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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Autoren: S Townsend
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alles zu drehen und unwillkürlich plauderte ich die Handlung meines neuen Romans aus. »Eine Allegorie über Zwillinge namens Jack und John Turm, die von einer tödlichen Krankheit niedergestreckt werden.« Der Morgen graute schon, als Clarke ging.

Samstag, 27. Oktober
    Mohammed ist davon überzeugt, dass das Öl im Mittelpunkt des Kriegs in Afghanistan steht. Er muss es wissen, immerhin ist er der Geschäftsführer einer BP-Tankstelle und verfügt als solcher über Insiderinformationen.

Sonntag, 28. Oktober
    Der Tag begann gut. Meine Eltern nahmen die Jungs mit auf die Golden Mile in Leicester, um sich die Feierlichkeiten zum hinduistischen Lichterfest Diwali anzusehen. Da ich das Haus endlich einmal für mich allein hatte, rief ich Pamela an und lud sie zum Tee ein. Um 16:00 Uhr lagen wir im Bett. Von ihrer Hyazinthenallergie war nichts mehr zu sehen, ihre Haut war blass und weich. Geschlechtsverkehr fand gerade statt, als um 16:25 Uhr das Bett bebte. Genauer gesagt bebte das gesamte Haus, und mehrere Ziegel fielen vom Dach. Pamela murmelte an meinem Hals: »Mein Gott, Adrian, das ist das erste Mal, dass die Erde sich für mich bewegt hat.«

Montag, 29. Oktober
    Die Schlagzeile des Leicester Mercury brüllte: »ERDBEBEN! HABEN SIE DIE ERSCHÜTTERUNG GESPÜRT?« Offenbar befanden Pamela und ich uns genau im Epizentrum des Bebens von 3,8 auf der Richterskala, das verängstigte Bewohner von Melton Mowbray und Nord-Leicestershire in Panik aus ihren Häusern trieb. Ein Kästchen auf der Titelseite des
Mercury fragte die Leser: »Was haben Sie gerade gemacht, als die Erde bebte? Berichten Sie unserer Redaktion davon.« Ich hoffe inständig, dass Pamela diesem Aufruf nicht nachkommt.

Montag, 5. November
    Arthur Askey Way
     
    Mein Independent wurde heute Morgen nicht zugestellt. Ich ging zum Zeitungsladen, um mich zu beschweren und mein Exemplar persönlich abzuholen. Ein Jugendlicher von ungefähr vierzehn Jahren saß auf dem Bürgersteig vor dem Geschäft, neben sich einen in Stofffetzen gewickelten Luftballon. Der Ballon trug einen unbeholfen mit Filzstift aufgemalten Bart und eine runde Brille.
    Als ich vorbeiging, murmelte der Junge: »’n Penny übrig?« Ich wühlte im Kleingeldfach meiner Brieftasche und gab ihm einen Penny. Wütend schleuderte der Halbwüchsige ihn auf den Boden und schimpfte: »Alter Geizkragen.« Ich sagte ihm, dass ich selten eine so armselige Darstellung von Guy Fawkes gesehen hätte. Er zupfte an den Fetzen um den Kopf des Luftballons und entgegnete: »Das liegt da dran, dass das gar nicht Guy Fawkes ist, das ist doch Osama bin Laden. Wir verbrennen ihn heute Abend im Park.«
23:00 Uhr
    Das war die letzte Party zum Guy-Fawkes-Tag, die ich je in meinem Garten abhalten werde. Die Würstchen sind im Ofen geplatzt, die Kartoffeln waren völlig verkohlt und mein Feuerwerkssortiment war in weniger als zehn Minuten abgebrannt. Keines der Feuerräder drehte sich. Meine
Gäste verrenkten sich ständig die Köpfe gen Osten, wo die Raketen des öffentlichen Feuerwerks den Himmel mit spektakulären Mustern und Farben erfüllten.
    Im Park nebenan drängten sich meine lieben Nachbarn mit ihren Sozialarbeitern und Bewährungshelfern. Die Kommunalpolizei kümmerte sich um das Feuerwerk, und für das große Freudenfeuer war – als gewagtes soziales Experiment – Wayne Drabble verantwortlich, der Brandstifter, der letztes Jahr die Pfadfinderhütte angezündet hat. Beim Halal-Grill lief ich zufällig Mohammed über den Weg, und er erzählte mir, dass sein hitzköpfiger jüngster Bruder Imran unentwegt davon spreche, nach Afghanistan zu fliegen, um Seite an Seite mit seinen islamischen Brüdern zu kämpfen.
    Mohammed sagte, dass Imran versucht habe, seine Freundin Kylie Dodge zu überreden, sich mit einer Burka zu verhüllen und zehn Schritte hinter ihm zu gehen. Aber sie meinte, sie hätte schöne Beine und würde sie auf gar keinen Fall bedecken. Mohammed bezweifelte mir gegenüber, dass Imran überhaupt nach Heathrow fände, ganz zu schweigen von Afghanistan. Er sagte: »Und außerdem müsste er sich einen falschen Bart kaufen, weil er sich noch nie rasieren musste, nicht ein einziges Mal in seinem ganzen Leben.«

Sonntag, 11. November
    Arthur Askey Way
     
    Als ich heute Morgen mit William auf dem Weg zum Baumarkt war, um Ersatzbirnen für die Weihnachtsbaum-Lichterkette zu kaufen, kam ich an einer Gruppe uralter Männer und Frauen vorbei, die auf das Kriegerdenkmal zumarschierten. Manche von ihnen
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