »Die haben wir auch. Aber eine etwas andere. Sie können sich Ihr Geld immer noch verdienen.«
    Michails Panik flaute ab und er begann gebannt zuzuhören. Gab es womöglich einen Ausweg aus diesem Albtraum?
    »Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass mein Vater nach Hause kommt und mir alles kaputtmacht, was ich in den letzten zwei Jahren aufgebaut habe.« Michail nickte. Das klang vollkommen logisch. »Also musste er sterben. Um sicher zu sein, wollte ich selbst dabei sein. Aber ich könnte Ihnen immer noch eine Kleinigkeit dalassen.«
    Wassikin traute sich kaum zu atmen. »Was denn für eine Kleinigkeit?«
    »Das Lösegeld. Die ganzen fünf Millionen.«
    »Und warum sollten Sie das tun?«
    »Sie kriegen das Geld und lassen mich unbehelligt nach Hause fahren. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Gut. Dann schauen Sie jetzt mal zur anderen Seite der Bucht.«
    Michail blickte hinüber. Oben auf dem schneebedeckten Hang brannte ein Leuchtsignal.
    »An dem Signal
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